Milliarden von Offshore-Geldern fliessen in die USA. Weder das Steuergesetz Fatca noch der Automatische Informationsaustausch können dort Steuerflüchtlingen etwas anhaben. Die Vereinigten Staaten sind die neue Schweiz.
Peter Cotorceanu hat bei der UBS das US-Steuerinformationsgesetz Fatca für Trusts, Stiftungen und weitere Treuhandstrukturen implementiert. Er hat US-Recht gelehrt und arbeitet nun für die US-Kanzlei Anaford in Zürich.
Cotorceanu hat für die Oxfordjournals kürzlich einen Artikel geschrieben:
„Wie Nicht-US-Personen legal Fatca und den Automatischen Informationsaustausch umgehen können“.
Der Steuer-Spezialist beschreibt dort, wie einfach es für Bankkunden ist, der weltweit geforderten Steuertransparenz zu entfliehen, indem sie ihre Gelder in die USA verschieben.
„Dieses gigantische Soggeräusch, das Sie hören? Es ist das Geräusch des Geldes, das in Richtung USA fliesst, um dem AIA zu entgehen“,
schreibt Cotorceanu.
Der Ex-UBS-Banker schreibt nicht aus einer akademischen Warte. Das Geld fliesst bereits jetzt in Strömen in die USA. Aus all jenen Offshore-Zentren, die dem AIA beigetreten sind:
- Den Bermudas,
- den Cayman Inseln,
- den British Virgin Islands,
- aus der Schweiz.
Der Grund ist relativ simpel:
Die USA sind dem OECD-Abkommen nicht beigetreten.
Und was Fatca betrifft, das von den USA aufgedrückte internationale Steuergesetz, so lässt sich auch dieses in den USA leicht umgehen. Denn die viel zitierte Reziprozität von Fatca – nämlich dass angeblich auch die USA Daten austauschen – sie ist mehrheitlich Makulatur.
Die Industrie hat bereits reagiert:
Rothschild Wealth Management & Trust unterhält in Reno, im US-Bundesstaat Nevada, ein Büro. Wie die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ schrieb, hielt Managing Director Andrew Penney im September vergangenen Jahres eine Präsentation in San Francisco ab zum Thema:
„Wie die Superreichen der Welt Steuertransparenz und Steuern überhaupt verhindern könnten.“
Reno, Sioux Falls – die neuen Offshore-Zentren
Auch andere Vermögensverwaltungsspezialisten setzen auf die USA:
Die Genfer Cisa Trust will in Pierre im US-Bundesstaat Süd-Dakota ein Büro eröffnen.
Trident Trust, ein weltweiter Spezialist für Steuerkonstrukte, hat laut „Bloomberg“ noch vor Ende 2015 Dutzende Konten aus der Schweiz, den Cayman Inseln und weiteren Offshore-Standorten nach Sioux Falls, ebenfalls Süd-Dakota, transferiert.
Der Grund ist relativ einfach: Staaten wie Nevada oder auch Süd-Dakota bieten erhebliche Steuererleichterungen an – Trusts sind beispielsweise steuerbefreit.
Die USA sind die neue Schweiz, heisst es in dem Bloomberg-Artikel. Und Ex-UBS-Manager Cotorceanu kommentiert:
„Wie ironisch es doch ist – nein wie pervers —, dass die USA, die auf frömmlerische Weise die Schweizer Banken verdammt haben, zurzeit der heisseste Standort mit einem Bankgeheimnis ist.“
USA wird den AIA kaum je akzeptieren
Die Lücken in Sachen Steuertransparenz, die sich in den USA aufgetan haben, sind sehr einfach zu finden.
- Fatca: Die US-Steuerbehörde IRS liefert keine Informationen an andere Länder über Barkonten, die von Firmen gehalten werden. Sie liefert keine Informationen über Anlagekonten, weder von Individuen noch Firmen, sofern auf diese Konten keine Gelder fliessen, die in den USA verdient worden sind.
- AIA: Solange die USA dem OECD-Abkommen nicht beitreten, muss kein US-Finanzinstitut irgendwelche Informationen zu Kunden ohne US-Bezug herausgeben.
Dass die USA dem Abkommen doch beitreten werden, halten Juristen wie Cotorceanu für unwahrscheinlich.
Die USA haben der Welt mit Fatca die Steuertransparenz aufgedrückt und die Schweiz als Offshore-Oase trocken gelegt.
Jetzt sind sie das Steuerparadies..