Der globale Ausverkauf an den Börsen hat sich am 24. August beschleunigt. Rund um den Globus verloren Aktien zwischen fünf und neun Prozent an Wert. In Panik trennten sich die Investoren von ihren Papieren.
- Der Dow Jones rauschte gleich zu Handelsstart um mehr als 1000 Punkte in die Tiefe, das war der größte Punkteabsturz in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Index.
- Die Verluste in China wurden anscheinend nur durch die Notbremsregelung limitiert, nach der einzelne Werte nicht mehr als 10% pro Tag fallen dürfen. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters waren 80 Prozent der Aktien in Shanghai und Shenzen bis auf das Limit gefallen. Viele Werte wurden vom Handel ausgesetzt.
Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass irgendetwas in der Weltwirtschaft gerade gewaltig schiefläuft. Von China über Brasilien bis Japan.
Nur an diesem „Schwarzen Montag“ wurde ein globaler Börsenwert von rund drei Billionen Dollar vernichtet.
Zuvor, in der vorletzten Augustwoche, verlor der Shanghai SE Composite mehr als 11%, der Dax nahezu 8%, der Dow ca. 6%, der Nickei gute 5%.
Die globalen Investoren reduzieren die Risiken in ihren Portfolios. Sie verkaufen Aktien und Rohstoffe und parken das Geld in sicheren Anlagen. Dieses globale „De-Risking“, wie das im Jargon heißt, hat weltweit über acht Billionen Dollar an Börsenwerten vernichtet, das entspricht fast der jährlichen Wirtschaftsleistung von China.
Das sind Signale einer systemischen Krise, Endzeitstimmung.
Unsere „Geldumwälzpumpe“ hat sich im Leerlauf überhitzt. Es kursiert zu viel elektronisches Geld im System, Geld, das nicht aus produktiven Geschäften stammt, das einfach aus dem Nichts geschaffen wurde durch das Privatbankensystem im Zusammenwirken mit den Zentralbanken. Die Geldmenge ist nicht mehr Spiegelbild von wirtschaftlicher Produktivität, sondern Ergebnis unproduktiver Zockerei. Somit stösst das System nunmehr an die Grenzen der Glaubwürdigkeit.
Die Erkenntnis greift um sich: Was nicht real ist, was nur künstlich aufgeblasen worden ist, ist zum Platzen verurteilt.
- Die Unternehmen nutzen das Geld der Sparer nicht mehr, um damit in großem Stil in neue Geschäfte zu investieren.
- Stattliche gegenwärtige Gewinne verwenden sie, um gigantische Summen an die Aktionäre auszuschütten. In den Siebzigerjahren haben beispielsweise britische Unternehmen im Schnitt 10% der Gewinne an die Aktionäre als Dividende zurückgegeben, heute jedoch liegt die Quote bei 60% bis 70%.
- Auch deutsche Konzerne bedienen primär ihre Anteilseigner. Siemens etwa ist seit Jahren auf Schrumpfkurs, fährt aber ein Rückkaufprogramm über vier Milliarden Euro. Das heißt: Der Konzern verwendet Gewinne nicht, um mit innovativen Produkten zu wachsen, sondern gibt lieber seinen Aktionären ihr Geld zurück.
- Aus den Zahlen des Statistischen Bundesamts geht hervor, dass die deutsche Wirtschaft insgesamt nur noch gut 6% des Bruttoinlandsprodukts in neue Ausrüstungen steckt. Das ist der niedrigste Wert seit Jahrzehnten.
Wir haben es mit einer grundlegenden Vertrauenskrise zu tun.
Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 wächst der Welthandel nur noch langsam.
- In den vergangenen zwölf Monaten nahm er um 1,5% zu,
- vor der Krise lag das durchschnittliche Wachstum bei 7%.
In den Volkswirtschaften der westlichen Welt bleibt die Dynamik brüchig. Japans Ökonomie dürfte trotz Abenomics im zweiten Quartal 2015 schon wieder geschrumpft sein.
Erholung sieht anders aus.
