Europa wandelt sich mühsam aber letztendlich doch mit bisher unvorstellbarer Geschwindigkeit von der „Eurozone“ in das quasi-staatliche „Euroland“.
Mühsam ist diese Wandlung, weil die notwendigen Veränderungen an der politischen Struktur der EU immens sind, und den handelnden Personen dafür jegliches demokratisch legitimiertes Mandat fehlt.
Wenn die Anleger erst einmal verstehen werden, was sich hinter der Debatte über die Einführung von Eurobonds überhaupt verbirgt, wird die Blase der Schulden der westlichen Staaten schneller platzen als sich dies bisher jemand vorstellen kann. Dann werden Spekulanten, die zurzeit massiv griechische und irische Anleihen sowie Anleihen von anderen insolvenzverdächtigten Eurozonenländern kaufen, zu ihrer Überraschung feststellen, dass die europäische Solidarität für sie nicht gelten wird. Da mögen die Regierenden heute auch etwas ganz anderes sagen.
Es ist davon auszugehen, dass die Lösung der Schuldenkrise darin liegen wird, den Anlegern aufzuerlegen, ihre Staatsanleihen in Euro-Anleihen umzutauschen, deren Zinsen und Rückzahlung von allen Euroländern garantiert werden. Die Zinsen für „Euro-Bonds“ werden deutlich niedriger sein, und der Umtausch würde nur mit einem Abschlag von 30 bis 50% erfolgen.
Das ist auch aus einem anderen Grund heraus so gewollt:
Etwa USD 30.000 Milliarden des weltweiten Kapitals im Jahr 2008 dürften reines Scheinvermögen gewesen sein, nichts weiter als Zahlen auf Papier oder elektronischen Datenträgern. Die Hälfte dieser Summe löste sich in den sechs Monaten von September 2008 bis März 2009 in Rauch auf. Wir gehen nun davon aus, dass sich bis Januar 2012 die zweite Hälfte des globalen Scheinkapitals, also weitere USD 15.000 Milliarden, nun verflüchtigen. Da hilft so ein „Umtausch“ ungemein.
Bei der Einführung der Euro-Bonds ist es sehr gut möglich, dass einigen staatlichen, privilegierten Gläubigern wie China, Russland und den Erdöl exportierenden Ländern ein Tausch zu besseren Bedingungen angeboten wird. Für sie wird die ganze Aktion damit insgesamt sehr positiv zu Buche schlagen. Denn mit einem Schlag würden ihre unsicheren Anlagen in sichere umgewandelt.
Deutschland schreckte vor Eurobonds bisher zurück, weil es zu Recht Angst hat, damit endgültig zum Zahlmeister Europas zu werden. Doch das wird nur passieren, wenn Angela Merkel schlecht verhandelt. Im besten Fall kommt eine neue europäische Wirtschaftsregierung heraus, die Deutschland erhebliche Vorteile bringt.
Darauf zielt Finanzminister Schäuble nun ab.