Gold ist ein wichtiger Faktor für die Schweiz.
Der Finanzplatz und der in der Schweiz stattfindende Goldhandel sind dafür verantwortlich.
Zur grossen Golddrehscheibe wird die Schweiz aber vor allem durch die Goldraffinerien, die früher zum Grossteil in den Händen der Grossbanken lagen. In der Schweiz befinden sich vier Branchengrössen:
- Argor-Heraeus in Mendrisio,
- Valcambi in Balerna,
- PAMP in Castel San Pietro,
- Metalor Technologies in Neuenburg.
Als Zeichen der Zeit verkaufte vor kurzem das amerikanische Bergbauunternehmen Newmont Mining Valcambi an den indischen Schmuckhersteller Rajesh Exports.
Zusammen mit den kleineren Verarbeitern
- Cendres + Metaux in Biel
- und PX Précinox in La Chaux-de-Fonds
sind die grossen vier in der
“Good Delivery List” der London Bullion Market Association (LBMA)
aufgeführt.
Die LBMA organisiert den wichtigen ausserbörslichen Goldhandel in London und definiert dafür die Standards für die Qualität des Edelmetalls. In der Liste der LBMA werden nur Raffinerien aufgeführt, die Barren mit dem erforderlichen Feingehalt produzieren und bestimmte Voraussetzungen erfüllen.
Die Geschäfte der Schweizer Raffinerien sind in den vergangenen Jahren vor allem durch die starke Nachfrage in Asien gut gelaufen, was die Exporte nach Hongkong, China, Indien oder Malaysia zeigen.
Vor allem die Entwicklung in Indien zeigt eine stetige und nachhaltige Nachfrage nach Gold aus der Schweiz seit mehr als zehn Jahren an. In Indien wird vor allem zu Hochzeiten Goldschmuck verschenkt, aber auch sonst ist Gold zur Vermögensaufbewahrung beliebt. Ab 2013 wurde zudem die Einfuhrsteuer für Gold erhöht, um die Folgen für die indische Handelsbilanz zu mildern. Dies zeigt sich aber nur zum Teil in den Exporten aus der Schweiz.
In der Zeit des Kalten Kriegs lief ein beachtlicher Teil des westlichen Goldhandels mit der Sowjetunion über die Schweiz. Moskau fand Gefallen an der Diskretion.
Ganz so diskret geht es neuerdings nicht mehr zu.
Ab 2014 wurden in der Schweiz die Ein- und Ausfuhren von Gold nach einer langen Pause nach Ländern unterteilt aufgeführt, und erst ab 2014 wurden die Goldzahlen in die Handelsstatistik integriert. Da herrscht nun mehr Transparenz:
Beispiel:
Wer war im Jahr 2013 der grösste Handelspartner Grossbritanniens?
Es waren nicht Deutschland, die Vereinigten Staaten oder China, sondern es war die Schweiz.
Was sich in den Zahlen des europäischen Statistikamtes Eurostat zeigte, schlug sich aber nicht in der Schweizer Handelsstatistik nieder. Das würde sich aber ab 2014 nun doch niederschlagen.
Die Geschichte ist, ganz nebenbei, sehr interessant:
2013 waren die Importe von britischem Gold sprunghaft angestiegen, weil durch einen Preisverfall private und institutionelle Anleger das Edelmetall verkauft hatten. Grossbritannien war besonders betroffen, weil London einer der bedeutendsten Plätze für den Handel mit physischem Gold ist. Zudem wird dort viel Gold gelagert.
Der Grossteil der britischen Exporte floss in jenem Jahr in die Schweiz zu Goldraffinerien, die das Metall in kleinere, für den asiatischen Markt bestimmte Barren gossen.
Die auch für die vergangenen Jahre nachträglich veröffentlichte Goldstatistik zeigt für 2013 einen Anstieg der Ausfuhren nach Hongkong, von wo das Gold zu einem grossen Teil seinen Weg nach China fand. Das alles war bis 2014 nicht ersichtlich.
Das Herkunftsland kann aber immer noch über Importe via Drittland verschleiert werden, und der Umschlag im Zollfreilager oder im Transithandel – ohne materielle Berührung mit der Schweiz – wird nicht erfasst.