In seiner Kolummne vom 16. August im Spiegel fasst Henrik Müller die aktuelle Lage zusammen wie folgt:
“Als 2008 die Krise ausbrach, waren die Arsenale der Wirtschaftspolitiker prall gefüllt. Die Zinsen waren relativ hoch, die Staatsschulden niedrig, Öl und Rohstoffe teuer. Mit anderen Worten: Im Kampf gegen den Abschwung nach der Lehman-Pleite verfügten Regierungen und Notenbanken über jede Menge Munition.
Ganz anders heute. Die Zinsen sind bereits bei null, viele Staaten taumeln nach wie vor am Rande der Pleite. Öl und andere Rohstoffe sind bereits billig. Mit anderen Worten: Falls sich der derzeitige globale Abschwung verschärft, haben Regierungen und Notenbanken kaum noch etwas entgegenzusetzen.
Machen Sie sich daher auf eine raue Phase gefasst – innenpolitische und internationale Konflikte inklusive!”
Yuan Abwertung
Der Yuan hatte zugelegt, obwohl er eigentlich wegen schwacher Wirtschaftsdaten hätte fallen müssen. Der Auftrieb hing mit der Bindung an den US-Dollar zusammen, mit dem sich der Yuan zuletzt fast parallel entwickelt hatte. Ein schwächerer Yuan im Vergleich zum US-Dollar macht chinesische Exporte billiger.
Binnen zwei Tagen verlor der chinesische Yuan in der zweiten Augustwoche 2015 3,47% an Wert – so viel wie seit mehr als 20 Jahren zuvor nicht mehr.
China hatte zunächst den Referenzwert 1,9% tiefer als am Vortag festgelegt. Gleichzeitig kündigte die chinesiche Zentralbank an, künftig Marktkräften eine größere Rolle zu geben, also die Tendenzen des Marktes bei der neuerlichen Festsetzung des Referenzkurses zu berücksichtigen. Als Chinas Währung zum Ende des Handelstages am darauffolgenden Tag um etwa 1,5% nachgegeben hatte, legte die Zentralbank den Referenzwert am Mittwoch dann knapp unter dem Schlusskurs des Vortages fest.
Die chinesische Zentralbank erklärte, bei der täglichen Berechnung des Referenzkurses eine neue Methode zu verwenden. Während das Institut den Referenzkurs bislang selbst festlegte, soll sich der Kurs künftig am Schlussstand des Vortages orientieren. Der Einfluss der Marktkräfte soll gestärkt werden.
Peking hatte mit dem Schritt zunächst noch gehofft, seine Chancen auf eine Aufnahme in einen Korb von internationalen Reservewährungen des IWF zu verbessern. Darin sind bisher der US-Dollar, der Euro, das britische Pfund und der japanische Yen enthalten.
Das Motiv existiert nun aber nicht mehr.
Der IWF hat mitgeteilt, dass daraus frühestens im September 2016 etwas werden wird.
Chinas Währung hatte aufgrund seiner Anbindung an den Dollar im Sog der Dollarstärke gegenüber vielen Währungen aufgewertet. So kostete ein Yuan Mitte September 2012 knapp über 12 Yen und am 5. Juni 2015 waren es im Hoch 20,28 Yen für einen Yuan. Diese enorme Aufwertung der Währung hat zu massiven Einbußen bei der Wettbewerbsfähigkeit Chinas geführt.
Den Chinesen ist die Aufwertung zu Yen und Euro infolge der Dollarstärke ein Dorn im Auge.
Sollte die US-Notenbank nun auch noch die Leitzinsen tatsächlich anheben, werden die Chinesen einer weiteren Aufwertung des Dollars mit Sicherheit nicht folgen. Denn diese Leitzinserhöhung wäre vor allem politisch motiviert und gegen die Schwellenländer gerichtet. Dass die Chinesen hier nicht zum US-Helfershelfer werden wollen, liegt auf der Hand.
Die Yuan Abwertung vom 11. August 2015 ist daher ein Datum, welches wir uns sehr gut merken sollten. China zeigt den USA die Gelbe Karte.
Die Absage des IWF an China in Sachen Aufnahme des Yuan in den Währungskorb wird sich als schwerer Fehler der USA herausstellen. Die chinesischen US-Staatsanleihenkäufe sind ohnehin weitgehend versiegt.
