Zahlen, die am 8. September 2006 publik wurden:
- nach Aussage von Radhames Segura der CDEEE hätte der Staat bis Juli 2006 an Subventionen 331,57 Millionen Dollar gezahlt,
- und dann nochmals US-Dollar 62,19, um das Defizite der Stromverteiler zu begleichen;
- das waren nur bis Juli also schon 393,76 Millionen Dollar;
- weitere 80 Millionen Dollar pro Jahr werden verschwendet für das „Programm gegen Stromausfälle“, in dessen Rahmen 75% der Energie für die Armenviertel bezahlt werden;
- nochmals – zusätzlich – 8 Millionen Dollar, allmonatlich, vereinbarte Installationsbeiträge an die Stromerzeuger „Cogentrix“ und „Smith Enron“;
- außerdem schieben die Stromverteiler derzeit eine laufende (!) Schuld vor sich her in Höhe von 246 Millionen Dollar;
- für technische Maßnahmen am verrotteten System nochmals bestehende Verbindlichkeiten von US-Dollar 132 Millionen bei der CDEEE.
Am 14. Februar waren zuvor Zahlen bekannt geworden, die zu den obigen zumeist hinzu addiert werden müssen:
- Die Schulden der Stromverteilerfirmen "Ede-norte", "Ede-sur" und "Ede-este", die sich bis Ende 2004 angehäuft hatten, sind "eingefroren", summieren sich aber auf US-Dollar 1,4 Milliarden. Diese Summe hat der Steuerzahler auf Dauer verloren, wie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu vermuten steht.
- Seit 2005 haben diese unfähigen drei Stromverteilerfirmen weitere Schulden angehäuft, die sich inkl. der eingefrorenen Summe belaufen werden auf zwischen US-Dollar 1,6 und 1,7 Milliarden.
- Um die Stromversorgung überhaupt einigermaßen aufrechterhalten zu können, hat die Regierung – der Steuerzahler – die fehlenden Gelder an die Stromproduzenten gezahlt, was natürlich die Schulden der "3 Edes" nicht tilgt. Aber auch die Regierung schuldet zwischenzeitlich mehr als US-Dollar 500 Millionen, allein 2005 hatten sich wieder US-Dollar 100 Millionen angesammelt.
- Die fehlenden Geldern, die die Regierung zahlt, um die Stromversorgung überhaupt wenigstens notdürftig zu erhalten, begleichen die sog. "laufende Verschuldung".
- Diese "laufende Verschuldung", die man aus dem Jahr 2005 derzeit noch vor sich herschiebt, beträgt US-Dollar 150 Millionen.
- Man geht im Stromsektor demnach von einer aktuellen Gesamtverschuldung aus von US-Dollar 1,845 Milliarden.
- Allerdings erhält auch die öffentliche Hand noch Gelder für 2005 von den Stromerzeugern. Es wird derzeit geschachert um die tatsächlich noch zu zahlende "Nettosumme". Ob Zahlungen der Stromerzeuger überhaupt im Februar schon "fällig" sind, sagt niemand. Die Restsumme könnte netto bei US-Dollar 47 Millionen liegen. Genauere Daten sollen in den nächsten Tagen bekannt werden.
- Diese Summe sollte aus einem Darlehen der Weltbank bezahlt werden. Diese hatte US-Dollar 150 Millionen zugesagt, wovon die ersten US-Dollar 50 Millionen Ende Dezember 2005 zur Auszahlung kommen sollten. Wegen der ausgebliebenen dringenden Reformen im Stromsektor hat die Weltbank die Darlehgenszusage insgesamt erst einmal ausgesetzt. Das Geld fehl jetzt natürlich.
- Im Januar 2006 hat die Regierung aufgrund der desaströsen Einnahmen der "3 Edes", der wohl unfähigsten Gesellschaften des Landes, schon wieder US-Dollar 50 Millionen zahlen müssen, im Februar wird es kaum wenigher sein.
Vergleiche Artikel in Clave Digital
Der Stromerzeuger Haina (Ege-Haina) hatte zuvor das Ergebnis einer Untersuchung bekanntgegeben:
- 68% des produzierten Stromes gehen verloren wegen Diebstahls oder technischer Defizite (Leitungsverlust, sinnlos am Tag brennende öffentliche Laternen etc.).
