Die USA werden führender Umschlagplatz für Schwarzgeld.
Das beklagt der am 02. November 2015 veröffentlichte “Schattenfinanzindex 2015” der NGO Tax Justice Network (TJN).
Im Zuge des fortschreitenden Trends zu Steuertransparenz ist laut dem TJN der durchschnittliche Grad der Geheimhaltung bei den verglichenen 92 Ländern und Gebieten gesunken.
Während die meisten Finanzplätze wie derjenige der Schweiz, Liechtensteins und besonders Luxemburgs seit der vergangenen Erhebung vor zwei Jahren transparenter geworden sind, gibt es auch vereinzelt verschwiegener gewordene Offshore-Zentren wie Bahrain oder die USA.
Das auf dem zweiten Rang placierte Hongkong beteilige sich nicht an internationalen Transparenz-Initiativen wie dem AIA und halte an Inhaberaktien fest.
Die drittplazierten USA treiben laut dem TJN die internationale Steuertransparenz voran, liefern selbst aber wenig Informationen und schützen ihre eigenen Steueroasen in Gliedstaaten wie Delaware.
Die USA stellen demgemäss eine
„ernsthafte Bedrohung für aufkommende Transparenzinitiativen“
dar.
In der alle zwei Jahre erscheinenden Rangliste der Länder mit der höchsten Finanzgeheimhaltung haben sich die USA im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze verschlechtert. Amerika rangiert nach der Schweiz und Hong Kong – den Lieblingsfeinden des NGO Tax Justice Network – auf Platz drei der weltweit intransparentesten Finanzmärkte.
Das Tax Justice Network beklagt die arrogamnte “Doppelmoral“ von Uncle Sam: So haben die USA laut den Studienautoren zwar international erfolgreich Transparenz anderer Ländern eingefordert.
“Aber die USA scheitern dabei, Informationen in die andere Richtung zu liefern: Sie verweigern sich der direkten Teilnahme an globalen Transparenzinitiativen wie dem multilateralen Informationsaustausch und mobilisieren in unentschuldbarer Weise gegen öffentliche länderspezifische Unternehmensberichte“,
sagt John Christensen, Exekutivdirektor des Tax Justice Network.
“Die Vereinigten Staaten bereiten uns die grösste Sorgen, weil ihr Verhalten die Bemühungen für mehr Transparenz bedrohen”,
heisst es in der Studie weiter.
Schlecht kommt auch Grossbritannien weg. Zwar haben es die Briten nicht auf die Top-Ten-Liste geschafft (Platz 15), aber nur, weil sie einen Teil ihrer Finanzgeschäfte über ihr Netzwerk im britische Überseegebiet wie den Cayman Islands (Platz 5) abwickeln. Der Finanzplatz London steht in Wirklichkeit zusammen mit seinen Übersee-Steueroasen eigentlich auf Platz 1. Dies steht aber nur in einer Fussnote des Schattenindexes 2015 des britischen TJN.
Spitzenreiter ist die Schweiz
Das liegt in erster Linie an dem Umfang des Vermögens von Ausländern in der Schweiz:
Schweizer Banken managen aktuell ein Vermögen von 6,65 Billionen Franken (6.665 Milliarden), das zu 51% aus dem Ausland stammt. Mit den Finanzplätzen Zürich, Genf und Lugano und vielen kleineren kantonalen Steueroasen biete die Schweiz weiterhin die perfekte Infrastruktur, um auch
“unlautere Finanzflüsse zu verschleiern.”
Die Schweiz bleibt also allein deshalb
“the Grandfather of the world’s tax haven”
auf gut Deutsch: die Mutter aller Steueroasen.
Dominik Gross, Finanz- und Steuerexperte bei Alliance Sud kommentiert:
“In den letzten Monaten hat die Schweiz in Sachen Transparenz auf dem Finanzplatz tatsächlich Fortschritte gemacht.“
Das Hauptproblem sei aber, dass die Schweiz den automatischen Informationsaustausch (AIA) mit wenigen Ausnahmen bis auf weiteres nur im Bereich der OECD einführt, respektive mit Ländern,
“mit denen enge wirtschaftliche und politische Beziehungen bestehen und die ihren Steuerpflichtigen, soweit angemessen, eine genügende Regularisierungsmöglichkeit bereitstellen.”
Das tut beispielsweise Panama nicht. Dazu ist das Land allein organisatorisch gar nicht in der Lage.
Der einfach zu bekommende berühmte Wohnsitz in Panama funktioniert somit im Hinblick auf die Schweiz in Sachen AIA optimal. Denn das AIA knüpft im Gegensatz zu FATCA nicht an die Staatsbürgerschaft an, sondern an den Wohnsitz.
Das komplette Ranking von TJN kann man sich anschauen ab Seite 76 dieses Links .
Leader des Negativrankings ist also wie gesagt die Schweiz, dann kommt Hong Kong und dann bereits die USA.
Gefolgt werden die “Podestplätzler” von
- Singapur
- Cayman Islands
- Luxembuerg
- Libanon
- Deutschland (!)
- Bahrain
- Dubai (VAE)
- Macao
- Japan
- Panamá
- Marshall Islands
- Grossbritannien
Die – natürlich englischsprachige – Detailbeschreibung zu Panama haben wir mit innerhalb der obigen Auflistung mit “Panamá” verlinkt.
Viel Spass bei der Lektüre