Wie immer agiert China sehr geschickt. “Stärkung der Marktkräfte” hört sich gut an. Es ist aber absehbar, dass die Marktkräfte derzeit kaum dazu beitragen werden, den Yuan wieder aufzuwerten.
Im Monat zuvor waren die Exporte Chinas im Vergleich zum Vorjahr um 8,9% eingebrochen. Ob Industrieproduktion, Investitionen, Autoverkäufe, alles Ergebnisse waren desaströs. Der Verdacht liegt nahe, dass es um Chinas Wirtschaft noch schlimmer steht, als die ohnehin schon ernüchternden offiziellen Pekinger Zahlen zeigen.
Die Abwertung ist somit logisch, ein schwächerer Yuan hilft dem Export. Der globale Währungskrieg ist längst im Gange. Wir sind Zeugen eines verhängnisvollen Wettlaufs der Zentralbanken der Welt um einen möglichst niedrigen Wechselkurs ihrer Währung.
Nachdem nun auch China in den Kampf um einen möglichst günstigen Wechselkurs eingreift, gingen erst einmal nicht nur die wichtigsten Börsen in die Knie, sondern auch die Preise von einigen Rohstoffen. Durch die Abwertung des Yuan geraten besonders die Schwellenländer Asiens unter Druck. Analysten erwarten, dass weitere Zentralbanken Chinas Beispiel folgen.
Altgediente Marktteilnehmer erkennen im gegenwärtigen Umfeld ein Déjà-vu: Asiens grösste Volkswirtschaft kühlt sich ab und kündet eine Abwertung an, und die Notenbank Federal Reserve steht kurz vor einem Straffungszyklus. Eine ähnliche Ereigniskette hatte im Jahr 1994 einen Abwertungswettlauf ausgelöst, der mit ein Grund für die Asienkrise im Jahre 1997 war.
Schwellenländer:
Der IIF (internationale Großbanken-Verband) warnt vor schwerwiegenden Problemen in den Schwellenländern. Die Experten sprechen von einem „perfect storm“ – eine Metapher für das Zusammentreffen von mehreren widrigen Entwicklungen.
Das IIF nennt vier Faktoren, die auf verhängnisvolle Weise zusammenwirken: den Abfluss von Kapital, eine teilweise hohe Verschuldung der Unternehmen, den Verfall der Rohstoffpreise und den Rückgang der Exporte insgesamt.
Den Abfluss von Kapital, der mit entsprechenden Kursrückgängen verbunden ist, führt das IIF vor allem auf die anstehende Zinserhöhung der US-Notenbank (Fed) zurück. Wie schon 2013, als die Fed das erste Mal eine Straffung der Geldpolitik andeutete, fließt jetzt amerikanisches Geld zurück in die Heimat. Wichtige Faktoren dabei sind auch die – vermeintliche (!) – Erholung der US-Wirtschaft und die Stärke des Dollars: Der Greenback hat laut IIF in den vergangenen drei Jahren gegenüber anderen Währungen, gewichtet nach Handelsvolumen, um 20 Prozent zugelegt und damit ein Zehnjahres-Hoch erreicht.
Das IIF lobt Indien, die Philippinen und Polen als Länder, die relativ gut auf den „Sturm“ vorbereitet sind. Gefährdet seien dagegen besonders Brasilien, die Türkei, Russland und Südafrika. Dabei kommen die Probleme vor allem aus dem politischen Bereich.
In der Türkei sehen die Experten zum Beispiel eine „Politisierung“ ökonomischer Entscheidungen.
In Südafrika spielt auch die Unruhe am Arbeitsmarkt eine Rolle.
Aktien Indices der USA
Seit Anfang Januar haben die Schwergewichte Amazon (plus 70 Prozent), Google (plus 27 Prozent), Facebook (plus 22 Prozent), Apple (plus 4 Prozent), Walt Disney (plus 15 Prozent) und der Pharmariese Gilead Science (plus 22 Prozent) deutlich stärker zugelegt als der marktbreite US-Index S&P 500 (plus 1,2 Prozent).
Doch so erfreulich die Entwicklung dieser 6 Börsenchampions auch ist, so gefährlich ist sie auch.
