Das im März begonnene Programm zum Kauf von Staatsanleihen und anderen Vermögenswerten wird mit hoher Wahrscheinlichkeit im Umfang ausgedehnt oder zeitlich in die Länge gestreckt werden.
Auf Gedeih und Verderb soll das Ziel einer höheren Inflation erreicht werden. Offiziell wird als Inflationsziel die Marke von 2% angegeben. Das es wegen der Staatsschulden, die es zu entwerten gilt, tatsächlich weit mehr als 2% werden sollen, wird auf unserer Webseite an anderer Stelle dargelegt.
Bislang wollte die Europäische Zentralbank bis mindestens September 2016 monatlich Papiere im Wert von 60 Milliarden Euro kaufen. Bis zum 28. August 2015 hatte die EZB allein Staatsanleihen im Gesamtvolumen von rund 289,5 Milliarden Euro erworben. Die Notenpresse der Europäischen Zentralbank (EZB) läuft somit bereits jetzt auf Hochtouren.
Die EZB kauft Anleihen und bezahlt mit neu geschaffenen Euro.
Eine “sofortige” Lockerung der EZB-Geldpolitik über das Anleihenkaufprogramm ist laut Notenbank-Chef Mario Draghi aber “derzeit” kein Thema.
Diese Formulierungen kennt man. Zwei Wochen später kann bereits alles anders aussehen. Es wird also demnächst erneut an der Inflationierungsschraube gedreht werden. Denn im August wie im Juli 2015 lag die Teuerung in der Euro-Zone nur bei 0,2% und damit deutlich vom EZB-Ziel von 2% entfernt. Die Geschichte lehrt:
Plötzlich zieht dann die Inflation an und rasend schnell gewinnt die Geldentwertung an Fahrt und ist kaum noch zu kontrollieren. Wir kennen die Geschichte vom Zauberlehrling. Nur: Das was bei Goethe ein Unfall war, ist von Draghi gewollt.
Die EZB hat ihre Projektion für Wachstum und Inflation gesenkt. Sie hat damit schon einmal den Vorwand geliefert, der zu weiteren Inflationierungsmassnahmen führen wird.
Mit dem Hinweis darauf, dass es bei den geldpolitischen Möglichkeiten keine Grenzen gibt, hat Draghi angedeutet, dass die EZB willens ist, demnächst mehr zu tun als das bisher Angekündigte. Ein Indiz dafür ist auch, dass sie das Volumen zum Kauf von Neuemissionen anhebt.
Durch all diese Massnahmen wird gleichzeitig der Wert des Euro geschwächt.
Erstmalig seit der Einführung der Einheitswährung zu Beginn des Jahres 1999, als Bargeld benutzt seit 2002, macht die EZB sich also daran, den Euro-Wechselkurs gezielt zu schwächen.
Was will sie – insoweit – erreichen?
- Der Aussenhandel soll unterstützt werden, um das Wirtschaftswachstum im Euroraum zu beleben.
- Die Importgüter werden verteuert, und das wirkt der angeblich zu „niedrigen Inflation“ im Euroraum entgegen.
Auch deshalb werden die Zinsen extrem niedrig gehalten und wird die Geldmenge stärker ausgeweitet, als die Geldmenge im aussereuropäischen Ausland anwächst.
Wenn das alles noch immer nicht reicht, um den Euro-Außenwert in die Knie zu zwingen, kann die EZB auch Fremdwährungsanleihen erwerben, wie zum Beispiel US-Staatsanleihen.
Dazu schafft sie neue Euro „aus dem Nichts“, tauscht sie am Devisenmarkt gegen US-Dollar und erwirbt damit amerikanische Schuldpapiere. Der Kauf von Fremdwährungsschulden wäre vermutlich das stärkste Signal, dass die EZB setzen kann, um den Euro-Außenwert herabzusetzen.
Für den normalen Bürger werden die Güter, die er aus dem Ausland bezieht – wie Energie, Nahrungsmittel und Urlaubsreisen, Computer und IT-Technologie –, teurer. Eine Wechselkursabwertung hat für sie die gleiche Wirkung wie ein Ansteigen der Inflation: Die Kaufkraft des Geldes nimmt ab.
Auf die mittelfristig entstehenden zwingenden Folgen wird einmal mehr keine Rücksicht genommen.
Wird nämlich die Abwertungspolitik auf den Finanzmärkten letztendlich als Versuch verstanden, um gezielt zu inflationieren, wird die Lage brenzlig.
- Das Vertrauen in den Wert des Geldes schwindet.
- Die Kreditkosten steigen.
- Investitionen gehen zurück.
- Die Konjunktur bricht ein.