Bargeld ist schwer zu kontrollieren. Darum ist es beim Bürger, der nicht hilfloser Untertan der Obrigkeit sein will, als Garant von wirtschaftlicher Unabhängigkeit beliebt. Bargeld macht frei!
Aber die „Eliten“ planen die Unterwerfung des freien Staatsbürgers. Das Bargeld soll weg!
Manche Argumente zur Abschaffung des Bargeldes sind in ihrer Einfältigkeit kaum zu übertreffen. Beispiel gefällig?
Die niederländische Zentralbank hat in einer Studie festgestellt, dass
Barzahlen die Umwelt stärker schädigt und mehr klimaschädliche Gase produziert als Kartenzahlungen.
Die niederländische Studie mit dem Titel „Life cycle assessment of card payments“ stellt fest, dass Kartenzahlungen pro Transaktion 21% weniger CO2-Ausstoß verursachen als Barzahlungen. Eine Reduktion der Anzahl der Geldautomaten um eine Viertel würde den CO2-Ausstoß um 8% senken, generelles Bezahlen mit Plastikgeld sogar um 20%.
Und der Gesamteffekt: Ein Umsteigen auf Plastikgeld würde lediglich
ein Hundertzwanzigtausendstel des C02-Ausstoßes der Niederlande vermeiden.
Geht es noch dämlicher?
Aber dann werden doch dunkle Wolken am Horizont sichtbar,
statt dämlich nun heimtückisch:
Die Leiterin der Division Geldpolitische Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB), Katrin Assenmacher, hat gemeinsam mit Signe Krogstrup, einer Beraterin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Möglichkeiten untersucht,
Bargeld gegenüber Bankguthaben abzuwerten
Die völlige Bargeld-Abschaffung halten Assenmacher und Krogstrup noch für verfrüht, weil der Bargeldanteil am Bezahlmarkt im Euro-Raum zu hoch sei und verschiedene Bevölkerungsgruppen auf Bargeld angewiesen seien.
Die Lösung sehen sie darin,
Bargeld indirekt mit einem Negativzins
zu belegen.
Das hat schon vor gut einem Jahrhundert der Geld- und Bodenreformer Silvio Gesell vorgeschlagen.
Seine Methode: Banknoten verlieren im Zeitablauf an Wert. Nutzer müssen Stempelaufdrucke kaufen, mit denen der alte Wert wiederhergestellt wird. Einige modernere Vorschläge von teils prominenten Ökonomen gehen in eine ähnliche Richtung, werden aber von Assenmacher und Krogstrup als letztlich nicht praktikabel betrachtet.
Besser weg kommt dagegen ein
Lösungsvorschlag des Chefvolkswirts der US-Großbank Citi, Willem Buiter.
Demzufolge wird Bargeld im Fall von Negativzinsen auf Bankguthaben laufend gegenüber Bankengeld abgewertet, sodass beide Geldhalteformen gleich attraktiv bleiben.
Aufschlag für Bargeld
Wenn die Notenbank Bargeld unattraktiver machen wolle, zum Beispiel, wenn die Kunden – aus gutem Grund (!) – Vertrauen in die Sicherheit des Buchgelds verlieren, könne sie die Abwertung auch stärker ausfallen lassen. Die Zentralbank würde jeden Tag einen neuen Wechselkurs zwischen Bargeld und Banken-Buchgeld veröffentlichen.
Bei einem Negativzins von 4% läge der Kurs nach nur drei Monaten bei 101 Bar-Euro für 100 Buch-Euro. Die EZB würde den Banken bei Auszahlung von Euro 100 Bargeld nur etwa Euro 99 vom Zentralbankkonto abziehen oder bei Einzahlung von Euro 100 Bargeld auch nur Euro 99 dem Konto gutschreiben.
Die gleiche Relation gälte am Geldautomaten. Einzelhändler und sonstige Verkäufer würden entsprechend von Barzahlern 1% mehr verlangen. Nach einem Jahr läge der Aufschlag gegenüber Kartenzahlungen dann bei 4%. Eine Nebenwirkung wäre wohl, mutmaßen Assenmacher und Krogstrup, dass viele Händler erst einmal versuchen würden, Kunden vom Barzahlen abzuhalten, um sich das Hantieren mit verschiedenen Preisen zu sparen.
Damit das Ganze auf die beabsichtigte Weise funktioniert, wäre sicherzustellen, betonen die beiden, dass Verkäufer die
- Preise in elektronischem Geld auszeichnen und nicht in Bar-Euro.
Dabei müsste man überlegen,
- Bargeld den Status des gesetzlichen Zahlungsmittels zu entziehen
und ihn auf Bankguthaben zu übertragen.
Das schafft zwar Probleme, aber die Autorinnen halten diese für lösbar und ziehen das Resümee:
„Ein solches gespaltenes lokales Währungssystem sollte zusammen mit Alternativen in Betracht gezogen werden, um die Geldpolitik im Niedrigzinsumfeld effektiv zu halten.“
Sind das nicht bedrohliche Aussichten?
Der Harvard-Ökonom und frühere US-Finanzminister Larry Summers schlägt sogar die weitgehende Beseitigung von Bargeld vor, damit dieses nicht als Ausweichmöglichkeit genutzt wird, wenn – wie derzeit – die Leitzinsen der Notenbanken negativ sind. Denn wenn die Banken diese Negativzinsen an Einlagenkunden weitergeben würden, könnten diese ihr Geld abheben und als Bargeld aufbewahren.
Bargeld ade in Kanada?
Der radikalste Vorschlag kommt von der Bank von Kanada. Sie fragt in einem im Oktober 2018 veröffentlichten Arbeitspapier, ob man Bargeld vermissen würde, wenn es nicht mehr da wäre:
„Is a Cashless Society Problematic?“
Dafür prüfen die drei Autoren der Studie alle möglichen Aspekte, die als Vorteile von Bargeld gelten, und kommen jeweils zu dem Ergebnis, dass elektronisches Geld das Gleiche leisten könnte.
Das mögliche Problem, dass Menschen im abgelegenen, dünn besiedelten Norden des Landes keine zuverlässige Kommunikationsinfrastruktur für elektronisches Bezahlen haben, wischen die Autoren mit dem Hinweis beiseite, dass fast alle Kanadier einen Telefonvertrag abgeschlossen hätten.
Blackouts der Zahlungsverkehrssysteme seien auch kein großes Problem, weil viele Menschen und Unternehmen Verträge mit verschiedenen Anbietern hätten und die wichtigsten Abwicklungssysteme auf Zuverlässigkeit geprüft werden. Die Sorge, dass die Abwicklungsgebühren kräftig steigen könnten, wenn der Konkurrent Bargeld weg ist, halten die Autoren für unbegründet, weil es weiterhin Konkurrenz zwischen verschiedenen Anbietern gebe.
Dann wäre ja alles bestens gelöst – oder?
Es ziehen sich dunkle Wolken am Horizont zusammen, die die freie Verfügbarkeit des Menschen über ihr ehrlich erworbenes Geldvermögen bedrohen.