Weil Superreiche immer weniger den Finanzmärkten und den Banken trauen, investieren sie zunehmend in Sachanlagen. Multi-Millionäre und Milliardäre haben wegen der überdies tiefen Zinsen und der anhaltenden Verunsicherung an den Finanzmärkten in den vergangenen Jahren immer mehr und noch mehr in Sachanlagen diversifiziert.
Die Aufbewahrung von derartigem ist zumeist aber sehr aufwändig und bringt Banken mit ihren Schliessfächern schon von der Grösse an ihre Grenzen. In die Bresche sind darum die Zollfreilager gesprungen, in denen Superreiche komplette Lagerräume mieten können. Selbst in Peking ist ein Zollfreilager im Entstehen, in Singapur existiert es schon und in Hong Kong und Dubai gibt es das schon seit langer Zeit, wie natürlich auch in der Schweiz.
Bei diesem Spiel mischen in Mitteleuropa nicht nur demnächst Luxemburg mit, sondern nun auch das Fürstentum Liechtenstein.
In der Schweiz existieren bereits sechs solcher Zollfreilager – aber die Nachfrage verlangt nach mehr. Das hat Liechtenstein verstanden:
20 Meter breit, 65 Meter lang und fünf Stockwerke hoch, zwei davon unterirdisch. Darin befindet sich Sicherheits-Hochtechnologie in einem
“exklusiv eleganten Ambiente”,
wie es in der Broschüre des liechtensteinioschen Betreibers heisst. Das Gebäude in Eschen steht kurz vor der Fertigstellung.
Sicherheit und Ambiente für Superreiche verbinden sich in diesem Projekt tatsächlich auf einzigartige Weise. Denn auf 6.000 Quadratmeter vermieten die Betreiber Räumlichkeiten für die sichere Aufbewahrung von Wertgegenständen aller Art: Gold, Classic Cars oder Oldtimer, Kunst- und Münzsammlungen, Antiquitäten oder Weine.
Der Wert der gelagerten Gegenstände in den Zollfreilagern dürfte in die Hunderte von Milliarden Dollar gehen.
Im Jahr 2009 wurden die Schweizer Zollfreilager im Zuge des üblichen Kampfes gegen die Geldwäscherei “reguliert”. Aber viel wird da nicht “reguliert”:
Die Eidgenössische Zollverwaltung kann Einblick in die Lagerbestände nehmen, die genau inventorisiert werden müssen. Auch die Mieter der gelagerten Gegenstände werden registriert. Das sind aber nur die Logistikunternehmen.
Die Schweizer Zollverwaltung ist auch für das neue Lager in Liechtenstein zuständig.
Der Vorteil von Zollfreilagern: Die Besitzer von dort gelagerten Wertgegenständen müssen keine Einfuhrabgaben und -steuern bezahlen.
Der Grad der Diskretion ist extrem hoch, zumal die Informationen für ausländische Behörden nicht einsehbar sind.
Im Prinzip reicht das völlig aus,
insbesondere wenn von Panama aus über Schweizer Finanzdienstleister mit den übertragbaren Oderlagerscheinen gearbeitet wird, offiziell regulierten Schweizer Wertpapieren auf der Grundlage physisch eingelagerten klar zugewiesenen Edelmetalls. Der Golderwerb bleibt anonym, die Lagerung auch, trotzdem kommt der Kunde problemlos an sein Lagergut heran.
Die Nutzung der Zollfreilager ist demnach nicht nur für Superreiche sehr einfach.
Grosser Konkurrent für die Schweiz und nun auch Liechtenstein ist Singapur.
Das Freilager in Singapur ist in Sachen Diskretion am weitesten fortgeschritten und lässt die Überwachungspsychopathen völlig ins Leere laufen: Zwar müssen die Güter deklariert werden, vage Angaben wie “Wein” oder “Antiquitäten” genügen bereits. Auch Besitzer und Wert müssen nicht angegeben werden. Der Wettbewerb mit den Schweizer Zollfreilagern läuft also bereits auf vollen Touren.
Aber das sind in erster Linie nur Vorteile für den wirklich superreichen Individualkunden, der für sich selbst komplette Räume anmietet.
Auch, was die Lagerung von Gold betrifft sind die Asiaten im Angriffsmodus: Singapur will innerhalb des nächsten Jahrzehnts 10-15% des globalen Marktanteils der Goldlagerung gewinnen. Im Jahr 2012 waren es noch 2%. Die vormalig erhobene Importsteuer auf Gold von 7% hat Singapur zwischenzeitlich schon einmal gestrichen.
Die Lagerung von Gold hat in der Schweiz aber eine jahrzehntelange Tradition. Gemäss Zollstatistik wurden seit den späten sechziger Jahren nicht weniger als 13.000 Tonnen Gold mehr importiert als exportiert.
Für die ersten Millionen der Edelmetallanlage reichen die Schweiz und Liechtenstein in Sachen Edelmetall demnach auf jeden Fall. Wenn unser Kunde meint, er wäre nun “superreich” und wollte nach Singapur, dann soll er uns das wissen lassen.