Ist das nicht nett?
Die OECD sagt Briefkastenfirmen den Kampf an. Und wer geht in Holland an die Börse? Ein Betreuer von Briefkastenfirmen.
Börsengänge sind seit Jahren eine heikle Angelegenheit. Man erinnere sich an das spektakuläre Scheitern der Deutschen Bahn.
Und wer geht nun an die Börse? Ausgerechnet die Treuhandgesellschaft “Intertrust”. Sie ist eine der größten unter jenen Gesellschaften, die Briefkastengesellschaften für internationale Konzerne errichten und verwalten,
zum einzigen Zweck, Steuern einzusparen.
Die FAZ berichtete am 21. Oktober:
Intertrust, eine frühere Tochtergesellschaft der Bank Fortis, sitzt im “Amstelgebouw”, einem Zweckbau schräg gegenüber dem Bahnhof Amstel. Sie soll dort und in einer Rotterdamer Nebenstelle mehr als 3000 Gesellschaften, Stiftungen und Genossenschaften verwalten: von der Waffenfirma Lockheed Martin über Danone bis hin zur Rockband AC/DC. Intertrust selbst gibt an, dass zum Beispiel 60 Prozent der 300 größten internationalen Private-Equity-Häuser zu den Kunden zählen. Private Equity spielt auch als Eignerin von Intertrust eine Rolle: Die Beteiligungsgesellschaft Waterland verkaufte das Unternehmen 2012 an Blackstone. Und Blackstone hat es jetzt an die Börse gebracht.
Am 15. Oktober war es soweit gewesen in Amsterdam. Und wer koordinierte das Ereignis? Klar:
- Deutsche Bank und UBS.
Intertrust wurde gefragt, ob das jetzt angesichts von AIA und den Initiativen der OECD und der G-20-Staaten gegen Steueroptimierung nicht ein ungünstiger Zeitpunkt wäre.
Aber eher das Gegenteil wäre richtig.
Im Börsenprospekt für Investoren wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man vielleicht sogar von der schärferen Regulierung profitiere. Denn das führe in der Regel dazu, dass Unternehmen gerade diese hochsensiblen Bereiche an Externe auslagern. So sieht das auch der Branchenverband Holland Quaestor. Sein Vorstandsvorsitzender André Nagelmaker sagt, Unternehmen müssten immer kompliziertere Berichte über ihre Einkommen und Steuern abgeben. Da sei allerhand Outsourcing zu erwarten.
„Eigentlich könnte man sagen, dass die Briefkastengesellschaft aus den Niederlanden verschwindet, aber dass der Treuhandsektor eine neue Rolle findet: als Verwalter und Sekretär internationaler Unternehmen in den Niederlanden und im Ausland“,
zitiert ihn die Zeitung „De Volkskrant“.
So kann man es auch ausdrücken. Raus mit der Verwaltung in steuerrelevanten Dingen aus der Europäischen Union und ab in eine steuergünstige Jurisdiktion ganz weit weg.
Eines zeigt der Börsengang jedenfalls ganz bestimmt nicht an:
Das Steueroasen keine Zukunft mehr hätten.
Man braucht nur das Know How, sie richtig zu nutzen.