Ukraine und Schuldenschnitt

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Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) benötigt die vom Bürgerkrieg verwüstete Ukraine in den nächsten vier Jahren Hilfsgelder von mindestens 40 Milliarden Dollar.

Das Land ist also pleite.

Das Hilfspaket in Höhe von 17,5 Milliarden Dollar, das der IWF im März 2015 beschlossen hatte, kann die Ukraine kaum vor dem Staatsbankrott retten.

Von dem noch fehlenden Geld sollen nach Vorstellungen des IWF etwa sieben Milliarden Dollar durch internationale Organisationen und bilaterale Hilfen anderer Länder zusammenkommen. Von der EU ist ein Beitrag von 2,5 Milliarden und von den USA eine Hilfe von zwei Milliarden Dollar eingeplant. Notwendig ist zudem ein Beitrag der privaten und öffentlichen Gläubiger der Ukraine von 15 Milliarden Dollar. Deutschland hat schon einmal eine halbe Milliarde Euro zugesagt bei Poroschenkos Berlin Besuch im März 2015.

Den Kreditgebern droht nach den Worten der ukrainischen Finanzministerin Natalie Jaresko „eine Kombination aus Laufzeitverlängerungen, Zinskürzungen und Schuldenschnitt“. Die ukrainische Finanzministerin ist Staatsbürgerin der USA und hat einen ukrainische Paß – nur aus Gründen der Kosmetik – einen Tag vor ihrer Amtsübernahme bekommen.

Rußland will natürlich auf die Rückzahlung einer Anleihe von drei Milliarden Dollar Ende 2015 nicht verzichten.
Eckhard Cordes, Vorsitzender des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft:

„Der finanzielle Bedarf der Ukraine ist gewaltig. Das Land stabilisiert keiner allein, weder der Internationale Währungsfonds, die USA noch die Europäische Union. Sie brauchen alle an einem Tisch – auch die Russen.“

2015 erwartet die ukrainische Regierung einen Einbruch der Wirtschaftsleistung von 5,5%. Die Notenbank mußte die Leitzinsen um 10,5% auf sage und schreibe 30% anheben, um die galoppierende Inflation in den Griff zu bekommen. 25% waren die Preise im Jahr 2014 geklettert. Kiew verhängte Kapitalverkehrskontrollen, um die taumelnde Währung Hrywnja zu stabilisieren. IWF-Chefin Christine Lagarde ging im Februar 2015 von einem Betrag in Höhe von 40 Milliarden Dollar aus, die die Ukraine benötige.

Die US-amerikanische Staatsbürgerin an der Spitze des ukrainischen Finanzministeriums propagiert einen „Haircutt“ von 50%. Was Rußland davon hält, haben wir schon oben wiedergegeben.

  • Insgesamt muß Kiew 2015 etwa acht Milliarden Dollar an seine Gläubiger zurückzahlen.
  • Die Währungsreserven beliefen sich aber bereits im März 2015 nur noch auf knapp sechs Milliarden Dollar.

Mit dem „Haircut“ wird es also problematisch werden, viele private Gläubiger der Ukraine wollen für die durch die USA angezettelte Krise nicht auch noch zur Ader gelassen werden.

Unter der Führung der Fondsgesellschaft Franklin Templeton hat sich eine Gruppe von Kreditgebern zusammengeschlossen, die vom Finanzinvestor Blackstone beraten wird. Der Währungsfonds rechnet mit schwierigen Verhandlungen, die Risiken für einen Kompromiß schätzt man „außergewöhnlich hoch“ ein.

Kommt es erneut zu Kämpfen etwa um die Hafenstadt Mariupol am Schwarzen Meer, könnte die Wirtschaft nach Meinung von Ökonomen 2015 zweistellig einbrechen.

Das würde die Kalkulation des Währungsfonds über den Haufen werfen.