- Dadurch wiederum werden alljährlich deutlich mehr als US-Dollar 500 Millionen verloren.
- Mehr als 800.000 Stromkonsumenten sind illegal angeschlossen.
- Jeder illegale Anschluß kostet den Steuerzahler Subventionszahlungen von durchschnittlich US-Dollar 28,75 pro Monat.Um das Problem mit technischen Mitteln in den Griff zu bekommen, müßten US-Dollar 300 Millionen aufgewandt werden.
Wäre das nicht die effektivste Investition in das Stromsystem überhaupt?
Der IWF,
der sich Mitte Februar 2006 im Land aufhielt anläßlich der normalen Routineinspektion hinsichtlich der Mittelverwendung der Organisation auf der Grundlage des Stand-By-Abkommens mit der Dominikanischen Republik fragt die Regierung ganz konkret, wo eigentlich die Mittel herkommen sollen, um die Kosten des Stromkonsums die ersten 6 Monate des Jahres 2006 ohne Tarifanpassungen zahlen zu können. Der IWF – in Übereinstimmung mit der Weltbank – stellt 4 Bedingungen:
- monatliche Anpassung der Stromtarife an die tatsächlichen Kosten;
- Zahlung der laufenden Kosten an die Stromerzeuger;
- vierteljährliche Rechnungsprüfung bei den Stromverteilern;
- monatliche Berichterstattung hinsichtlich der Zahlen der staatlichen Energieunternehmen.
Die CDEEE erklärt, mit dem ersten Punkt hätte man Probleme und verweist auf "Einsparungen" aus dem "Energieabkommen von Kolumbien". Dessen Vorteile wie die aus "Petrocaribe" (Venezuela) würden sich dieses Jahr auf US-Dollar 80 Millionen belaufen. Daraus könne man mögliche Kostenerhöhungen decken. Wenig Logik dahinter wenn man weiß, daß die Regierung allein für Januar und Februar 2006 schon wieder US-Dollar 100 Millionen subventionieren muß. Am 16. Februar entnimmt man dann eine Erklärung von Finanzstaatssekretär Vicente Bengoa. Zwecks Subventionierung der Stromwirtschaft werden demgemäß 2006 schäzungsweise 20,5 Milliarden Pesos benötigt, das wären dann ca. US$ 586 Millionen!
Für wie dumm hält man IWF und Weltbank eigentlich?
Hinsichtlich des zweiten Punktes kam es am 1. März endlich zu einer Vereinbarung. Edenorte, Edesur, EdeEste, die Corporación Dominicana de Empresas Eléctricas Estatales (CDEEE), Ege Haina, Itabo, AES Andrés, Dominican Power Partner, Monte Río, Seaboard, Palamara- La Vega, die Compañía Eléctrica de San Pedro de Macorís und Metaldom haben sich geeinigt: soweit bis zum Jahresende 2005 laufende Verbindlichkeiten nicht gezahlt worden waren (wohl um die US-Dollar 500 Millionen), bleiben die auch weiter unbezahlt und werden "eingefrorern". Allerdings sind dafür Zinsen zu zahlen in bislang unbekannter Höhe. Dafür sollen aber im laufenden Jahr alle neu fällig werdenden Zahlungsverpflichtungen "pünktlich" beglichen werden. Das sind monatlich um die US-Dollar 90 Millionen.
IWF und Weltbank hielten schließlich still bis zu den Wahlen am 16. Mai. Auch die internationalen Institutionen befürworteten eine stabile parlamentarische Mehrheit der Regierung Leonel. Das Ziel wurde erreicht. Jetzt dringen die internationalen Organisationen vehement auf die Abschaffung der Subventionen. Aber die dominikanische Regierung mauert weiter:
Keine Tariferhöhungen beim Strompreis für den Rest des Jahres 2006!
So Francisco Méndez, Hauptkommissar der Stromaufsichtsbehörde, am 14. Juni. Das ist schön für den Verbraucher, aber nicht für den Staatshaushalt. Das versteht man also unter "bedächtiger" Zurücknahme der Subventionen. Was werden dazu IWF und Weltbank sagen? Am Vortag dieser Bekanntmachung wurde noch ein Mehrjahresplan (!) zur Reduzierung der Stromsubventionen angekündigt, aber zunächst einmal wird weiter Geld verschwendet. Bis September hätte man die Mittel für die Subventionen, für das letzte Vierteljahr werde man schon auch noch irgendeine Möglichkeit finden. Ob da wirklich das letzte Wort schon gesprochen ist?
