Banken ganz generell und mehr oder weniger weltweit wollen keine Geschäftsbeziehungen mit Krypto-Firmen eingehen. Während Politiker dies oft ändern wollen, zeigen Recherchen der angesehenen Schweizer Finanzzeitschrift finews.ch:
Das Problem sind mal wieder die USA.
Der internationale Wettlauf um den besten Standort für die Krypto- und Blockchain-Branche ist in vollem Gang. Liechtenstein und Malta werden in Europa zum Missfallen der Schweiz und dem “Krypto-Valley” in Zug bevorzugte Adressen für Startups, die Kryptowährungen handeln, herausgeben oder in Fonds anbieten.
Ein Grund für den immer deutlicher werdenden Rückstand der Schweiz ist:
Die Schweizer Banken legen sich quer.
Sie verweigern nahezu alle Geschäftsbeziehungen mit Krypto- und Blockchain-Unternehmen, die in der Schweiz ansässig sind.
US-Korrespondenzbanken gegen Kryptowährungen weltweit
Die Gründe dafür liegen wohl in erster Linie im undurchsichtigen Regelwerk bei der Behandlung von Kryptowährungen sowie im höheren Aufwand, die Geldwäscherei-Verordnung und “Know your customer”-Regeln einzuhalten.
Doch der eigentliche Grund:
Der Stein im Getriebe sind die USA. Das hat “finews.ch” im Hinblick auf die Schweiz recherchiert. Aber die Willkür der USA, ausgeführt über ihre Korrespondenzbanken, trifft alle Banken rund um den Globus, egal ob im Baltikum, in Korea, in Georgien, auf Malta oder im Kongo.
Es sind die amerikanischen Korrespondenzbanken, die ihren Schweizer Partnerinstituten definitiv verbieten in Form eines “Ordre de Mufti”, Dienstleistungen im Bereich Kryptowährungen und digitale Token anzubieten.
Kraft ihrer Hoheit über Dollar-Transaktionen stemmen sich die US-Korrespondenzbanken gegen Pläne von Schweizer Instituten, Krypto- oder Services für Initial Coin Offerings (die Herausgabe neuer digitaler Token). Konkret handelt es sich dabei um
- J.P. Morgan
und die
- Bank of America,
wie es im Umfeld der in der Schweiz betroffenen Banken heisst.
Thema wird verschwiegen
Dem Vernehmen nach war es die Falcon Private Bank, die deswegen ihre Pläne begraben musste, zusätzlich zum Krypto-Asset-Management auch ICO-Dienstleistungen anzubieten. Ein Falcon-Sprecher verneinte dies offiziell natürlich gegenüber finews.ch.
In Schweizer Compliance-Kreisen ist das Problem mit den US-Instituten jedoch durchaus bekannt. Einige Privatbanken hätten deswegen einen Rückzieher machen müssen, heisst es. Namentlich will dies aber keine der betroffenen Banken bestätigen.
Die Gründe für den Druck der US-Banken auf Schweizer Institute sind nicht ganz klar. Die USA und damit auch ihre Banken sind bezüglich der Regulierung von Kryptowährungen nach wie vor im Schwebezustand.
Es kann also durchaus sein, dass die US-Korrespondenzbanken selber regulatorische Schwierigkeiten verhindern wollen, indem sie keine Dollartransaktionen im Zusammenhang mit ICO tätigen. Die Schweizer Banken wiederum sind durch die Behandlung durch die USA im Steuerstreit gebrannte Kinder – und scheuen deswegen jedes Risiko.
Luzius Meisser, Verwaltungsrat bei Bitcoin Suisse, bestätigte gegenüber finews.ch das Problem mit den USA. Er ortet aber auch Probleme bei der Risikobereitschaft der Schweizer Banken.
“Die US-Korrespondenzbanken können ihr Veto nur für Dollar-Transaktionen einlegen”,
sagte Meisser.
“Schweizer Banken könnten also sehr wohl ICO-Services anbieten und diese beispielsweise auf Franken sowie auf die Kryptowährungen Bitcoin und Ether beschränken.”
Aber nach den Erfahrungen im Steuerstreit mit den USA und den Milliarden an geleisteten Strafzahlungen fehlt den Schweizer Banken schlicht der notwendige Mumm.
Das Beispiel einer anderer Banken in Nachbarschaft zur Schweiz zeigt allerdings, dass es sehr wohl möglich ist, einen ertragsreichen Geschäftsbereich mit Krypto- und Blockchain-Startups aufzubauen.
“Die Uhr tickt”,
sagte der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (Foto oben) gegenüber finews.ch.
“Für den Wirtschaftsstandort Zug wäre es vor allem aus Reputationsgründen schmerzlich, wenn Startups abwandern würden, nur weil sie keinen Zugang zu hiesigen Banken erhalten.”
Bis Ende 2018 sollen die Beziehungen zwischen den Banken und der Schweizer Krypto-Branche geklärt sein.
Die Verweigerungshaltung der US-Korrespondenzbanken könnte sich so als Drohkulisse erweisen, die die Schweizer Banken mit etwas mehr Risikobereitschaft und Innovationsgeist durchaus umgehen könnten.
Soviel zum exemplarischen Fall der Schweiz.
Wie oben angedeutet, haben alle Banken, die bei Dollartransaktionen auf die US-Internediary Banken angeweisen sind, die identischen Probleme.
So sind beispielsweise die Banken in Georgien sehr kryptofreundlich. Das ist auch kein Wunder. Nach China ist Georgien das Land, in dem die meisten Bitcoin geschürft werden, nämlich ca. 20%. Aber man wird im Hinblick auf die US-Willkür darum gebeten, nicht mit Gesellschaften, die das Wort “Crypto” oder “Blockchain” im Namen führen, Geschäftskonten zu eröffnen. Das wäre halt eine Gefahr im Umgang mit der US-Korrespondenzbank, die man dergestalt umgehen will.
Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!