Es ist schlicht der schwerste Schlag gegen das westliche Finanzsystem seit dem 2. Weltkrieg. Die Macht der USA wankt nun merklich, die Kommentare aus Washington lassen aufkommende Panik erkennen.
Seit Jahrzehnten wurde das globale Finanzsystem von den USA und ihrem US-Dollar beherrscht. Aus diesem Grund wurde beispielsweise die Bezahlung für eine Ölrechnung zwischen Bangladesh und Brasilien in Dollar abgewickelt.
Beinahe jeder Finanz- oder Warenvertrag irgendwo in der Welt wird auf Dollargrundlage getätigt.
Diese Epoche neigt sich nun dem Ende entgegen. Besonders augenscheinlich wird das durch die Begründung der von China initiierten asiatischen Entwicklungsbank AIIB.
Die Dominanz der USA bedeutete nicht nur, daß alle Länder dieser Welt immer unendlich mehr Dollar vorhalten mußten, mehr als man für den Handel mit den USA allein brauchte. Das bedeutete leider auch, daß man bei den Zahlungsabwicklungen auf das US-amerikanische Bankensystem zurückgreifen mußte, in dem der Dollar nun einmal beheimatet ist.
Das war schon schlimm genug, wird aber noch schlimmer, weil die USA diese Position schamlos und willkürlich mißbraucht haben und noch weiter mißbrauchen.
Schauen wir uns nur das FATCA System an (Foreign Account Tax Compliance Act).
- Das Gesetz zwingt ausländische Banken dazu, mit der Steuerbehörde der USA (Internal Revenue Service) zusammenzuarbeiten und weitgreifende Informationen ihrer Kunden zu liefern. Einer Bank, die sich nicht den USA unterwirft, wird bei Zahlungen auf eines ihrer Konten ein Betrag zurückgehalten von 30% als „withholding tax“.
- Ausländische Banken werden willkürlich und gegen jedes gesunde Rechtsverständnis mit horrenden Strafzahlungen belegt. Nehmen wir das Beispiel der französischen Bank „BNP Paribas“. Diese französischen Bank wickelte in Einklang mit dem französischen Recht Geschäfte ab mit Ländern wie Kuba und Iran. Was geht es Frankreich an, wenn die USA einseitig ein Embargo gegen diese Länder verhängen, wozu völkerrechtlich nur die internationale Staatengemeinschaft (UNO) berechtigt wäre? Die USA sind schlicht größenwahnsinnig geworden. Weil die Dollarzahlungen über das US-amerikanische Finazsystem abzuwickeln sind, maßen sich die USA das Recht an, eine französische Bank mit einer Terrorbestrafung von USD 9 Milliarden belegen zu müssen. Die USA sind demnach schon lange nicht mehr die neutrale Instanz, die nur globale Warenströme bzw. deren Zahlungsabwicklung quasi treuhänderisch wahrnimmt.
Wenn ein Treuhänder treulos handelt, dann wird er seines Amtes enthoben und wandert in den Knast.
Auch darüberhinaus nutzen die USA die Position, die sie durch den Dollar erreicht haben, treulos:
- Das beginnt mit der unfaßbar hohen Verschuldung.
- Dieses Ausmaß der Verschuldung wurde den USA nur ermöglicht durch die beherrschende Stellung, die die USA ihrem Dollar geschaffen hatten nach dem 2. Weltkrieg.
- Die Welt zahlte durch den Zwang, fast alles gebührenpflichtig in Dollar abwickeln zu müssen, die finanziellen Exzesse dieses Landes.
- Die Geldmenge wurde verfünffacht, ohne bislang einschneidende Konsequenzen konnten Kriege rund um Welt geführt werden.
Aber die Geduld des Restes der Welt ist erschöpft.
- Jeder weiß, daß die USA ihre Schulden nie werden zurückzahlen können. Das ist mathematisch schlicht ausgeschlossen.
- Das verkommenen US-Bankensystem hat die Welt in die größte Finanzkrise geführt seit der Historischen Depression zwischen den beiden Weltkriegen.
- Kriege werden seit Jahrzehnten mit Begründungen vom Zaum gebrochen, die schamlos erlogen sind.
- Ebenso schamlos spionieren die USA selbst ihre engsten Verbündeten aus.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping rief in seiner Rede anläßlich des asiatischen Wirtschaftsforums in der südchinesischen Stadt Boao Ende März 2015 zu verstärkter Kooperation in Asien auf. „Wir müssen gemeinsam eine regionale Ordnung schaffen, die besser zu Asien und zum Rest der Welt paßt.“ Er verwies auf die gegenseitigen Abhängigkeiten und die Ungewißheiten in der globalen Wirtschaft.
Auch weitere Teilnehmer des Treffens, das als Asiens Gegenstück zum Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos gilt, begrüßten die neue Entwicklungsbank AIIB.