Der Vizepräsident der Stromverteilerfirmen unter dem Dach der CDEEE, Segura, erklärte, bei Regierungsantritt im August 2004 hätten die Stromerzeuger Einnahmen gehabt von weniger alsUSD 50 Millionen ("Hipólito Mejía condujo al país hacia una política energética malograda"), im Mai 2006 wären das schon USD 76 Millionen gewesen (von in Rechnung gestellten USD 110 Millionen!), im Dezember 2006 sollen das USD 95 Millionen sein, im Juli 2007 will man zwischen USD 113 und 114 Millionen einnehmen, im folgenden Dezember dann zwischen USD 127 und 130 Millionen. Die Notwendigkeit der Subventionierung würde damit entfallen. Offen blieb die Frage, ab wann die Stromtarife den tatsächlichen Verhältnissen wieder angepaßt werden, sprich: erhöht werden.
Absonderliches Preissystem bei den Stromtarifen:
Es wurden beim Tarif "BTS-1" mit Beginn des Jahres 2006 neue Eingruppierungen vorgenommen, begleitet von einer Tariferhöhung – natürlich:
- 0 – 75 kW/h: RD$ 3,12
- 76 – 200 kW/h: RD$ 3,12
- 201 – 300 kW/h: RD$ 4,71
- 301 – 400 kW/h: RD$ 7,00
- 401 – 500 kW/h: RD$ 7,00
- 501 – 600 kW/h: RD$ 7,00
- 601 – 700 kW/h: RD$ 7,00
- 701 – 1.000 kW/h: RD$ 8,57
- über 1.000kW/h.: RD$ 8,57
Die Preise pro kW/h sind vorübergehend. Die Preise sollen künftig permanent, also wohl im Monatsrhythmus, an Weltmarktpreise und Wechselkurs angepaßt werden. Die vielen neuen Stufen lassen eine große Variationsbreite zu.
Trotz steigender Rohölpreise und einem tendenziell eher schwächer werdenden Peso wurde sowohl im Januar als auch im Februar auf eine Preiserhöhung verzichtet. Bis Juni 2006 wurden die Preise überhaupt nicht mehr verändert. Die Stromaufsichtsbehörde weist darauf hin, daß man im vergangenen Jahr zweimal eigentlich notwendige Tarifsenkungen nicht vorgenommen hätte, das wäre jetzt der Ausgleich. Gleichzeitig wurde aber bekannt, daß der Stromsektor im Januar und Februar mit erneut jeweils US-Dollar 50 Millionen subventieniert werden mußte.
Die Preise sind eine ernste Belastung. Das Kilowatt kostet hierzulandejetzt satte 26 Cent (je nach Dollar-Wechselkurs). Das ist etwa doppelt so hoch wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern. Selbst das zweitteuerste Land der Region (Guatemala) war 2005 schon vier Cent billiger als die Dominikanische Republik. Die Wettbewerbsfähigkeit im Freihandel ab 2006 (vermutlich beginnend am 1. Juli) wird dadurch schwer beeinträchtigt. Warum soll man eigentlich in der Dominikanischen Republik produzieren, dorthin exportieren ist doch wirtschaftlicher – ¿verdad?
