Schon einmal mußten sich die Schweizer von einer Nationalikone verabschieden. Die Swissair, wegen ihrer Solidität auch fliegende Bank genannt, stürzte 2001 ab. Das für das ganze Land traumatische Grounding kostete den Staat über zwei Milliarden Franken. Schuld am Zusammenbruch waren auch die Großbanken. Wie sich später herausstellte, weigerte sich die UBS lange, der Swissair rechtzeitig Geld für den Notbetrieb zu überweisen. Deshalb bekam das Institut im Volksmund den üblen Spitznamen
"United Bandits of Switzerland".
Kaum ist etwas Gras über die Sache gewachsen, steht die UBS wieder am Pranger. Sie hat im Zuge der Finanzkrise fast 50 Milliarden Franken verbrannt – mehr als jede andere europäische Bank.
Vor allem mit dem billigen Geld der Kleinsparer konnten sich die Investmentbanker aus der Schweiz an der Wall Street austoben.
In der “Neuen Zürcher Zeitung” hieß es unlängst erfrischend offenherzig: “Das Freundlichste, was man über die amerikanischen Banker – und ihre Nachahmer bei der UBS – sagen kann, ist, daß sie skrupellos waren.”
Jetzt taumelt die UBS und viele Schweizer fürchten um die Folgen einer Schieflage. Das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz beträgt 512 Milliarden Franken. Mit 2.000 Milliarden Franken ist die Bilanzsumme der UBS aber viermal so groß. Selbst die Bilanzsumme der zweiten Schweizer Großbank, die Credit Suisse (CS), ist mit 1.200 Milliarden Franken gigantisch.
Zusammen haben die UBS und CS Kredite in der Höhe von 640 Milliarden Franken ausstehend.
“Der Krise verdanken wir eine ungemütliche Erkenntnis: UBS und Credit Suisse sind zu groß für die Schweiz”, schrieb der frühere Chefredakteur der “Zeit”, Roger de Weck, Anfang Oktober im Schweizer “Magazin”. “Ihr Bankrott würde ein blühendes Land ruinieren.”
Und was sagt die Schweizer Regierung zu dem ganzen Schlamassel? Nicht viel. Als letzte Woche weltweit die Banken wankten und die Regierungen händeringend nach Rettung suchten, war es in der Schweizer Hauptstadt unheimlich still. “Die Weltwirtschaft ist am Abgrund. Bern schweigt”, kommentierte die “NZZ am Sonntag” verärgert. Statt wie in anderen Ländern wenigstens den mickrigen
- Eigenlagenschutz für Sparer
anzuheben, vertraut man lieber auf Gott und die Banken.
- Lächerliche vier Milliarden Franken pro Bankkonkurs
beträgt heute das oberste Limit.
Aber die Schweiz hat einen Plan B:
Sollte die UBS hopps gehen, würde offenbar ein Geheimabkommen in Kraft treten und die Europäische Zentralbank (EZB) zur Hilfe eilen.
Soviel zur stolzen Unabhängigkeit der Schweiz.
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