HINWEIS: Der folgende Beitrag stammt vom 29. März 2013. Damals war der Zusammenbruch des Ölpreises nicht vorhersehbar gewesen.
Der Beitrag geht demnach von den seinerzeitigen Gegebenheiten aus und beleuchtet, welche Überlegungen im Jahr 2013 wesentlich waren.
Der Artikel hat gleichwohl nicht nur historischen Wert. Er macht im Gegenteil verständlich, weshalb Saudiarabien aktuell den Ölpreisverfall auch mit einem lachenden Auge betrachtet: Weil das den USA schadet. Schon 2013 war längst keine innige Partnerschaft mit den USA mehr gegeben.
Hier der seinerzeitige und weiter hochaktuelle Hintergrundartikel:
Nachdem die USA 1973 einseitig und völkerrechtswidrig das Abkommen von Bretton Woods zerrissen, und Dollar nicht mehr gegen Gold eingetauscht werden konnte, benötigte der Dollar etwas anderes, um noch als glaubwürdige Währung anerkannt zu werden. Im Ergebnis ersetzte das arabische Erdöl die verlorene Golddeckung. Der Handel war einfach: Die Araber verkauften ihr Öl nur gegen Dollar, schufen ein Monopol des Dollars als alleiniges Zahlungsmittel auf dem globalen Weltmarkt. Dafür garantierten die USA die Sicherheit der arabischen Herrschaftssysteme, übernahmen die Sicherung der ganzen Region.
Jahrzehnte funktionierte dieser Kuhhandel hervorragend, nun aber schwingt das Rad der Geschichte darüber hinweg.
Einer der maßgeblichen Faktoren, die den Machtverlust der USA beschleunigen, ist das Erdöl. Dem Petrodollar, ein Schlüsselelement amerikanischer Dominanz in der Welt, ist nur noch kurze Zeit vergönnt.
Denn solange Öl mit Dollar bezahlt wird, besteht nach der US- Währung Nachfrage und ist die Vorrangstellung des Dollars gesichert.
Aber Arabien emanzipiert sich vom amerikanischen Einfluß, um seinen wichtigsten Kunden China bevorzugt beliefern zu können.
Das Überleben des Petrodollars, der eine weltweite Nachfrage nach US-Dollar erzeugt und damit der amerikanischen Währung einen künstlichen Wert verleiht, steht jetzt auf dem Spiel.
2005 überholte der Ölverbrauch der Schwellenländer den der westlichen Staaten. Daß ein „zweiter“ Kunde, reich und konsumfreudig, am Markt auftauchte, war für die ölproduzierenden Länder eine unwiderstehliche Gelegenheit, trieb den Ölpreis in die Höhe und änderte grundlegend die Kräfteverhältnisse zwischen dem Westen und den OPEC-Staaten.
Die OPEC beliefert vermehrt die Schwellenländer und wickelt ihren Handel verstärkt ohne Nutzung des Petrodollars ab. Das wird von der Mainstream-Presse weitgehend verschwiegen.
China weiß, daß eine ausreichende Versorgung mit fossilen Energieträgern wie Öl für seine schnell wachsende Wirtschaft lebenswichtig ist. Um seine stabile Entwicklung zu sichern, schafft es ein nachhaltiges Beziehungssystem zu anderen Ländern, das politisch und wirtschaftlich auf seine Interessen abgestimmt wird.
Da 25% seiner Öleinfuhren aus Afrika kommen, hat China in Angola, Nigeria und insbesondere im Sudan in Ölförderung und -verarbeitung investiert, und setzt sich insoweit über die Position der westlichen Staaten zu Darfour hinweg.
2012 schloss China mit Saudi-Arabien im Rahmen eines joint venture einen Vertrag in Höhe von 8,5 Milliarden USD über den Bau der weltweit größten Erdölraffinerie (wobei das Öl später bestimmt nicht in Dollar bezahlt werden wird).