Die Regierung hatte noch im auslaufenden Jahr 2005 fest mit einer Zahlung der Weltbank über US-Dollar 150 Millionen gerechnet (diese vermeintlich "unmittelbar bevorstehende" Auszahlung wurde sogar als Argument genutzt, daß der Peso zum Dollar wieder steigen würde). Die Weltbank hat die Auszahlung jedoch verweigert. Die Verluste im Rahmen der Stromversorgung wurden im Jahr 2005 nicht zurückgeführt, sie sind im Gegenteil gestiegen. Statt die Strukturprobleme der Energieversorgung anzugehen, wird Geld verpulvert für ökonomisch sinnlose Subventionierungen. Da scheinen IWF und Weltbank nicht mehr mitspielen zu wollen. Die Weltbankrepräsentantin im Land, Christina Maimberg, erklärte vor Weihnachten, die Dominikanische Republik könne es sich schlicht nicht leisten, jeden Monat zwischen 40 und 50 Millionen Dollar an Subventionen zu zahlen. Zunächst einmal müsse es Fortschritte etwa bei der Beitreibung der Stromgebühren geben. Unter den gegebenen Voraussetzungen kann die Dominikanische Republik eine Auszahlung von US-Dollar 150 Millionen der Weltbank nicht erwarten. Anfang Februar 2006 wird von Offiziellen und hinter vorgehaltener Hand eingeräumt, daß die Auszahlung dieses Darlehens immer unwahrscheinlicher wird. Die Weltbank kritisiert die weiter betriebene unsinnige Subventionierung, den mangelnden Schuldenabbau und die Tarifgestaltung. Die "Inneramerikanische Entwicklungsbank" (IDB) legte am 7. Februar 2006 gleich noch nach. Die Stromverteilerfirmen sollten schnellstens erreichen, daß nicht nur 50% der Stromkunden zahlen, sondern zumindest erst einmal 70%. Schon damit könne man die Probleme in erheblichem Umfang abbauen. Unter den obwaltenden Umständen ein Darlehen in Höhe von US-Dollar 150 Millionen auszukehren, wäre "unvernünftig".(so der IDB-Vertreter Moises Pineda gegenüber der Zeitung "Listin Diario"). Es ist tatsächlich nicht einzusehen, weshalb die internationale Staatengemeinschaft wirtschaftspolitischen Unsinn finanzieren soll. Wer nichts hat, kann nichts verschenken! Bis heute – nach 1½ Jahren Regierung Leonel – wurde nicht einmal begonnen, die ganzen sinnlos herumlungernden Angestellten bei den drei Stromverteilerfirmen rauszuschmeißen. Wer deren Büros betritt, sieht zwei Mädchen arbeiten (= Zahlungen entgegennehmen) und 4-5 Personen, die nie etwas anderes machen, als Löcher in die Luft zu gucken.
Die ersten Informationen im Jahr 2006 lesen sich auch nicht besser. Finanzstaatssekretär Bengoa erklärte, im Januar 2006 subventioniere man schon wieder in Höhe von US-Dollar 50 Millionen, und auch im Februar schätze man, US-Dollar 45 Millionen zu brauchen.
Das alles ändert natürlich gar nichts an den permanenten anhaltenden Stromausfällen.
Die Folgen diesbezüglich sind katastrophal.:
Am 08. Februar 2006 war der Presse beispielsweise zu entnehmen, daß die Zollfrei-Industriezone von Higüey (Zona Franca) nun völlig geschlossen hat. Grund: unbezahlbare Stromrechnungen und zehn- bis zwölfstündige Stromausfälle während der Produktionszeit. Die letzte Firma, die in dieser Zona Fanca noch durchgehalten hatte, strich nun auch die Segel. 1990 arbeiteten dort noch 2.500 Menschen, nun hat es die letzten 400 Beschäftigten erwischt. Viele derart betroffene Unternehmen verlagern ihre Produktion etwa nach Honduras. Zwischen zentralamerikanischen Staaten, den USA und der Dominikanischen Republik wurde eine Freihandelszone (CAFTA) geschaffen, die Dominikanische Republik wird das Freihandelsabkommen im Juli in Kraft setzen. Dann kann man aus Honduras wieder zollfrei die im Ausland produzierten Waren einführen. – Schafft man so Arbeitsplätze? Natürlich, in Honduras!
Weitere Hintergründe zur Stromkrise:
Schon seit Anfang April 2005 gibt es wieder mehr Stromabschaltungen. Der internationale Rohölpreis ist so hoch, daß selbst bei dem überbewerteten Peso die Einnahmen aus der Strombelieferung nicht ausreichen, hinreichend neue Energie im Ausland zu beziehen. Noch immer ist man nicht soweit, der illegalen Stromentnahme weiter Teile der Bevölkerung entgegenzuwirken. Unter Trujillo war Strom kostenlos, warum sollte sich nach mehr als 40 Jahren etwas ändern? Was ein Dominikaner nicht versteht, das versteht er nicht. Jetzt versteht er natürlich auch nicht die Stromausfälle wegen fehlender Zahlungsfähigkeit. Die fundamentalen Tatsachen – insoweit – sind auf dieser Seite weiter unten beschrieben.
