Führende Bänker kaufen heimlich Gold…

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…und sie wissen warum

Wer in physisches Gold investiert, also in Barren und Münzen – egal ob er es zu Hause hat, im Schliessfach oder irgendwo einlagern lässt ausserhalb des Bankensystems, der hat als Motiv das Thema Krisenversicherung oder Vermögensversicherung vor Augen.

Mit nur kurzen Unterbrechungen nach unten wie nach oben pendelte der Goldpreis seit 2013 um die Marke von USD 1.200,00 herum, im letzten Julidrittel 2015 fiel er allerdings auf um die USD 1.100,00. Diese Tiefstände könnten bald ein Ende haben.

Die offiziellen Goldreserven von Chinas Notenbank lagen Ende Juni 2015 offiziell bei 1658 Tonnen. Trotz des Anstiegs des Volumens hätte sich die Hinterlegung der Devisenreserven Chinas mit Gold von 2009 bis Ende Juni des Jahres 2015 von 1,8% auf 1,65% verringert. Dieser Anteil ist der geringste unter den großen Goldbesitzern der Welt.

Wer das glaubt, muss mit dem Kopf gegen eine heisse Brühwurst gerannt sein. Während die USA sich mit mehr Goldbesitzt brüsten, als sie in Wirklichkeit noch haben, stapelt China tief, sehr tief, unglaubwürdig tief.

Die chinesische Regierung wird die Finanzmärkte weiter öffnen, der Renminbi soll zu einer der Reservewährungen aufsteigen um schliesslich den Dollar als Weltleitwährung abzulösen.
Ein zentraler Aspekt dabei ist die Deckung der Währung. Bisher hält China Reserven aber vor allem in US-Dollar. Die Zentralbank muss deutlich mehr Gold kaufen als bisher, um auf dem Weg zu einer Reservewährung voranzukommen. Die chinesische Zentralbank war folgerichtig zu einem der größten Goldnachfrager geworden. Einige Beobachter gehen längst davon aus, dass die Notenbank ihre Bestände kontinuierlich aufstockt in einem Masse, das die offiziellen Angaben von Mitte 2015 deutlich übersteigt.

Vielleicht will China mit dem „Understatement“ auch nur die aktuellen Goldpreise tief halten, um selbst billiger Gold im Ausland erwerben zu können.

Auch die russische Zentralbank hatte ihr Goldreserven trotz aller Sanktionen und dem Ölpreisverfall zuletzt kräftig ausgeweitet.

Aber nicht nur die Nachfrage der chinesischen Zentralbank könnte den Preis treiben, auch die physische Goldnachfrage wird vor allem aus Fernost befeuert. Die Schmucknachfrage steigt vor allem in China und Indien. Dieser Trend dürfte mit zunehmendem Wohlstand in den Schwellenländern anhalten. Da besteht schlicht Nachholbedarf.
In Ländern wie etwa Brasilien, wo sich der Unterzeichner dieses Beitrages im April 2015 aufhielt, spielt Eigentum an physischem Gold beim wohlhabenden Privatanleger auch eine grosse Rolle. Die Inflation dort liegt nicht nur bei 8% (im Jahr 2014), unter 5% lag sie eigentlich nie. Verdient ein wohlhabender oder mittelständischer Brasilianer 2 Real, so behält er einen Real als solchen, wechselt den zweiten aber jeweils hälftig in Dollar und Gold.

Auch im aufstrebenden Lateinamerika hat Gold demnach seinen Platz: In Brasilien und Argentinien aufgrund der üblen Erfahrungen mit den Währungen, in Ländern wie Peru, Kolumbien und indirekt auch Chile aufgrund der Tatsache, dass man eine lange Tradition bei der Goldförderung hat.

Aufstrebende Schwellenländer treiben die physische Goldnachfrage.

In der zweiten Aprilhälfte 2015 fand ein

Handelsblatt-Podium

statt. Dort äusserten sich

  • Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Geschäftsführer bei Degussa Goldhandel
  • und Thomas Bichler, Fondsmanager bei der österreichischen Investmentgesellschaft Raiffeisen Capital Management

zu der Frage, wie aussichtsreich derzeit die Investition in Gold ist.

Spielen wir dort etwas Mäuschen:

Thomas Bichler redete schliesslich Klartext:

„Gold ist eine Art Versicherung für die geldpolitischen Experimente, die wir momentan sehen.

In Wahrheit weiß niemand, wie das alles ausgeht. Selbst die Notenbanken selber wissen nicht, wie das ausgeht. Wir haben momentan ganz schräge Situationen am Markt:

  • Vor kurzem hat die Schweiz eine Neuemission getätigt mit einer zehnjährigen Anleihe, die über einen Zinssatz von Minus 0,05% verfügt.
  • Seit Jahresbeginn haben 25 internationale Notenbanken die Zinsen gesenkt.
  • Und inzwischen haben 30% aller emittierten Staatsanleihen im Euroraum eine negative Rendite.
  • Mexiko hat eine hundertjährige Euro-Anleihe begeben: Laufzeit bis ins Jahr 2115. Dafür bekommt man lächerliche 2%.

