Sparer akut gefährdet

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Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte am 25 Mai

„Deutsche Bank nähert sich dem Ramschniveau“.

Das Rating der Deutschen Bank war abermals herabgesetzt worden.

Es droht der völlige Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, weil die Bank höhere Zinsen bei der Kapitalbeschaffung am Kapitalmarkt zu zahlen hat als die Konkurrenten. Der Ruf leidet ebenfalls und Bloomberg meldete am 25. Mai, dass 2016 der Marktanteil der Bank im Devisenhandel von 14,5% 2015 auf zuletzt 7,9% gefallen sei. Von 2003 bis 2013 war die Deutsche Bank noch der weltgrößte Devisenhändler und 2015 immerhin auf Platz zwei gewesen.

Das nur als Randbemerkung. Die Lage der Banken in Europa ist leider generell brandgefährlich.

In Zypern wurde uns erstmals allen vor Augen geführt, dass künftig die

Kunden für die Rettung der Banken bluten

müssen.

Bei den Politikern wie den Banken kommt aktuell allmählich Panik auf, und das hat einen Grund:

In den Kellern der Banken dampfen Billionen an giftigen Schrottpapieren. Die Finanzindustrie hat keine Chance, das Problem ohne den Zugriff auf die Bank-Guthaben von Bürgern und Investoren zu lösen.

Es gibt unmissverständliche Äußerungen von

  • Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem,
  • aus der EZB von Klaas Knot
  • und von HVB-UniCredit-Chef Federico Ghizzoni,

 

dass Zypern durchaus eine „Blaupause für Banken in Not“ sei. Besitzer von Bankaktien, Bankanleihen, aber auch Einleger müssen damit rechnen, zur Kasse gebeten zu werden.

Bundesbank-Präsident Weidmann fordert ein

„Abwicklungsregime“

für Banken in der Eurozone, bei dem auch die Einleger am schnell erreichten Ende der Haftungskette in Anspruch genommen werden sollen. Zuvor hatte er deutlich gemacht, dass auch Bank-Guthaben unter Euro 100.000 im schlimmsten Fall nicht sicher sind. Weidmanns Plan sieht lediglich vor, dass diese Guthaben

„möglichst nicht angetastet“

werden. Wie nett!

Angela Merkel stimmt dem allem zu und EZB-Chef Mario Draghi, der immer ratloser wirkt, sagt:

“Wir haben immer schon gesagt, dass wir die Banken retten müssen.”

Es gäbe längst Pläne, dass die Banken in Europa restrukturiert werden müssten. Und dabei sei immer klar gewesen, dass nicht die Steuerzahler herangezogen werden sollen. Das heisst konkret: Dann müssen die Anleger der Bank und deren Bond-Holder herangezogen werden.

Ein Bail-in ist in Planung.

Im Jahr 2013 bereits sagte Elke König, die Chefin der Bundesanstalt für Finanzdienstleitungsaufsicht BaFin, die die EU-Strategie präzisierte, man benötige in Zukunft ein einheitliches Abwicklungssystem für Banken, auf nationaler wie auch auf EU-Ebene. Dabei hatte sie auch die Einlagen der Sparer im Fokus, auch wenn

“über deren Anteil noch diskutiert”

werden müsse.

Hier wird langfristig geplant, wie wir sehen. Und nun beginnt es ernst zu werden.

Statt der Steuerzahler werden die Retter der Banken die Besitzer von Bankaktien, Anleihebesitzer und die Besitzer von Girokonten und Spareinlagen sein. Wer eigentlich wird die Bankschulden der sog. Peripherieländer schultern? Die Banken selbst sprechen bereits seit Jahren unverhohlen davon, dass die

Kunden-Guthaben Teil der Rettungs-Masse

sein werden.

Finanzwirtschaft und EU-Politik haben sich darauf geeinigt, ihre Probleme mit dem Geld der Anleger zu lösen. Der Vorgang geht bereits weit über das Stadium der Planung hinaus – er ist in vollem Gang, weil Banken und Politik das Wasser bis zum Hals steht.

Jeder Sparer in Europa haftet in letzter Konsequenz für jede Pleitebank in ganz Europa. Wenn die Banken-Union in Europa steht, können im Grunde alle Banken saniert werden – und zwar mit dem Geld der Kunden.

Und warum kommt jetzt die “Panik” auf, von der wir oben gesprochen haben?

Es geht um die Derivaten-Blase, die zu platzen droht.

Derivate werden in den vielfältigsten Formen gehandelt. Es sind Absicherungen gegen Wechselkursschwankungen, aber auch Wetten auf Käufe von Immobilien und Hypotheken, Rohstoffen, Nahrungsmitteln, deren Verkäufe oder Ankäufe noch gar nicht abgeschlossen sind. Zudem werden Derivate immer wieder aufs Neue gebündelt und weiter gehandelt. Ähnlich wie bei den Hypothekenforderungen in den USA, wo CDO’s (Hypothekenausfallversicherungen) in immer neue Pakete gepackt wurden, sichere Versicherungspapiere und solche mit hohem Ausfallrisiko in Kombination auf den Markt kamen, was schließlich den Finanzcrash von 2008 zur Folge hatte.

Es gibt keine Großbank, die nicht mit Derivaten spekuliert oder in ihren Bilanzen hat. Selbst die vermeintlich biederen deutschen Sparkassen mischen als Player im großen Derivate-Casino mit. Derivate werden over the counter (OTC) gehandelt und sind mithin in keiner Bank-Bilanz ausgewiesen. Warren Buffet sprach in diesem Zusammenhang von

„finanziellen Massenvernichtungswaffen“,

und der frühere französische Präsident Jacques Chirac hielt Derivate für

„finanzielles AIDS“.

  • Der weltweite Derivatehandel beläuft sich auf USD 700 Billionen.
  • In Europa sind etwa Euro 290 Billionen an Derivaten im Umlauf.
  • Sollte auch nur ein Bruchteil von 10% dieser Derivate ausfallen, steht das Bankensystem vor dem Kollaps.

 

Damit keine Panik ausbricht, müsste eine systemrelevante Bank im Fall der Fälle an einem Wochenende vom übrigen Bankenmarkt abgeschottet werden. Wir kennen das schon aus dem Fall der Bank of Cyprus. Schäuble sagte seinerzeit dem ZDF, dass die Aktion bewusst vor dem langen Wochenende in Zypern angesetzt gewesen sei:

„Bankeinlagen sind eine sensible Sache, da muss man schnell handeln, daher macht man es am Wochenende.“

Ein Systemkollaps bei den Banken ist mehr als wahrscheinlich. Die europäischen Banken haben es versäumt, nach der Finanzkrise 2008 ihre Zeitbomben zu entschärfen.

Wegen der Dimension dieser Blase haben EU und EZB keine andere Wahl, als die Rettung der Banken durch die Bürger vorzubereiten. Nur die privaten Vermögen von Sparern, Unternehmen und Investoren, könnten den globalen Crash verhindern.

Mario Draghi sagte, man werde den Euro retten – koste es, was es wolle.

Mario Draghi wird persönlich kein Geld verlieren, wenn die “Stunde null” gekommen ist. Frau Merkel und Herr Schäuble auch nicht.

Wer sein Geld zuvor bei einer seriösen Offshorebank in Sicherheit gebracht hat, allerdings auch nicht. Der automatische Informationsaustausch ab 2018 ist kein Problem: Da werden nur einmal im Jahr zu einem Stichtag die Kontostände bekanntgegeben.
Es geht hier ja gar nicht um Umgehung von Steuerpflichten. Es geht um die Absicherung des eigenen hart erarbeiteten Vermögens.