Auch 2006 sieht es so aus, daß die Stromverteilerfirmen unfähig bleiben, die nichtzahlenden Stromkonsumenten zur Kasse zu bitten, die Rohölpreise waren zwischenzeitlich explodiert, und die Regierung traute sich aus politischen Gründen nicht, die Tarife den erhöhten Kosten anzupassen. Nun werden die Preise an den internationalen Märkten u.a. negativ beeinflußt durch die Krise um den Iran und das herrschende Chaos in Nigeria. Das Resultat ist, daß der Staat die Subventionen in den Stromsektor schlicht verdoppeln mußte, damit weiter die benötigten Rohstoffe zur Stromerzeugung importiert werden können. Statt US-Dollar 23 Millionen monatlich geht es jetzt um ca. US-Dollar 50 Millionen. Das Ziel, den Stromsektor 2005 "nur" mit US-Dollar 350 Millionen subventionieren zu müssen, konnte nicht eingehalten werden. Gegen Ende des Jahres 2005 wurde bekannt, daß bis dahin US-Dollar 502,3 Millionen an Subventionen gezahlt worden waren – also ca. US-Dollar 152 Millionen mehr als vorgesehen – , daß aber noch immer ein Zahlungsrückstand besteht von ca. US-Dollar 100 Millionen ( so der Vizepräsident der staatlichen Elektrizitätsunternehmen CDEEE, Radhamés Segura, am 26.12.'05). Der IWF hat vorgeschlagen, daß künftig die Strompreise "floaten" sollten wie auch die Benzinpreise, also permanent anzupassen wären an den Energieweltmarktpreisen wie den Dollar-Peso-Wechselkurs; soweit sich sonst nichts ändert, liefe das auf neuerlich steigende Strompreise hinaus. Dem will man auch folgen, wwie sich den neuen Tarifgruppen entnehmen läßt (s.oben).
Zu beachten ist, daß nicht nur der Strom subventioniert wird mit diesen Abermillionen; weiter sind monatlich zu leisten RD$ 408 Millionen für das Flüssiggas, RD$ 176 Millionen für Einrichtungen wie Krankenhäuser, die auch dann nicht von der Stromversorgung abgeschnitten werden dürfen, wenn sie nichts zahlen. Es kommt also ein Monatsbetrag von umgerechnet ca. US-Dollar 20 Millionen an Subventionen noch hinzu. Man stelle sich vor, diese unsinnigen Subventionszahlungen stünden für die Bildungspolitik zur Verfügung.
Subventionszahlungen an Privatpersonen wurden zwar reduziert, allerdings nicht ausreichend und nur halbherzig. Nur noch Haushalte mit einem Verbrauch von bis zu 200 KW/h kommen aus sozialen Erwägungen heraus noch in den Genuß einer Beihilfe. Ein Land, das nicht über hinreichend finanzielle Mittel verfügt, kann auch nicht verteilen – erstaunlich, daß sich bislang die Weltbank immer wieder hatte breitschlagen lassen.
22,8% der Gesamteinnahmen der Regierung von Anfang Januar bis Ende September 2004 (also nicht 2005) wurden nur für Subventionszahlungen auf das Flüssiggas und den Strom ausgegeben. Es handelt sich sogar um 27% der Gesamtausgaben der Regierung, da dank Hippólito die Regierung mehr ausgegeben hatte als eingenommen. Das ziehen der Notbremse wäre zwingend gewesen, leider hat man nur mit ihr herumgespielt
.
Wie auch der IWF Anfang September 2005 bekanntgab, ist die "Notbremse" bei den Subventionszahlungen bislang nicht konsequent genug "durchgezogen" worden. Es sei bislang nicht gelungen, die Subventionierungen beim Stromkonsum ausreichend zurückzufahren, auch wurde das Ziel verfehlt, die Anzahl der ihre Stromrechnungen zahlenden Konsumenten nennenswert zu steigern. Darüberhinaus belasten bei den Stromverteilern noch immer zu viele nutzlose Angestellte die Lohnkosten.