Wir haben also schon ein paar Rahmenbedingungen, bei denen man sagt:

Einen Teil meines Vermögens in eine Art Versicherung zu investieren wie Gold, ist vielleicht keine ganz blöde Idee.“

Wrzesniok-Roßbach von Degussa plauderte lustig aber hochinteressant aus dem Nähkästchen:

“Wenn Bonuszeit ist bei den Banken in Frankfurt und die Boni ausgeschüttet werden, dann ist schön zu beobachten, wie viele Leute bis hin zu Volkswirten und Chefvolkswirten einen Teil ihres Bonus bei uns als physisches Gold anlegen. Obwohl die offiziell sagen, dass alles in Ordnung sei…”

Noch Fragen?

Seit 2008 kauften die Notenbanken in der Summe wieder Gold.

“Die werden sich schon etwas dabei denken. Die deutsche Bundesbank hat ein Video auf ihrer Homepage, auf der sie erklärt, wieso Gold ein wichtiges Asset für sie ist. Wenn es heißt, Gold habe keine Relevanz mehr, dann würde ich da etwas vorsichtig sein. Außerdem gebe ich zu bedenken, dass sich Notenbanker sehr unterschiedlich äußern, wenn sie im Amt sind – und wenn sie nicht mehr im Amt sind”,

so der Degussa Fachmann. Und Thomas Bichler ergänzte:

“Ein sehr gutes Beispiel ist momentan Alan Greenspan. Einer der mächtigsten Zentralbanker der vergangenen fünfzig Jahre. So lange er im Amt war, hat er sich ein wenig geziert, Stellung zu nehmen. Mittlerweile ist er ein großer Gold-Fan. Auch diese Personen sind in einer gewissen Rolle, in einem Amt, das sie ausführen. Erst wenn sie nicht mehr im Amt sind, sagen sie, was ihre private Meinung ist.”

Nun war Alan Greenspan vor seinem Antritt bei der Fed schon ein grosser Befürworter von Gold gewesen. Das hat er in seiner Amtszeit als Chef der Fed dann vergessen (müssen).

Und was ist an Gold derzeit so interessant?

Klar, Gold als Versicherung vor dem finanziellen Kollaps, der recht wahrscheinlich auf uns zukommt. Aber da ist noch mehr zu nennen:

Thomas Bichler zu diesem Thema:

“Da wäre das Wachstum in den Schwellenländern: Wenn man sich ansieht, wer Gold nachfragt, dann sind das 25% China und 25% Indien. Zählt man noch weitere Emerging Markets dazu, dann sind wir bei insgesamt etwa 70% der Nachfrage. Wir sehen Gold daher auch als Schwellenländer-Investition. Der Wohlstandseffekt der Emerging-Markets spiegelt sich also auch in Gold wider.”

Und er nennt einen weiteren Grund:

“Viele Notenbanken versuchen derzeit ihre Währungen abzuwerten. Auch Mario Draghi sagt immer wieder durch die Blume, dass ihm ein schwächerer Euro durchaus recht ist. So weitet die EZB momentan ihre Bilanzsumme aus, sie druckt also Geld. Das ist das Problem mit Papiergeld. Man kann damit machen, was man will. Die Währung Gold ist dagegen ein physisches Asset.”

Mit dieser Aufzählung hat es aber noch nicht sein Bewenden:

“Früher habe ich Zinsen bekommen, wenn ich mir eine Absicherung über Staatsanleihen gekauft habe. Mittlerweile aber ist es so, dass ich draufzahlen muss. Sehen Sie sich deutsche Staatsanleihen an: Vor kurzem gab es eine Premiere: Sogar die Renditen neunjähriger Papiere sind inzwischen negativ geworden. Auch wenn sie Geld auf der Bank liegen haben, kann es sein, dass die Bank dafür Geld verlangt… Nehmen wir an, die Europäische Zentralbank ist erfolgreich und die Inflation steigt an auf rund 2% – das ist das Ziel der EZB – dann verlieren Sie real 2%. Das ist ein weiteres Argument für Gold im eigenen Portfolio.”

Thomas Bichler hat natürlich absolut recht. Wie dämlich muss man eigentlich sein, um für Anlagen in kaputtes Papiergeld auch noch Negativzinsen zu bezahlen. So verkommen kann unser Bildungssystem eigentlich noch nicht sein, dass man sich auf derartiges einlässt und auch noch vor dem Hintergrund, dass Inflationierung das Ziel ist.

Muss man sich da nicht fragen, ob alle verrückt geworden sind?