Ein Blick auf diese 6 Börsenstars offenbart eine höchst ungesunde Mischung am Aktienmarkt. Nach Berechnungen des US-Handelshauses Jones Trading haben allein diese sechs Unternehmen seit Jahresbeginn mehr als 200 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung gewonnen. Das ist mehr als die gesamten Zugewinne im S&P 500 Index.
Der jüngste Börsenaufschwung in den USA wurde ausschließlich von den 6 Säulen
- Amazon,
- Google,
- Facebook,
- Apple,
- Walt Disney
- Gilead
getragen.
Die übrigen 496 Unternehmen im S&P 500 zusammengenommen haben an Wert verloren.
Und wenn dieses Sextett nun auch schwächelt?
In der Tat, es sieht so aus, dass genau das geschieht.
Apple
Probleme in China und Zweifel an der künftigen Innovationskraft von Apple lassen bei Investoren Zweifel aufkommen, ob die Aktie ihren jüngsten Rekordlauf fortsetzen kann. Erstmals seit 2013 sendete die Aktie im August 2015 auch charttechnisch ein Verkaufssignal.
Der Riese wankt fundamental.
Es galt als ausgemacht, dass Apple als erstes Unternehmen der Geschichte einen Börsenwert von einer Billion Dollar erreichen würde. Denn immer mehr Menschen in der Welt wollten nicht mehr auf das iPhone oder den Mac verzichten.
Und dann die Zäsur.
Seit dem 21. Juli 2015 fällt und fällt der Kurs des früheren Börsenstars. Rund 100 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung gingen verloren, weit mehr, als Flugzeughersteller Boing oder Sportartikler Nike wert sind.
Das iPhone 6 verkaufte sich mit fast 75 Millionen Stück nach der Markteinführung im Herbst 2014 so gut, dass Investoren nun skeptisch sind, ob es überhaupt noch weiter aufwärts gehen kann bei dieser Marktsättigung. Hinzu kommen globale Probleme beim Wirtschaftswachstum. Den Aktienanlegern macht auch der Börsencrash in China zu schaffen, dem wichtigsten Wachstumsmarkt für das iPhone. Zugleich verkauft sich die Apple Watch nicht so gut wie erhofft, das sieht eher aus wie ein Flop. Entstand sonst unmittelbar nach Verkaufsstart regelmäßig ein Hype um das neue Produkt, liegen die Computer für das Handgelenk nun in den Regalen.
Zu allem Überfluss tauchen Berichte über Schadsoftware bei Mac-Computern auf, die bislang als immun galten.
Zuletzt sorgten US-Forscher für Aufsehen: Sie entwickelten den Wurm „Thunderstrike 2“, der alle Sicherheitsvorkehrungen der Apple-Rechner austrickst, kaum zu löschen ist und selbst komplette Neuinstallationen des Betriebssystem überlebt. Um sich zu verbreiten, braucht der Wurm nicht einmal das Internet: Er kann sich über Zubehörteile einnisten.
Dass nach Steve Jobs Apple begonnen hatte, mit der NSA zu kooperieren, war bestimmt auch nicht förderlich. Die Persönlichkeit eines Steve Jobs war nicht ersetzbar. Einem Steve Jobs gelang es stets, mit der Erfindung eines neuen Produkts gleichzeitig einen ganzen Markt neu zu definieren.
Disney
Disney hat nach einem Rekordergebnis die Erwartungen für seine Kabelnetz-Sparte zurückgeschraubt. Der Hinweis auf sinkende Abonnentenzahlen beim US-Sport-Bezahlsender ESPN sorgte bereits für eine erste Verkaufswelle.
Amazon
Anfang August 2015 verkündete der Amazon-Chef, er habe für eine halbe Milliarde Dollar Aktien verkauft. Zwar sei dies Teil eines „langfristigen Verkaufsplans“, doch kommen Verkäufe des Topmanagements bei Anlegern selten gut an.
Wir warnen:
Ein ähnliches Szenario gab es auch im Herbst 2007:
- Nur noch wenige Schwergewichte trugen die Indizes auf immer neue Rekordstände.
- Dann folgte der Absturz, in den USA wie in Europa.
Was folgt aus alldem?
