Donald Trump verspricht ein
„Ende des Anti-Krypto-Kreuzzugs“
Der amerikanische Präsidentschaftskandidat zieht die Bitcoin-Scene auf seine Seite.
Für die Krypto-Branche könnte es ein historisches Ereignis gewesen sein – sofern Donald Trump im Herbst wieder in das Weiße Haus einzieht. Anläßlich der
alljährlichen Bitcoin Conference,
dieses Jahr in Nashville, Tennessee, hielt Trump am letzten Juli-Wochenende seine bisher ausführlichste Rede zum Thema Kryptowährungen. Dabei positionierte sich der Republikaner als entschlossener Unterstützer der Branche.
Er werde für Innovation einstehen und ein
„Pro-Bitcoin-Präsident“
werden, verkündete er vor Tausenden begeisterten Krypto-Fans.
Daß Trumps Haltung gegenüber Krypto grundsätzlich wohlwollend ist, war schon zuvor bekannt. Seit Mai akzeptiert sein Wahlkampfteam Spenden in digitalen Währungen – 25 Millionen Dollar sollen nach Trumps Angaben bisher allein auf diesem Weg zusammengekommen sein.
Auch sein designierter Vizepräsident J.D. Vance ist als Anhänger und Besitzer von Bitcoin bekannt. Trump überraschte mit der Deutlichkeit seiner Unterstützung und den Maßnahmen, die er der Krypto-Branche in Aussicht gestellt hat:
Zu nennen ist
- der Aufbau einer strategischen offiziellen US-Währungsreserve in Bitcoin,
- aber auch die Einsetzung eines Beratergremiums für den Präsidenten, das „transparente regulatorische Leitlinien“ erarbeiten soll.
Das ist demnach mehr als nur Wahlkampfrhetorik.
Trump trug einen konkreten Plan vor,
um
„sicherzustellen, daß die USA zur Krypto-Hauptstadt und zur Bitcoin-Supermacht der Welt“
werden.
Das harmoniert sogar mit seinem „America First-Anspruch“, die dominante finanzielle Stellung der USA auch im Krypto-Bereich zu zementieren:
„Wenn wir es nicht tun, dann tut es China“,
sagte er. Denn wenn Kryptowährungen die Zukunft seien, dann müssen sie gemäß Trump in den USA
„geprägt und hergestellt“
werden.
Nun gut, der dezentralen Natur des Bitcoin-Schürfens wird das nicht wirklich gerecht, aber es wird ja kein Schürfer gezwungen, in den USA zu schürfen. Er muß dann schon den Schürfern verlockende Angebote machen.
Trump verstand es in Nashville mustergültig, sich die Glaubenssätze und Parolen der Krypto-Jünger anzueignen:
„Bitcoin steht für Freiheit, Souveränität und Unabhängigkeit von staatlichem Zwang und Kontrolle.“
Sollte Bitcoin „bis zum Mond fliegen“, dann solle nach Ansicht Trumps Amerika die Nation sein, die den Weg weise. Die Kapitalisierung von Bitcoin sei schon heute größer als jene von Silber, eines Tages könnte Bitcoin Gold überholen, sagte Trump.
Obschon in der Krypto-Szene viele mit einer positiven Stellungnahme gerechnet hatten, übertraf Trump die Erwartungen. Er war überraschend gut vorbereitet, machte konkrete Vorschläge und nutzte das Vokabular der Community.
„Das machte ihn glaubwürdig“,
kommerntierte Luzius Meisser, Krypto-Experte und Verwaltungsrat beim digitalen Vermögensverwalter Bitcoin Suisse.
Trump sei für die Rede gut beraten gewesen und habe auch Verbindungen zur Energiepolitik hergestellt. Schließlich beansprucht das Schürfen (Mining) von Bitcoin große Mengen an Strom. Trump will mit der Förderung fossiler Brennstoffe die Energiekosten senken und die USA zu einem
„Powerhouse für das Bitcoin-Mining“
machen.
