Die Deutsche Bank ist zwischenzeitlich ein Systemrisiko.
Euro 10,55, so tief haben die Aktien der Deutschen Bank noch nie notiert. Mit dem Minus von 7,54% am 26. September summieren sich die Verluste seit Anfang 2016 auf über 50%.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat jegliche Staatshilfen für die Deutsche Bank in dem Jahr vor den Bundestagswahlen im September 2017 ausgeschlossen. Sie lehnt auch ab, sich in den Rechtsstreit des Frankfurter Finanzhauses mit dem US-Justizministerium einzuschalten; die Kanzlerin wird nie von ihrer duckmäuserischen Haltung gegenüber den USA ablassen.
Im Konflikt um US-Hypothekengeschäfte hat das amerikanische Justizministerium bekanntlich eine Strafe von USD 14 Milliarden aufgerufen, die die Rückstellungen der DB um ein Vielfaches übersteigt. Nun wird allgemein geschätzt, dass die Strafe maximal USD 5 Milliarden betragen darf. Allerdings wäre auch das zu viel für die Deutsche Bank in ihrer derzeitigen Verfassung. Bloomberg schätzt, dass eine Strafe zwischen USD 3 und USD 3,5 Milliarden der Bank gerade noch Spielraum lassen würde, um die anderen laufenden Verfahren – wie etwa die Manipulationen beim Goldpreis – zu regeln.
Aber die deutsche Regierung duckt sich ab.
Das Geldhaus dementierte selbstredend, überhaupt Hilfen der Regierung erfragt zu haben.
„Die Deutsche Bank ist fest entschlossen, ihre Herausforderungen alleine zu lösen“,
sagte ein Banksprecher – und weiter:
„John Cryan hat zu keinem Zeitpunkt die Bundeskanzlerin darum gebeten, dass die Regierung im Hypothekenverfahren mit dem amerikanischen Justizministerium interveniert.“
Derartige Stellungnahmen kennt man – von Chefschwätzer Beiersdorfer des ewigen Krisenvereins Hamburger SV bis zur Deutschen Bank und ihren Sprechern – einer immer unglaubwürdiger als der andere.
Es ist gleichwohl durchgesickert, dass sich in einem geschlossenen Treffen am 20. September Finanzpolitiker der SPD zu dem “Fall Deutsche Bank” ausgetauscht haben.
„Die Teilnehmer diskutierten die mögliche Strafe aus den USA und die finanziellen Reserven der Deutschen Bank, falls diese den gesamten Betrag zahlen muss“,
berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg und zitiert dabei zwei namentlich nicht genannte Insider.
Ein Arbeitspapier wurde in der zweiten Septemberhälfte bekannt, demzufolge sich an den beträchtlichen Risiken im Bankensektor seit der Finanzkrise von 2008 – trotz zahlreicher neuer Gesetze – kaum etwas verbessert hat. Darüber berichtete das Wall Street Journal.
Die Autoren des Berichts,
- die Ökonomin Natasha Sarin von der Harvard University
- sowie der ehemalige amerikanische Finanzminister Lawrence Summers,
hatten die Risiken untersucht, die von den größten US-Banken wie ihren Konkurrenten auf der ganzen Welt – wie der Deutschen Bank – ausgehen.
„Zu unserer Überraschung mussten wir feststellen, dass die ausgewerteten Daten kaum die These unterstützen, dass die größten Banken signifikant sicherer als vor der Finanzkrise sind. Tatsächlich spricht sogar einiges dafür, dass die Risiken zugenommen haben“,
so das Arbeitspapier.
Der gegenwärtige Boom an den Aktienmärkten stünde im Widerspruch zu der tatsächlichen Stabilität des Finanzsystems.
Die Ergebnisse widersprechen der vielerorts publizierten Einschätzung, die davon ausgeht, dass verschärfte Eigenkapitalbestimmungen und regelmäßig durchgeführte Stresstest zu mehr Sicherheit im Bankensystem beigetragen hätten.
Am 19. September hatte sich auch noch Italiens Regierungschef Renzi zu Wort gemeldet:
Renzi hatte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann dazu aufgerufen, die Probleme der deutschen Finanzinstitute endlich anzugehen. Diese hätten
„Hunderte und Hunderte und Hunderte von Milliarden Euro an Derivaten“
in den Büchern, sagte Renzi vor Journalisten in New York. Weidmann müsse sich nun darauf konzentrieren, dieses Problem zu lösen.
Renzi spielte dabei auf
Derivate im Gesamtumfang von etwa Euro 42 BILLIONEN
an, welche die Deutsche Bank in ihren Büchern stehen habe.
Tatsache ist jedenfalls:
Die Bundesregierung befürchtet eine finanzielle Notlage der Deutschen Bank, sollte sich das US-Justizministerium weiter unnachgiebig zeigen.
Die Bundesregierung und die zuständigen Finanzaufsichtsbehörden bereiten deshalb einen Notfallplan für die Deutsche Bank vor. Die Wochenzeitung “Zeit”berichtete am 28. September, Beamte in Berlin, Brüssel und Frankfurt arbeiteten trotz bisheriger Dementi ein entsprechendes Konzept aus. Es soll in Kraft treten, wenn die Deutsche Bank zusätzliches Kapital benötigt, um ihre Rechtsstreitigkeiten beizulegen und sich diese Mittel auch nicht am Markt besorgen kann.
Die Bundesregierung hat den Bericht natürlich sofort wieder dementiert.
Im äußersten Notfall, so die Informanten der „Zeit“, würde sich auch der Staat direkt an der Bank beteiligen. Es sei eine Beteiligung von 25% im Gespräch.
In Teilen der Bundesregierung wird dem Bericht zufolge der europäische Abwicklungsmechanismus favorisiert, der für die Sanierung notleidender Banken vorgesehen ist. Dann würden auch
- Gläubiger
- und Kunden
an den Kosten beteiligt, was zu neuen Unruhen an den Finanzmärkten führen könnte.
Wer kann sich eigentlich mit seinem Geld bei deutschen Banken noch sicher fühlen?