Der in US-Besitz befindliche Stromerzeuger AES Dominicana drückte die Fakten schlicht so aus: AES verkaufte im Jahr 2003 Strom für US$ 814 Millionen. Die Verteilerfirmen berechneten dafür an ihre Kunden jedoch nur US$ 744 Millionen, diese zahlten auf die Rechnungen in Fortsetzung des "Orgelpfeifenprinzips" US$ 555 Millionen. Nach Adam Riese fehlen demnach schon an dieser Stelle US$ 259 Millionen.
Um den Strombedarf zu decken, müßten monatlich US-Dollar 70 Millionen zur Verfügung stehen, gezahlt von den Stromkonsumenten im Land. Diese zahlen im Monat jedoch nur US-Dollar 42 Millionen. Das monatliche Defizit beträgt somit US-Dollar 28 Millionen (so die Zahlen für 2003, die sich von Jahr zu Jahr fundamantal beständig wiederholen, besser: steigern aufgrund der steigenden Rohölpreise). Das System der Stromversorgung konnte demnach nur zusammenbrechen.
Der Superintendant der Elektrizitätswirtschaft, George Reinoso, erklärte schon am 29. April 2004, also vor den letzten Präsidentschaftswahlen, daß eines der fundamentalen Probleme bei der Stromversorgung die Tatsache sei, daß die Stromverteilungsunternehmen pleite seien. Sie verfügen über keine Kreditlinien mehr. Die Stromerzeuger werden entkapitalisiert, weil die Stromverteiler nicht das Geld haben, den Strom an sie zu bezahlen. Aufgrund der chaotischen Zustände im Land muß zwischenzeitlich der für die Stromerzeugung benötigte Brennstoff schon eine Woche vor Anlieferung im Hafen bezahlt sein, was zu weiteren finanziellen Problemen führt.
Nach den Wahlen vom 16. Mai waren die Fakten nüchtern angesprochen worden. Alles zusammengenommen sind in der Elektrizitätswirtschaft Schulden angehäuft worden von nur bis dahin US-Dollar 370 Millionen, wie der Wirtschaftswissenschaftler Eduardo Tejera (in "Hoy" am 22. Mai 2004) ausführte. Allmonatlich stiegen die Schulden etwa um US-Dollar 23 Millionen weiter an. Diese Zahlen variieren bei den verschiedenen Berechnungen nur unwesentlich. Die Edenorte schuldete bereits seinerzeit den Stromerzeugern US-Dollar 67 Millionen, die Edesur auf der anderen Landesseite US-Dollar 40,5 Millionen. Die CDEEE schuldete auch noch US-Dollar 80 Millionen. Insbesondere aber die EdeEste schuldete US-Dollar 129 Millionen. Die Stromerzeuger, die sich an den Spot-Märkten eindecken mußten, schuldeten für Brennstoff US-Dollar 52,6 Millionen. Tejera bezeichnete die Situation deshalb zu Recht als "delikat und explosiv". Diese Zahlen sind zwischenzeitlich Geschichte – die Zahlen sind heute noch katastrophaler.
Zur Zeit der Übernahme der Stromverteilerfirmen von der spanischen "Union Fenosa" betrug die Schuld nur knapp US-Dollar 85 Millionen.
Wie es aussieht, bekommt die Regierung Leonel die aktuellen Zahlungsprobleme auch nicht in den Griff.
Es ginge darum, die Infrastruktur der Stromverteilung – sowohl technisch als auch verwaltungstechnisch – von Grund auf zu renovieren und dafür Sorge zu tragen, daß Strom nur bekommt, wer ihn auch bezahlt.
Eigene Rohölvorkommen?
"Listin Diario" berichtete am 19. November 2003, es verdichtete sich die Vermutung, daß die Dominikanische Republik über mehr eigene Rohölvorkommen verfüge, als bislang angenommen; es bestünde sogar die Aussicht, daß die eigenen Vorkommen reichen könnten, den Inlandsmarkt selbst zu versorgen. Interessant zweifellos, aber keine Lösung der aktuellen Probleme.