Für Meisser ist klar, dass sich Trump mit seinem Auftritt viele Sympathiepunkte geholt hat. Nach dreieinhalb Jahren Krypto-Feindlichkeit in den USA werden sich die Demokraten jetzt nicht mehr glaubwürdig als Krypto-freundlich positionieren können, glaubt er.
Das alles zielt nicht zuletzt insbesondere auf die mächtige amerikanische Börsenaufsicht SEC und ihren demokratischer Vorsitzenden Gary Gensler. Diese sind extrem kritisch gegenüber der Branche und Krypto als Anlageklasse eingestellt. Das hat sich in den vergangenen Jahren in zahlreichen Rechtsverfahren gegen Branchenvertreter und langwierigen Zulassungsverfahren zugunsten neuer Anlageprodukte wie den Bitcoin-ETF geäußert.
So holte Trump den größten Beifall, als er ankündigte,
am ersten Tag nach Amtsantritt Gary Gensler entlassen zu wollen und einen neuen SEC-Vorsitzenden zu ernennen.
Mit Trump als Präsident sei der
„Anti-Krypto-Kreuzzug“
vorbei, die
„Verfolgung“
höre auf.
Trumps Herausforderin Kamala Harris hat sich noch nicht zu ihrer Einstellung gegenüber Krypto geäußert. Trump bezeichnete Harris als
„ganz massiv gegen Kryptowährungen eingestellt.“
Amerikanische Bitcoin-Reserve ist ein starkes Marktsignal
Genauso folgenreich wie ein Krypto-freundlicher SEC-Chef wäre die Umsetzung von Trumps Ansage, einen
„strategischen nationalen Bitcoin-Vorrat“
anzulegen. Dafür würde die Regierung sämtliche Token aufbewahren, die sie bereits besitzt oder künftig erwerben wird. Zu lange habe die Regierung die Kardinalregel verletzt, die jeder Bitcoiner kenne:
„Verkaufe niemals Deine Bitcoins“,
sagt Trump.
Schon lange hatte die Krypto-Branche gehofft, daß die USA eine Bitcoin-Reserve einrichten würden, vergleichbar mit der Goldreserve, um der Währung mehr Legitimität zu verleihen.
Die amerikanische Regierung ist mit einem Bestand von geschätzt mehr als 210.000 konfiszierten Bitcoins bereits jetzt eine der größten Besitzerinnen der digitalen Währung. Da dies rund 1% des gesamten Bestands entspricht, der in Umlauf ist, müßten die USA gar keine neuen Bitcoins kaufen, um eine beachtliche Reserve aufzubauen.
Entscheidend sei die Signalwirkung eines solchen Entscheids, denn andere Staaten besäßen keine Milliarden an konfiszierten Bitcoins. Wollten andere Länder eine solche Reserve aufbauen, müßten sie dies am offenen Markt tun.
Andere amerikanische Politiker haben die Idee einer Bitcoin-Reserve auch schon weiterentwickelt. So hat die republikanische Senatorin Cynthia Lummis eine Gesetzesvorlage eingereicht, die verlangt, daß das amerikanische Schatzamt über fünf Jahre eine Reserve von einer Million Bitcoins aufbaut. Das entspräche einem Gegenwert von rund USD 60 Milliarden oder fast 5% aller Bitcoins, die es je geben kann.
Für Meisser war Trumps Ansage einer Bitcoin-Reserve hingegen eine
„Sensation“,
denn er sieht das langfristig größte Potenzial von Bitcoin als staatlich unabhängige Weltreservewährung. Nationale Bitcoin-Reserven wären ein großer Schritt in diese Richtung, glaubt er. Hinzu kommt, daß Länder, die früh mit dem Aufbau beginnen, sich günstiger mit Bitcoin eindecken könnten.
Vor allem die USA hätten ein großes Interesse, bedeutende Bitcoin-Bestände zu halten, denn jede Aufwertung des Bitcoins höbe automatisch den Status des Dollars an.
„Für die Amerikaner wäre es eine Absicherung dagegen, daß der Bitcoin dem Dollar einst den Rang ablaufen könnte“.
Trump gibt stets den großen „Polterer“. Aber augenscheinlich hat er auch hochinteressante Perspektiven.
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