Im noblen “Suvretta House”, hoch über St. Moritz gelegen, trafen sich auf Initiative einer Handvoll cleverer Schweizer Kryptowährungs- und Blockchain-Aficionados etwas über 160 handverlesene Krypto-Investoren, -Unternehmer und -Milliardäre.
Die Stimmung war aufgeräumt. Unbeeindruckt vom jüngsten Crash feierten die Teilnehmer zufrieden ihren Optimismus auf einen anhaltenden Boom.
In der Disco rappte Co-Organisator Marc Bernegger offenbar euphorisiert von den wohlmeinenden Worten des eigens angereisten Schweizer Wirtschaftsministers Johann Schneider-Ammann:
“Crypto Nation Switzerland.”
Gut 10.000 Kilometer davon entfernt feierte eine ähnliche Gesellschaft ebenfalls eine Crypto Party – am Paradise Beach von Phuket in Thailand. Auch diese Gesellschaft zeigte sich vom angeblichen Zerfall des Crypto Booms unbeeindruckt. Man trug T-Shirts mit dem Aufdruck
“Buy the Dip” (kauf‘ den Einbruch),
trank eimerweise Sangria sowie Red Bull und hörte sich in Strandsesseln zuversichtliche Referate über Bitcoin-Preisprojektionen und die Zukunft der besseren Welt mit Kryptowährungen an.
Stargäste waren beispielsweise Ronnie Moas, der aufgrund seiner Bitcoin-Prognosen Berühmtheit erlangt hat, Jörg Molt, dem ein Vermögen von 250.000 Bitcoin (derzeit rund USD 2,8 Milliarden) nachgesagt wird und John McAfee, der schillernde Antivirus-Software-Pionier und heutige Kryptowährungs-Botschafter mit eigenem Mining-Unternehmen.
Es passt zur exotischen Location, dass die Teilnehmer der Crypto Party am Paradise Beach mit einem Kreuzfahrtschiff angereist waren. Die Blockchain Cruise hatte zu Beginn der Woche rund 600 Passagiere in Singapur aufgenommen und war anschliessend nordwärts die malaysische und thailändische Küste hinauf in Richtung Phuket getuckert.
So waren sich die Crypto Finance Conference in St. Moritz und die Blockchain Cruise mit anschliessender Konferenz auf Phuket doch recht ähnlich. Die jeweiligen Organisatoren wählten Orte für ihre Konferenzen, die etwas abseits sind von der Welt der muffigen Regulatoren: einen Ozeandampfer sowie ein Luxus-Hotel hoch in den Alpen. Irgendwo wird symbolisch deutlich, dass die Erschaffer eines neuen Finanz- und Währungssystems die “alte” oder “analoge” Welt der staatlichen Institutionen und Instanzen hinter sich lassen wollten, um ungehindert ihr neues Weltbild zu verwirklichen.
“Sehen Sie nicht, wie hier alle happy sind?”,
fragte Daniel Masters, Präsident der auf Jersey domizilierten Firma Global Advisors Bitcoin Investment Fund (GABI) beim Stehlunch, während livrierte Kellner herumhuschten. Und er hatte recht. Die Stimmung bei Kalbsgeschnetzeltem und Bündner Spezialitäten hätte gegensätzlicher nicht sein können angesichts des Umstandes, dass China vielleicht Kryptowährungen verbieten will und die halbe Welt danach trachtet, den Bitcoin und seine Artgenossen unter strengste Kontrollen zu setzen.
“Hunde, die bellen, beissen nicht.”
Und Hunde, die gar nicht das geeignete Gebiss haben, um überhaupt wirkungsvoll beissen zu können, werden in der Krypto-Welt halt erst gar nicht ernst genommen.