Lassen wir noch einmal der Sicht von Henrik Müller an dieser Stelle den Vorrang.
“So instabil, wie die Lage ist, bedarf es womöglich nur eines vergleichsweise kleinen Anstoßes, um die nächste Krise auszulösen.
Und was passiert dann?
Bevor die letzte Krise 2008 mit der Lehman-Pleite begann, waren die Staatsfinanzen in relativer Ordnung. Im Vorkrisenjahr 2007 verzeichneten die OECD-Länder im Schnitt ein Haushaltsdefizit von moderaten 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Einige Länder wie Irland und Spanien, die es später besonders hart traf, fuhren sogar Überschüsse ein. Die USA und Großbritannien hatten zwar Defizite zwischen 3 und 4 Prozent des BIP. Aber angesichts von Verschuldungsgraden von 50 Prozent (Großbritannien), 64 Prozent (USA) und 72 Prozent (Eurozone) des BIP bereitete dies kaum jemandem Kopfzerbrechen. Nur in drei etablierten Ländern – Japan, Italien und Griechenland – lag bereits 2007 die Schuldenquote über 100 Prozent.
Die Staatsschulden-Explosion
Als dann die Krise zuschlug, sparten die Regierungen den wegbrechenden Steuereinnahmen nicht hinterher, sondern vereinbarten massive Konjunktur- und Bankenrettungsprogramme. In der Folge explodierten die Staatsschulden förmlich: In den USA und Großbritannien haben sie sich in Relation zum BIP seit 2007 fast verdoppelt auf rund 110 Prozent. Noch höher liegen sie nach OECD-Angaben in Italien (160 Prozent), Portugal (148 Prozent), Frankreich (122 Prozent) und erst recht in Japan (230 Prozent). Weil vielen Staaten sonst die Pleite droht, wird ihnen gar nichts anderes mehr übrig bleiben, als gegen die nächste Krise anzusparen und sie damit noch zu verschärfen – so wie es Griechenland in den vergangenen Jahren tun musste.
Auch die Notenbanken können nur noch bedingt helfen. 2007 lagen die kurzfristigen Zinsen bei 4,3 (Eurozone), 5,3 (USA) und 6 Prozent (Großbritannien). Bis 2009 schleusten die Notenbanken die Sätze Richtung Nulllinie. Als das nichts half, senkten Amerikaner und Briten auch noch die langfristigen Zinsen, indem sie massiv Anleihen aufkauften („Quantitative Easing“). Seit diesem Jahr hat die EZB den gleichen Weg eingeschlagen.
Kaum noch Spielräume, nirgends. Weder die Finanzpolitik noch die Zinspolitik kann bei einem erneuten Abschwung viel ausrichten.Das gilt auch für die Schwellenländer: Russland und Brasilien mühen sich, ihre Zahlungsfähigkeit zu sichern. Sogar Saudi-Arabien muss sich im Ausland verschulden. China hat ab 2008 als Antikrisenmaßnahme eine gigantische Kapitalmarktblase aufgebläht und leidet nun unter einer der höchsten privatwirtschaftlichen Verschuldungsquoten aller Emerging Markets. Die ernsten Schwierigkeiten, vor denen die Volksrepublik steht, zeichnen sich bereits seit Langem ab.
Wenn die nächste globale Rezession kommt, steht Folgendes zu befürchten:
Die Notenbanken werden alle verbliebene Zurückhaltung aufgeben und in ganz großem Stil Konjunkturprogramme der Regierungen durch den Aufkauf von Staatsanleihen unterstützen – Japan ist dann überall.
Deutschland wird massiv unter Druck geraten, die globale Nachfrage anzukurbeln. Schließlich sind wir die einzige große westliche Volkswirtschaft, die noch über nennenswerten finanziellen Spielraum verfügt (Schuldenquote derzeit unter 80 Prozent).Protektionistische Maßnahmen werden um sich greifen. Das Szenario eines Währungskriegs ist mit der jüngsten Abwertung des Yuan wahrscheinlicher geworden. Begonnen haben dieses gefährliche Spiel übrigens voriges Jahr die Europäer…“
Nicht nur wir warnen und fordern zur Vorsorge auf.