An versteckter Stelle berichtet nun die Mainstreampresse vorsichtig von den umwälzenden Ereignissen rund um die AIIB. Otto Normalverbraucher findet diese Beiträge kaum. Das Manager Magazin berichtete am 19. März 2015 wie folgt:
„Deutschland und andere europäische Länder wollen der von China initiierten Asian Infrastructure Investment Bank beitreten. Sie verärgern damit die USA und besiegeln das Ende des westlich dominierten globalen Finanzsystems.
Auch Deutschland folgt dem Ruf aus China. In einem dürren Kommuniqué gab das Bundesministerium der Finanzen bekannt, dass Deutschland ein Gründungsmitglied der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) werden wolle. Der Schritt sei mit Frankreich und Italien abgestimmt, die ebenfalls beitreten wolle. Großbritannien hat denselben Schritt schon vor Tagen angekündigt.
Nur eine beiläufige Randnotiz? Von wegen. Es ist eine Entscheidung mit Sprengkraft. Sie spaltet den Westen, denn die USA ist strikt gegen die Teilnahme westlicher Staaten an dieser von China initiierten Bank. Und – noch wichtiger – sie bringt die globale Finanzarchitektur ins Wanken. …
Für die USA ist der Beitritt der Europäer und … Australiens und Koreas eine bittere Niederlage. So werden wohl nur die USA und ihr treuer asiatischer Verbündeter Japan außen vor bleiben – und sich damit isolieren.“
Der Spiegel folgte zögerlich am 29. März 2015 unter der Überschrift („China will neue Seidenstraße bauen“). Auch hier ein Auszug:
„Die Wiederbelebung der historischen Seidenstraße ist der jüngste Schritt Chinas, um seinen weltweiten Einfluss zu stärken. Zu diesen Bemühungen gehört auch die im vergangenen Jahr aus der Taufe gehobene Entwicklungsbank für Asien (AIIB), für die sich immer mehr Länder interessieren.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping rief in seiner Rede zu verstärkter Kooperation in Asien auf. ‚Wir müssen gemeinsam eine regionale Ordnung schaffen, die besser zu Asien und zum Rest der Welt passt.‘ Er verwies auf die gegenseitigen Abhängigkeiten und die Ungewissheiten in der globalen Wirtschaft. …
Das politische Ziel sei die „aktive Mitgestaltung“ einer multipolaren Weltordnung, sagte der Experte Moritz Rudolf vom China-Institut Merics in Berlin.“
Am 27. März 2015 berichtete die Schweizer NZZ (Auszug):
„Mit Südkorea schliesst sich ein weiterer amerikanischer Verbündeter der von China initiierten neuen Entwicklungsbank in Asien an. …
Für Südkorea war die Entscheidung schwierig, weil es zwischen den wichtigen wirtschaftlichen Beziehungen zu China und der sicherheitspolitischen Bindung an Amerika laviert. Das Land verhandelt seit 2012 mit China über ein Freihandelsabkommen, das in den kommenden Monaten abgeschlossen werden soll.
Mit dem Beitritt Südkoreas entwickelt sich für China die Gründung der Asiatischen Infrastruktur- und Investitionsbank (AIIB) zunehmend zu einem diplomatischen Erfolg im Wettstreit mit den Vereinigten Staaten um Einfluss in der Region. Zuvor hatten schon viele europäische Länder erklärt, darunter die Schweiz, sich der neuen Institution anschliessen zu wollen.“
Schon zehn Tage zuvor hatte sich die NZZ mit dem Thema befaßt:
„Den USA ist die AIIB ein Dorn im Auge. … Letztlich geht es aber vor allem um die Wahrung politischer Interessen: Weder eine schleichende Verdrängung der Weltbank und ADB noch die stete Ausdehnung von Chinas Einflusssphären liegen im Interesse Washingtons. Der Appell zu kritischer Distanz gegenüber dem neuen Prestigeprojekt von Pekings Machthabern stösst bei Amerikas Verbündeten aber auf taube Ohren. So will sich nicht nur Grossbritannien der AIIB anschliessen; laut Medienberichten planen auch Frankreich, Deutschland und Italien den Schritt. Überraschend kommt das nicht: Wenn es hart auf hart kommt, werden in Europa die kommerziellen Verlockungen Chinas seit Jahren höher gewichtet als die Loyalität zum sicherheitspolitischen Bündnispartner USA.“
Der britische Guardian am 22. März 2015 (Auszug):
„In an editorial published on the same day, China’s official Xinhua news agency suggested that the US might be embarrassed that many of its allies had not heeded its warnings.
“For decision-makers in the United States, they really have to be reminded that if they do not jump on the bandwagon of change in time, they will soon be overrun by the bandwagon itself,” it said.“
Die Welt ist im Umbruch.
Die Geschichte zeigt, daß Zeiten eines derartigen Wechsels immer Zeiten voller Chaos und Gefahren sind. Viele Menschen werden ihr Geld verlieren durch den Systemwechsel, weil sie zu spät merken, daß sie ein Pferd reiten, das schon tot ist.
Viele Menschen werden ihr Vermögen erhalten können, wenn sie auf dauerhafte Werte setzen und die Zeichen der Zeit zu deuten wissen.