England bewahrt den Trust

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Es besteht keine Gefahr für den beliebten britischen Trust.

Der Kampf gegen Steueroasen spaltet die EU. Die österreichische Finanzministerin Maria Fekter zeigte anklagend mit dem Finger auf Großbritannien: Dies sei die wahre „Insel der Seligen“ für Geldwäsche und Steuerhinterziehung.

Die EU ist sich uneinig, die USA als weltgrößte Steueroase läßt im Ergebnis eh die Europäer im Regen stehen. Seine eigenen Bürger legt Uncle Sam an die „Steuerkette“, der Rest der Welt ist den USA – wie immer – absolut gleichgültig.

So denkt man auch in England.

Die britische Regierung hat kein Interesse daran, ihr weltumspannendes Netz an Steueroasen aufzugeben. In der Irischen See und im Ärmelkanal liegen die drei als „crown dependencies“ bezeichneten Inseln:

  • Isle of Man,
  • Jersey
  • und Guernsey (inklusive der kleinen Insel Sark).

Dazu kommen 14 Überseegebiete, darunter

  • die Cayman Islands,
  • die Britischen Jungferninseln,
  • Gibraltar,
  • Bermuda,
  • Anguilla
  • und die Turks- und Caicos-Inseln.

Sie alle führen, richtig gemacht, zu absoluter Diskretion.

Der britische Premierminister David Cameron hält gerne große Reden gegen Steuerhinterziehung. Er hatte das Thema sogar zum Schwerpunkt der britischen G-8-Präsidentschaft gemacht: Im Juni 2014 wurde es beim G-8-Gipfel im nordirischen Resort Lough Erne auf höchster Ebene besprochen.

Doch am Geschäftsmodell der eigenen Steueroasen läßt Cameron nicht rütteln. Die Regierung hat schließlich keinen Einfluß auf die Gesetzgebung auf den unabhängigen Inseln. Die „crown dependencies“ und die Überseegebiete haben ihre eigenen Regierungen, deren Interessen man zu respektieren hat, sagt man scheinheilig.

Auch dem britischen Staatshaushalt gehen durch die Steueroasen aus der „linken Hosentasche“ Milliarden an Einnahmen verloren. Dagegen wettern die britischen Politiker.

Aber in die rechte Hosentasche kommt mehr rein, als die linke verliert.

Man hat somit hat seine Gründe, das Geschäftsmodell nicht zu zerschlagen:

Die britischen Steueroasen sollen eine eigenständige Einkommensquelle behalten, damit der britische Staat nicht für sie zahlen muß. In einem Regierungsbericht zu den Überseegebieten vom Juni 2012 wird gelobt, daß Bermuda, die Cayman Islands und die Britischen Jungferninseln

„wichtige Nischenpositionen in internationalen Finanzmärkten“

besetzen. Stolz wird vermerkt, daß die Cayman Islands sich zum fünftgrößten Finanzzentrum der Welt entwickelt hätten – und zur ersten Adresse für Hedgefonds. Man werde sich dafür einsetzen, daß sie auch weiterhin „ohne Diskriminierung“ im internationalen Wettbewerb mitmachen könnten.

Die Offshore-Zentren sind ein wichtiger Teil der britischen Finanzindustrie. Sie fungieren als Filialen der Londoner City und bringen zusätzliches Geschäft. In vielen Firmen sind sie selbstverständlicher Teil der Unternehmenskultur. Dutzende Unterhausabgeordnete und Lords sind Aufsichtsratsmitglieder in Firmen mit Offshore-Konten. Das einzigartige Netzwerk der Steueroasen gilt als nationaler Standortvorteil.

Dankenswerter Weise liefert Großbritannien auch noch die gesellschaftsrechtlichen Strukturen, die man – englandintern – benötigt. Und diese stehen unter dem Schutz des europäischen Gemeinschaftsrechtes.

Dazu gehört nicht nur die Limited, dazu rechnet auch der Trust.

Laßt sie alle reden, disputieren, streiten und Pamphlete verfassen. Wir machen zwischenzeitlich

Business as usual.