Und wieder ein Eigentor der westlichen Länder.
Ende Juni 2015 haben die europäischen Staats- und Regierungschefs beschlossen, Sanktionen gegen russische Kreditinstitute zu verlängern. Für fünf russische Staatsbanken, u.a. VTB-Bank und die Sberbank, gelten weiterhin strenge Beschränkungen auf westlichen Kapitalmärkten. Anleihen und Aktien, die sie begeben, dürfen nicht gehandelt werden. Auch ist es für die Institute schwieriger, sich Geld zu leihen.
Die Folge ist eigentlich logisch. Die betroffenen Geldinstitute suchen sich eine neue Finanzierungsquelle: Den chinesischen Kapitalmarkt.
Russlands drittgrößter Kreditgeber, die Gazprombank, plant nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg, eine Niederlassung in Hong Kong und hat bereits die Lizenz hierfür beantragt. Das Ziel: Die Bank möchte vor Ort
in der chinesischen Währung Renminbi
notierte Anleihen – so genannte „Dim Sum-Bonds” – russischer Unternehmen begeben. Auch Vnesheconombank und Sberbank sondieren derzeit Finanzierungsmöglichkeiten auf dem chinesischen Markt.
- Die Gazprombank plant Anleihen von Russlands größtem Gasproduzenten Gazprom in Höhe von 500 Millionen US-Dollar in Renminbi zu begeben.
- Diskutiert werden außerdem Pläne, wonach der Ölproduzent Petroleos de Venezuela, der ebenfalls zu den Großkunden der Bank zählt, mit Renminbi-Anleihen finanziert werden soll. Geplante Höhe: Zehn Millionen US-Dollar.
Zwar sind die Zinsen auf die Dim Sum-Bonds russischer Unternehmen höher als auf vergleichbare Bonds anderer Länder. Jedoch liegen sie immer noch niedriger als bei der Notierung in Rubel. Die Sache lohnt sich also.
China heisst die russische Banken willkommen. Das hilft, die eigene Währung als eine Leitwährung in Konkurrenz zum US-Dollar zu etablieren. Ausländische Emittenten werden darin bestärkt, in Renminbi notierte Bonds zu begeben.
Diese Bonds haben unter anderem den Charme, in der kommenden Weltleitwährung notiert zu sein.