Er habe bei der LGT-Bank in Liechtenstein eigentlich nur Dokumente einscannen sollen, sagt der Schattenmann in dem Vernehmungsvideo, das am 24. Juli 2008 vor einem US-Senatsausschuß abgespielt worden war.
Erst später, sagt der Zeuge – der Daten teuer dem Bundesnachrichtendienst verkaufte und früher Heinrich Kieber hieß (Zumwinkel-Fall) – habe er begriffen, was er vor sich habe: “Geschäfte, die weit über die Beihilfe zur Steuerhinterziehung hinausgingen.” Er erzählt, wie die LGT Scheinfirmen konstruierte, die im sicheren Panamá oder auf den Virgin Islands registriert wurden; wie das Liechtensteiner Institut seine reichen Kunden instruierte, nur aus Telefonzellen anzurufen, nie von zu Hause.
In Amerika sagte Hauptzeuge Kieber jetzt zum ersten Mal öffentlich aus. Bewaffnet mit diesem Video hat der einflußreiche Senator Carl Levin, ein Demokrat aus dem Bundesstaat Michigan, zu einer Attacke gegen amerikanische Steuersünder geblasen. Neben Kieber stützt er sich noch auf einen weiteren Zeugen, einen ehemaligen Top-Banker der Schweizer Großbank UBS.
Mit Insider-Wissen der Beiden ausgestattet, zerrte Levin nun als Vorsitzender eines Untersuchungsausschusses im Senat pikante Details über Praktiken der Banken LGT und UBS ans Licht. In dicken Berichten legt der Ausschuß dar, wie bereitwillig die Banken Steuerflüchtlingen Unterschlupf boten. Rund hundert Milliarden Dollar entgehen so jährlich dem Fiskus der USA.
Ende April setzten die US-Behörden den hochrangigen UBS-Manager Martin Liechti in Miami fest. Nun lud ihn Levin unter Strafandrohung vor. Obwohl schon vorher klar war, daß Liechti die Aussage verweigern würde, mußte er erscheinen.
In einer Neujahrs-E-Mail für 2007 war er noch bester Laune. Damals hatte Liechti seine Mitarbeiter angespornt, mehr Geld aus Amerika zur UBS nach Zürich zu schaffen: “Unser Ehrgeiz: 60 NNM pro Kundenberater.” NNM heißt Net New Money – jeder Banker sollte 60 Millionen Franken US-Frischgeld an Land ziehen.
Auch die wohlhabenden Nutznießer der Dienste von LGT und UBS stellte Levin genüßlich an den Pranger. Shannon M. etwa, Sohn eines Bauunternehmers aus Florida, soll laut Untersuchungsbericht mit seiner Familie mehr als 49 Millionen Dollar in einem Geflecht von liechtensteinischen Stiftungen versteckt haben, bei deren Einrichtung die LGT half.
Die LGT soll auch dem New Yorker William W. eine Liechtensteiner Stiftung installiert haben. Diese kaufte wiederum eine Gesellschaft auf den Bahamas, deren Anteile von einer Firma aus Hongkong gehalten wurde. An diese verkaufte W. dann sein Haus. Das war zwar ein Verkauf an sich selbst, aber niemand konnte das am Ende mehr nachvollziehen. Die LGT bestreitet, an illegalen Aktivitäten beteiligt zu sein. Dennoch will das Institut nun die Praktiken bei ihrer Treuhandtochter untersuchen lassen.
Jeder Fall ist im Untersuchungsausschuß mit Kopien von Verträgen über Stiftungskonstrukte, Schecks, Kontoauszügen, Steuererklärungen und Anwaltsbriefen belegt. Dokumente zeigen auch, wie UBS-Bosse die Mitarbeiter instruierten, bei ihren über 300 US-Reisen mit Ermittlungsbeamten umzugehen.
“Nach der Einreise werden Sie von Beamten abgefangen. In Ihrem Palm finden die Behörden alle Ihre Treffen mit Klienten. Glücklicherweise haben Sie nur kurze Bemerkungen über die Treffen gespeichert und keine Namen.” So heißt es in Schulungsunterlagen der UBS. Levin schäumt: “Das muß man sich mal vorstellen: Eine internationale Großbank trainiert ihre Mitarbeiter, US-Behörden loszuwerden.”
“Wir sind entschlossen, die Mauer des Bankgeheimnisses zu zerschlagen”,
sagt Levin. Wenn die UBS ihr Kooperationsversprechen hält, bröckelt die Mauer bereits jetzt.
Fazit:
Banken sind erpreßbar, denn sie sind von großen Staaten abhängig, vielfach in Staatsgeschäfte involviert.
Eine Bank darf deshalb nie die Konstruktion einer konkreten Steueroptimierung kennen – geschweige denn, diese auch noch selbst aufbauen.
Eine Bank darf immer nur wissen, daß ein Konto oder Depot für eine ganz konkrete Offshoregesellschaft zu eröffnen ist, insoweit ist mit der Bank unmittelbar aus der Steueroase heraus zu verhandeln. Zwar will die Bank schlußendlich den wirtschaftlich Berechtigten am Konto kennen. Aber auch das geschieht aus der Steueroase heraus seitens der dortigen Funktionsträger der Gesellschaft und einem Gesellschafterbeschluß, der die konkrete Person hinsichtlich lediglich dieses einen konkreten Kontos bzw. Depots bevollmächtigt.
Das Gesamtgeflecht geht die Bank nichts an.
Am besten natürlich, der Steueroptimierer ist schon so weit, erst gar nicht mehr mit den risikoreichen Banken in Europa (Schweiz, Liechtenstein etc.) zu arbeiten.
Panamá ist das Bankenzentrum Lateinamerikas, die Banken werden konservativ geführt, sie sind sicher.
Und Panamá verfügt über das weltweit sicherste Bankgeheimnis.