Globale Finanzriesen öffnen sich Kryptowährungen

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Der Kurs des Bitcoin ist bei Abfassung dieses Beitrages mal wieder deutlich fallend. Die Stimmung scheint negativ zu sein.

Aber die Kryptoszene ist hochaktiv und verbessert die Infrastruktur unaufhörlich. Auf den jeweiligen Kurs kommt es ihr gar nicht an. Der ist tatsächlich zweitrangig.

Da arbeitet eine neue und junge Generation der qualifiziertesten Programmierer rund um Bitcoin daran, diese Alternative zum althergebrachten Finanzsystem zum ernsten Herausforderer werden zu lassen. Da wird nicht gezockt wie bei Spekulanten. Die Finanzzeitungen berichten über Bitcoin stets aus der Sicht derjenigen, die aus Spekulationsgeschäften heraus in kurzer Zeit viel Geld gewinnen wollen und schöpfen aus dieser Sichtweise ihre negativen Einschätzungen.
Kryptowährungen sind aber keine Spekulationsobjekte wie etwa Aktien und deren Auf und Ab. Der ernsthaft arbeitenden Kyptoszene geht es vielmehr um die Stabilität und leichte Anwendbarkeit der Kryptowährungen als Bezahlsystem im Alltag – völlig unabhängig davon, auf welchem Niveau sich Bitcoin & Co schlussendlich einpendeln werden.

Dass diese junge revolutionäre Programmierer-Elite stur ihren Weg weiter geht, dass Bitcoin eine neue Zeit des Geldwesens eingeleitet haben könnte, das die Krypto-Lawine gar nicht mehr aufgehalten werden kann, das dämmert allmählich auch den Finanzriesen.

Der Wind hat sich in den letzten Monaten dort offensichtlich gedreht. Die ablehnende Haltung ist einer Art Neugierde gewichen und vereinzelt haben grosse Institute begonnen, die Möglichkeiten mit Kryptowährungen auszuloten.

Wenn man das nicht abtöten kann, kann man vielleicht damit Geld verdienen?

Die Ratten verlassen noch nicht das vom Sinken bedrohte Schiff, aber sie blasen schon einmal die Rettungsringe auf.

Bei den beiden Schweizer Banken UBS und Credit Suisse (CS) ist bemerkenswert, dass als Hauptaktionärinnen der SIX sie den Aufbau einer Börse für Krypto-Assets unterstützen. Ab 2019 wäre es somit jedem SIX-Teilnehmer möglich, reguläre Handelsaktivitäten in dem Bereich zu starten.

Noch hat sich keine der beiden Banken zu derlei Plänen geäussert. Man schweigt und bläst einstweilen nur hinter verschlossenen Türen die Rettungsringe auf

Das britische Finanzportal “Financial News” hat zwischenzeitlich eine Übersicht erstellt, wie und ob sich die internationalen Grossbanken und Finanzinstitute dem Bitcoin und anderen Kryptowährungen annähern könnten.

UBS

Manche UBS-Analysten beschäftigen sich intensiv mit dem Bitcoin und den Kryptomärkten und publizieren regelmässig ihre Einschätzungen. Diese Analysen decken sich mit der Haltung ganz an der Spitze der Bank: So hatte Verwaltungsratspräsident Weber bereits im Januar gesagt, die UBS erlaube institutionellen Kunden den Handel mit Kryptowährungen. Retailkunden werde hingegen abgeraten, solche Investments zu tätigen.

Es würde indessen nicht überraschen, wenn die UBS von ihren Wealth-Management-Kunden Druck verspürte, ein Krypto-Angebot zu lancieren. Bislang bietet sie nur Executions-Services an. Pläne, einen Krypto-Handelsdesk aufzubauen, wurden bisher nicht publik – was nicht viel heisst.

Credit Suisse

Die CS hat sich bislang nicht in Richtung Kryptohandel bewegt. Wie zahlreiche andere Banken probt die CS aber den Einsatz der Blockchain-Technologie im Handels- und Transaktionsgeschäft, um Kosten zu senken. Im vergangenen März vollzog sie eine Aktien-Ausleih-Transaktion mittels Einsatz der Blockchain. CEO Thiam will sogar eine digitale Investmentbank aufbauen.

Goldman Sachs

Goldman Sachs ist einige Schritte weiter: Die US-Investmentbank hat im vergangenen April einen Händler für digitale Vermögenswerte engagiert. Er soll ein Team führen, dass sich auf den Handel von Bitcoin-Produkten konzentrieren soll – der effektive Handel mit Bitcoin sei nicht Teil des Vorhabens, sagt die Bank vorsichtshalber.

Der neue Goldman-CEO David Solomon erklärte, sein Unternehmen helfe den Kunden, das Bitcoin-Universum zu erkunden. Mit Speck fängt man Mäuse.

J.P.-Morgan

J.P.-Morgan-CEO Dimon vollzog wohl die grösste Kehrtwende: Zunächst wollte er jeden Mitarbeiter feuern, der mit Bitcoin handeln würde. Wenig später sagte er, er bedauere diese Aussage. Inzwischen hat auch J.P. Morgan ein Team, das das Potenzial von Kryptowährungen erforscht.

Morgan Stanley

Morgan Stanley hat im Juni einen Head of Digital Asset Markets eingestellt. Interessant: Dazu gehört Andrew Peel. Er arbeitet in Zürich und kam von der CS, wo er Vice President für Sales & Trading Innovation war.

Die Personalie ist ein Hinweis darauf, dass auch Morgan Stanley das Potenzial von Kryptowährungen erkundet, Know-how aufbaut und Geschäftsfelder prüft. Pläne, direkt in den Handel einzusteigen, sind bislang nicht bekannt. Das US-Institut soll aber Krypto-Transaktionen im Auftrag von Kunden ausführen.

Barclays

Jes Staley, CEO der britischen Grossbank Barclays, ist hin- und hergerissen: Der innovative Charakter von Kryptowährungen fasziniere ihn, der regulatorische Graubereich schrecke ihn hingegen ab, sagte er unlängst. Barclays zeigt eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber Kryptowährungen, indem die Bank für die Krypto-Transaktionsplattform Coinbase sogar ein Geschäftskonto eröffnet hat.

Zudem ist ein Team daran, die Möglichkeiten im Krypto-Handel auszuloten. Barclays verfolgt offenbar ein Projekt mit dem Fernziel, ein Desk für digitale Assets in das bestehende System mit Verkaufs- und Handelsfunktionen zu integrieren.

Fidelity Investments

Fidelity-CEO Abigail Johnson ist eine bekennende Anhängerin von Bitcoin. Entsprechend hat der amerikanische Asset Manager sogar eigene Bitcoin- und Ethereum-Mining-Aktivitäten aufgenommen. Dies geschah aus der Überlegungen heraus, den Krypto-Markt und die Blockchain-Technologie besser kennenzulernen.

Retail-Kunden sollen auf der Fideliy-Webseite ihre Krypto-Bestände einsehen können. In einigen der Fidelity-Cafeterias in den USA können Mitarbeiter mit Bitcoin bezahlen.

Wind of Change – ja oder nein?