Neben dieser Kooperationsstrategie, die die Handelspartner auf lange Sicht im gemeinsamen Interesse einer abgestimmten Entwicklung bindet, ist China auch unter den Schwellenländern führend in den Bemühungen, das Monopol des Petrodollars zu brechen und sich aus den daraus entstehenden Zwängen zu befreien.
Da Iran wegen des Embargos der westlichen Staaten sein Öl nicht mehr in den Westen verkaufen kann, beliefert es eben China, das dafür mit Yuan bezahlt. China hat in den letzten Monaten eine Vielzahl solcher Verträge abgeschlossen, die sowohl bei Ölkäufen als auch bei anderen Handelsbeziehungen ohne Dollar auskommen:
Mit den
- Vereinigten Arabischen Emiraten,
- Brasilien,
- Rußland,
aber auch mit Ländern, die eigentlich dem Westen zuzuordnen sind, wie
- Japan
- oder Australien.
China wagt sich sogar in Länder vor, die eigentlich zur amerikanischen Einflußzone gehören und hat für USD 15 Milliarden die kanadische Ölfirma Nexen gekauft, was dem Land Fördermöglichkeiten in kanadischen Ölsand wie auch im Golf von Mexiko eröffnet.
Die BRICS untereinander handeln zwischenzeitlich ebenfalls oft ohne Benutzung des Dollars.
Andere Schwellenländer verfolgen ähnliche Strategien.
- Z.B. kauft die Türkei Öl vom Iran und bezahlt dafür mit Gold;
- auch der Warenverkehr zwischen Indien und Japan kommt inzwischen ohne Dollar aus.
Der Dollar als Leitwährung des Welthandels ist ganz allgemein unter Druck; Ölproduzenten wie Rußland, der Iran und Venezuela verfolgen im Schulterschluß mit China das gemeinsame Ziel, die amerikanische Macht zu brechen.
Die Emanzipation der Weltwirtschaft vom Dollar wird von vielen Ländern schon vorbereitet und geplant, wie man am Goldmarkt feststellen kann: Die Zentralbanken kaufen Gold wie nie zuvor, China kauft Rekordmengen, und Deutschland möchte seine Goldreserven wieder aus den USA zurückholen.
Diese Goldkäufe dienen insbesondere dem Ziel, das Überleben der Staaten zu gewährleisten, wenn das Vertrauen in den Dollar verschwunden, und er für den Ölkauf nutzlos sein wird, und um die Währungsturbulenzen zu überstehen, die dem Zusammenbruch des Dollar folgen werden. Letztendlich geht es auch darum, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein – insbesondere dann, wenn das neue internationale Währungssystem – zumindest anteilig – wieder einen Goldstandard einführt. Etwa, wenn die Sonderziehungsrechte des IWF neue Weltleitwährung werden, und dabei die tatsächlichen Global Player des Handels rund um die Welt angemessen zu beteiligen sind und faktisch die Macht übernehmen werden. Ohne Yuan, Real, Rupie, Rubel und mehr läuft da nichts mehr. Dann sind
neue und neu gewichtete Währungskörbe zu schaffen, der Dollarkorb dabei nur noch als einer von vielen und unter „ferner liefen“.
Einer der neuen Währungskörbe könnte die Währung mit dem Kürzel „XAU“ sein – also Gold (was nichts mit einer Golddeckung zu tun hätte, sondern nur eine Stabilisierung der Körbe untereinander begünstigte.). Währungen, deren Zentralbanken hohe Goldbestände aufweisen, werden im Vorteil sein. Das erklärt auch die gegenwärtige Aufstockungen der Goldbestände in zahlreichen Ländern, angeführt von China und Rußland. China, zwischenzeitlich der größte Förderer von Gold, läßt nicht mehr eine einzge Unze außer Landes; aber das ist nicht genug: China importiert außerdem Unmengen an Gold, wie man an den Zahlen Hong Kongs erkennen kann.
Daß diese Umstellung auf ein neues Weltwährungssystem von den hoffnungslos überschuldeten westlichen Industrienationen zu einer verdeckten – vielleicht auch offenen – Währungsreform genutzt werden könnte, sei hier nur als Randnotiz angemerkt.