Am 27. Oktober schickten die USA den Zerstörer USS Lassen in Gewässer im Südchinesischen Meer, die China für sich reklamiert. Peking warnte das Kriegsschiff.
Es ist richtig. Peking hat neue militärische Tatsachen geschaffen. Seit Jahrzehnten streitet es sich mit Vietnam, Malaysia, Indonesien und den Philippinen um die Souveränität über Riffe, Atolle und kleine Inseln im Südchinesischen Meer. Seine Küstenwache vertreibt Fischkutter der Nachbarländer aus Gewässern, die auch diese beanspruchen. Jüngst hat China zwei Riffe so weit aufgeschüttet, dass es Flugfelder bauen konnte. Um diese semiartifiziellen Inseln beansprucht es nun einseitig und gegen den Willen der Nachbarn eine Territorialzone von 12 Meilen. Durch eine solche Zone im Spratly-Archipel ist die USS Lassen gefahren. Die USA wollen damit die “Freiheit der Seefahrt” und den Status quo garantieren.
Der Vorfall erinnert an den 1. April 2001. Damals flog ein P3-Abhörflugzeug der US-Marine entlang der chinesischen Küste. Dabei wurde es von Abfangjägern Chinas beschattet. Ein chinesischer Pilot trieb das Spiel zu weit, sein Flügel touchierte die P3, er stürzte ab und kam dabei ums Leben. Die P3 musste auf der chinesischen Insel Hainan notlanden. Provokationen können demnach eskalieren mit nicht voraussehbarem Ergebnis.
Man fragt sich tatsächlich, ob die USA ins Koma gefallen sind:
- Apple lässt seine iPhones nicht nur im Reich der Mitte herstellen, das Unternehmen verkauft in China inzwischen auch mehr iPhones als auf dem Heimmarkt. Ohne China wäre Apple nicht Apple.
- Und die amerikanische Regierung wäre längst pleite, wenn Peking keine US-Staatsanleihen mehr übernehmen würde.
Mit dem weltweiten Netz von US-Marinebasen, vielfach auf Inseln, die Asien vorgelagert sind, projiziert Washington militärische Macht tief in den asiatischen Kontinent hinein. Das wiedererstarkte China, während mehrerer Jahrtausende der regionale Hegemon, versteht dies als Provokation – und als einen Versuch, China einzudämmen.
China hat sein Trauma der Kolonisierung durch britische Kanonenboote nicht vergessen. Es will diese Demütigung aber auch gar nicht vergessen.
Die USA können sich die Rolle des Weltpolizisten immer weniger leisten. Wie kaputt diese “Weltmacht” ist, demonstriert Moskau gerade im Nahen Osten.
Aber angeschlagene Boxer sind gefährlich und neigen zum “Lucky Punch”.
Der Komapatient Uncle Sam ist zu einer Gefahr geworden. Eine Privatperson in diesem Zustand würde man in eine gechlossene psychiantrische Anstalt sperren und nicht wie einen Selbstmordattentäter mit seinen scharfen Bomben am Gürtel durch die Welt wanken lassen.