Alternative Selbstversorgung
Mehr denn je sollte man sich, auch wenn nach einer dritten Erneuerung des IWF-Abkommens wieder Darlehensmittel ins Land fließen, Gedanken darüber machen, sich von der öffentlichen – sogenannten Stromversorgung – unabhängig zu machen. Es liegen tiefgreifende Strukturprobleme vor, die auch in den nächsten Jahren nicht gelöst werden. In Anbetracht der tatsächlichen Gegebenheiten genießt die Anschaffung einer Solaranlage in Kombination mit einem – etwa gasgetriebenen – Stromgenerator absolute Priorität. Dies sollte jeder einkalkulieren, der ins Land übersiedelt und hier Eigentum erwirbt. Dafür benötigt man in der Karibik keine Heizungsanlage. Alles im Leben gleicht sich wieder aus…
Benzin- und Flüssiggas
Benzin kann normal gekauft werden. Die international notierten Preise für Rohöl variieren, wie der internationalen Tagespresse zu entnehmen. Nicht immer schön für den Verbraucher, aber das ist (fast: s. die Ausnahmen Venezuela, Dubai,…) in der ganzen Welt ähnlich. Anfang September 2005 hatte sich die Lage an der Preisfront allerdings dramatisch verschärft. Am 12. September hat die Raffinerie "Refidomsa" eingeräumt, daß die Nachfrage des Unternehmens nach US-Dollar zwecks Kaufs von Rohöl von Januar bis August 2005 angestiegen war um satte 35% (Gesamtsumme US-Dollar 1,202 Milliarden). Der tägliche Rohölimport des Landes beträgt geringfügig mehr als hunderttausend Barrel.
Um die zu bezahlende alljährlich Rechnung des Landes zu reduzieren, wird künftig dem Benzin ein Anteil von 5% Äthanol (Verbindung aus der Gruppe der Alkohole) beigemischt. Dieser Anteil soll allmählich angehoben werden bis auf 22,5%. Das kündigte das Sekretariat von "Industria y Comercio (SEIC)" Ende Februar 2006 an (siehe El Caribe ). Die bisherigen Erfahrungen in Brasilien mit dieser Maßnahme seien positiv.
Als längerfristige Maßbahme sollen Fahrzeuge des Personentransports von Benzin auf Diesel umgestellt werden (OMSA), der technische Zustand der Fahrzeuge soll verbessert werden – na ja..!
Die Subventionierung von Flüssiggas wurde heruntergeschraubt. Im Juni 2005 fiel die Entscheidung, daß die Regierung zwar weiterhin Flüssiggas subventioniert, aber nur für die armen Bevölkerungskreise und für das Transportwesen, in erster Linie die "Sammeltaxis", die vorwiegend mit Flüssiggas fahren, gleichwohl in der Vergangenheit aber jede Benzinpreiserhöhungsrunde mitgemacht hatten; der Verdacht liegt nahe, daß die Regierung zu schwach war, sich dieser Lobby erfolgreich zu widersetzen. Die Subventionierung pro Gallone beträgt – unabhängig vom Preis – Immer 17,35 Pesos. Zuvor führte die Subventionierungspolitik zu dem unsinnigen Ergebnis, daß Fahrer von gasgetriebenen PKW, eine Antriebsart, auf die selbst Eigentümer von Luxus-SUVs umgestiegen waren, ebenfalls in den Genuß des subventionierten Preises gekommen waren. Mit Dekret 1068-04 vom 30. August 2005 verfügte Präsident Leonel, daß ab sofort die Gassubventionen aufgehoben sind für die Industrie wie für kleine Wirtschaftsunternehmen, also das Hotel- und Gaststättengewerbe, Bäckereien und Waschsalons etc.
Das ändert zunächst jedoch einmal nichts an den noch fortbestehenden alten Problemen. Es wird mehr Flüssiggas eingeführt denn je, aber die Nachfrage stieg noch schneller. Die Regierung schuldet dem Flüssiggassektor noch immer 1,3 Milliarden Pesos (ca. US$ 33 Millionen). Auf diese Schuld müssen monatlich Zinsen gezahlt werden in Höhe von 27 Millionen Pesos. Die abgewählte Regierung Hippólito hatte geschlagene 6 Monate lang die geschuldeten Subventionszahlungen überhaupt nicht mehr gezahlt, was allein Schulden von 800 Millionen Pesos verursachte. Infolgedessen hatte das Land seine internationalen Kreditlinien verspielt. Die Folgen spüren wir heute noch, da die Kreditlinien noch nicht wieder hergestellt sind. Zumeist muß Flüssiggas schon im Voraus bezahlt werden, damit die Schiffe überhaupt entladen dürfen.