Hawala

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Terroristen soll die Finanzierung zu erschwert werden. In der Diskussion ist

  • das Einfrieren von Vermögenswerten,
  • eine bessere Kontrolle von virtuellen Währungen,
  • zentrale Bankkontenregister in allen EU-Mitgliedsstaaten,
  • eine strengere Kontrolle des illegalen Handels von Kunst und Antiquitäten
  • und eine erhöhte Sorgfaltspflicht von Risikoländern,

meldete Bloomberg.

Die Behörden sollten die Nutzung virtueller Währungen besser kontrollieren und das Einfrieren von Vermögen in Europa lebender Terroristen erleichtern, so die Forderung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und seinem französischer Amtskollegen Michel Sapin.

Noch nichts von Hawala gehörtt, Ihr Herren Minister?

Die Terrorfinanzierung wird man mit all diesen Massnahmen nicht stoppen können. Und wir sind überzeugt davon, dass das die beiden Minister wissen und überhaupt die hohe Politik das auch weiss.

Das Zauberwort in diesem Zusammenhang, das Unmögliches leicht möglich macht, lautet „Hawala“. Dieses Jahrhunderte alte, informelle, ur-arabische Finanzsystem funktioniert abseits traditioneller Bankkanäle und entzieht sich den klassischen Überwachungsmechanismen. Dazu ist es billig und effizient. Im Berliner Stadtteil Kreuzberg existieren ganze Straßenzüge, in denen Reisebüros, Imbissbuden oder Einzelhändler das inoffizielle Bankgeschäft im Nebenerwerb anbieten.

„Hawala“ stammt aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie „wechseln, überweisen“ und hat seine Wurzeln in der frühmittelalterlichen Handelsgesellschaft des Vorderen und Mittleren Orients. Damit Karawanen nicht im Falle eines Überfalls das mitgeführte Geld verloren, wurde dieses System, das hauptsächlich auf Vertrauen basiert, etabliert.

Und wie nutzen Terroristen das nun?

Es ist simpel.

  1. Terrorist X übergibt an den Händler A (Hawaladar A) in Syrien den Gegenwert von USD 100.000, den er vielleicht aus dem Verkauf von Öllieferungen oder im Rahmen von Spenden aus Saudi-Arabien erworben hat.
  2. Dieser steht in Beziehung zu Hawaladar B in Paris, der an Terrorist Y dort den gewechselten Gegenwert in Euro auszahlt.
  3. Mit hoher Sicherheit geschieht das nicht zum offiziellen Wechselkurs, sondern erheblich günstiger, da keine Bankgebühren oder Steuern anfallen. Händlerkommissionen betragen nach offiziellen UNO-Angaben nämlich nur 0,25% bis 1,25% der transferierten Summe.
  4. Wir gehen an dieser Stelle davon aus, dass sich X und Y zeitgleich bei ihren Hawaladaren (A und B) aufhalten. Die gesamte Transaktion kann daher innerhalb von wenigen Minuten ablaufen, was klassische Auslandsüberweisungen vom Tempo her alt aussehen lässt. Die Hawaladaren verfügen über Code-Wörter zur Autorisierung der Transaktionen.

In diesem geschlossenen und für Außenstehende schwer zu durchschauendem System kann auch eine Person etwa in Syrien Geld bei Hawaladar 1 einzahlen und erhält einen Code, mit dem er sich bei Hawaladar 2 in Paris meldet und dort quasi „ihr“ Geld abhebt.

Insofern ähnelt das System stark den auf Geschwindigkeit ausgelegten Auslandsüberweisungssystemen von Western Union und MoneyGram, mit dem Unterschied, dass bei Hawala sich die Kunden normalerweise weder identifizieren noch die Herkunft des Geldes nachweisen müssen. Außerdem können bei Hawala die Kunden das Codewort bereits vorher absprechen, anstatt von dem Hawaladar eine Referenznummer zugewiesen zu bekommen.

Spitzenclearing

Nach der oben im Detail beschriebenen Transaktion hat der eine Händler beim anderen Schulden von USD 100.000.
Diese Schulden werden mit den nächsten Transaktionen, die mit den beiden Terroristen überhaupt nichts zu tun haben müssen, wieder beglichen. Dieses Clearing von Differenzen, das aufgrund eines sog. “Nettings” häufig nicht notwendig ist, wird dann durch gegenseitige Warenlieferungen, Dienstleistungen oder durch Goldschmuck oder andere Wertgegenstände vorgenommen.

In Wirklichkeit ist dieses System wesentlich komplexer. Geschäftsabwicklungen passieren in den Büros der Hawala-Händler, die oft selbständige Kaufleute (Import-Export, Einzelhandel) sind, oder in religiösen oder sozialen Zentren arbeiten. Die eine oder andere Abwickung soll auch schon einmal in Kaffeehäusern oder auf Parkbänken geschehen sein, wissen gut informierte Kreise.

Netting is beautiful

Spinnen wir das Beispiel weiter:
Ein Netting wäre etwa dadurch vorstellbar, dass 100 hart arbeitende syrische Gastarbeiter in Frankreich über Hawala jeweils USD 1.000 an ihre syrischen Verwandten schicken wollen. Sie zahlen bei Hawaladar B in Paris ein, ihre Verwandten melden sich mit ihren Codes bei Hawaladar A in Syrien (der ja USD 100.000 vom Terroristen X erhalten hatte) und erhalten hundert Mal eintausend Dollar. Damit ist das Netting vollzogen, ein Spitzenclearing entfällt.

…und das wollen die Herren Schäuble & Sapin überwachen…

In einem typischen Hawala-System sind Überweisungen streng vertraulich. Es werden keine Aufzeichnungen darüber geführt, wer Absender und wer Empfänger einer bestimmten Transaktion ist.

Dadurch laufen alle Maßnahmen ins Leere, die darauf abzielen, unerwünschte Aktivitäten anhand der damit verbundenen Finanzströme zu identifizieren.

 

Es darf mit Fug und Recht unterstellt werden, dass über dieses Wissen selbst unsere Politiker verfügen. Irgendwer wird das Mama Merkel und Uronkel Schäuble schon geflüstert haben. Es werden mithin untaugliche Maßnahmen beschlossen, die ausschliesslich die eigenen, gesetzestreuen Bürger dem Überwachungsstaat ausliefern.

Wenn diese untauglichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Terrorfinanzierung nur Alibihandlungen sein sollten, wäre das schon schlimm genug. In diesem Fall täuschte man Handlungskompetenz vor, wo tatsächlich gar keine vorläge.

Das ist aber wohl nicht an dem. Man strebt viel Weitergehenderes an, nämlich die totale Überwachung der Bürger, um diese dann später abzukassieren, indem man etwa Staatsschulden mit privaten Vermögen saldiert. Denn die maroden Staatsfinanzen sind für den Staat weit gefährlicher als mal ab und zu eine terroristische Bombenexplosion, die so viel Tote zur Folge hat, wie in zwei Wochen regelmässig im Strassenverkehr sterben.

Ist das nun ein Skandal oder nicht?

Und sollte man sein gesamtes Vermögen wirklich nur im Heimatland aufbewahren, wo alles gut überwacht wird?

Kann man diesen Herrschaften vertrauen? Darf man dem Staat 100% seines Vermögens wie in einer Verkaufsvitrine sichtbar machen. Darf man darauf vertrauen, dass nicht irgendwann unter irgendeinem Vorwand ein Zugriff erfolgt?