Da wurde ein richtiger Pappkamerad aufgebaut. Die Propagandamaschine der USA lief auf Hochtouren, um von den eigentlichen Problemen abzulenken. Man gab vor, den „Stein der Weisen“ gefunden zu haben. Der „Deus ex machina“ als Dauergast der USA.
Amerika stünde vor einem „goldenen Zeitalter“ titelte beispielsweise auch noch der „Focus“ im Februar 2013 und schrieb:
„Anders gesagt: Der gasförmige Stoff der Zukunft hat das Zeug, den drohenden Niedergang der größten Wirtschaftsmacht der Welt zu stoppen – und umzukehren. ,Die Lage Amerikas verbessert sich heimlich, still und leise‘, beobachtet Alfred Roelli, Chef-Anlagestratege bei der Schweizer Privatbank Pictet. US-Präsident Obama beschreibt die Tatsache, daß das Schiefergas-Aufkommen die USA zum größten Erdgasproduzenten der Welt – noch vor Rußland – macht, dagegen vollmundiger: ,Wir haben 600000 neue Jobs geschaffen und Energie für mehrere hundert Jahre unter unseren Füßen‘.“
Wie tief muß der Präsident einer Weltmacht gesunken sein, um so einen Unsinn zu verbreiten. Und wie beschränkt muß der Presse-Mainstream sein, diesen Blödsinn gläubig-treudoof auch noch zu verbreiten?
Allgemein also war Euphorie in den Medien aufgekommen über das Potential von Schieferöl und – Gas, das angeblich den USA bis 2020 die nationale Energieunabhängigkeit bringen soll.
Die überschäumende Begeisterung für diese neue Energieform ist aber im Ergebnis lediglich ein verzweifelter Versuch der USA, die Illusion von der Nachhaltigkeit eines gescheiterten Wirtschafts- und Wachstumsmodells aufrechtzuerhalten.
Schauen wir uns alles einmal etwas genauer an.
Die Fördermengen in der Schieferformation Bakken, in der die größten Schieferöl- und Gasvorkommen des Landes liegen, gehen schon jetzt jährlich um 38% zurück, weil die Quellen schon nach einigen Jahren weitgehend ausgebeutet sind. Derzeit fördern die USA täglich 2,1 Millionen Faß Schieferöl (Mb/Tag) 42 , was 11% des landesweiten Verbrauchs entspricht. Bei dieser Größenordnung der Nachfrage sind Schieferöl und – Gas lediglich ein „Strohfeuer“ im Energieangebot, deren Bedeutung nur sehr beschränkt ist.
Eine Studie vom März 2013 belegt, daß die USA ein Potemkinsche‘s Dorf errichtet haben:
Die Energiestudie der „Energy Watch Group“ (EWG) prognostiziert ein rasches Ende des Fracking-Booms.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte in ihrem World Energy Outlook 2012 quasi das Ende der Wachstumsgrenzen bei der Förderung fossiler Energien ausgerufen.
Prognosen, wonach die USA zum Nettoölexporteur aufsteigen könnten, würden sich nicht bewahrheiten, heißt es dagegen in der EWG-Studie.
„Anders als die IEA nehmen wir die belastbaren Zahlen etwas ernster“, sagte EWG-Sprecher Zittel bei der Vorstellung der Studie. Er warf der Energiebehörde vor, „Spekulationen“ auf Grundlage der optimistischsten Ausbeutungsprognose zu betreiben.
Die Förderung von „konventionellem“ Erdöl, das mit klassischen Fördermethoden gewonnen wird, geht laut EWG-Studie seit 2008 zurück. „Inzwischen ist das auch von der IEA bestätigt worden“, sagte Zittel.
Neue Fördermethoden konnten bislang lediglich den Rückgang bei der konventionellen Erdölgewinnung ausgleichen. Bei diesen Methoden handelt es sich
- um Bohrungen in der Tiefsee,
- um die Ausbeutung von Teersanden
- und um das sogenannte Fracking, bei dem Öl und Gas mit hohem Aufwand aus Schiefergestein gelöst werden.
Die neuen Methoden sind allerdings teurer, energieintensiver und riskanter als die konventionelle Förderung. Insbesondere in den USA hat das Fracking einen neuen Boom ausgelöst. Tatsächlich werde das Fracking wegen der begrenzten Gesteinsvorkommen aber nur „kurzzeitig einen deutlichen Förderbeitrag in den USA“ liefern, sagte Zittel.
Die EWG erwartet, daß die Förderung des so mittels Frackings gewonnenen Öls in den USA zwischen 2015 und 2017 ihr Maximum erreicht, anschließend aber stark sinkt.
Beim Erdgas sei voraussichtlich 2020 das Maximum erreicht, danach gehe die Fördermenge zurück. In Europa, Rußland und den USA gehe die konventionelle Gasförderung bereits seit längerem zurück. Die Hoffnung trüge, Fracking-Gas könne den Trend langfristig umkehren, warnte Zittel. „Die USA steuern hier aktuell auf den Höhepunkt zu, dem ein tiefer Rückgang der Förderung noch in diesem Jahrzehnt folgen wird.“
Wichtige Ergebnisse der Studie im Überblick:
- Gemäß der Förderanalyse ist es sehr wahrscheinlich, dass um das Jahr 2030 die weltweite Erdölförderung um etwa 40 Prozent gegenüber 2012 zurückgehen wird.
- Die USA werden nicht zum Erdölnettoexporteur aufsteigen. Die Förderung von “light tight oil” wird in den nächsten 5 Jahren ihren Höhepunkt erreichen, gefolgt von einem steilen Rückgang.
- Die europäische Ölförderung ist heute bei 3 Mb/Tag, das sind 60% weniger als im Jahr 2000 und nahe der damaligen Prognose. Noch im Jahr 2004 hatte die IEA eine stabile Förderung bei 4,8 Mb/Tag für 2010 erwartet.
- Der um das Jahr 2015 eintretende vermutete Förderrückgang der Schiefergasförderung in den USA wird den Förderrückgang der konventionellen Erdgasfelder verstärken. Um das Jahr 2030 wird die Gasförderung in den USA vermutlich deutlich unter dem heutigen Niveau liegen.
Ein Komödiant wie die USA wird nicht mehr lange Heimat der Weltleitwährung sein.