Die allmähliche Ablösung des Dollars als Weltleitwährung

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Wo er recht hat, hat er recht. Auch wenn er Wladimir Putin heisst.

Im Rahmen seiner Eröffnungsrede anlässlich der „Russischen Energiewoche“ am ersten Oktoberwochenende sagte Putin, die USA setzten ihre finanzielle Macht wie im Fall der Iran-Sanktionen für politische Zwecke ein. Immer mehr Länder würden deshalb im zwischenstaatlichen Handel auf die US-Währung verzichten.

“Mir scheint, dass unsere amerikanischen Partner einen kolossalen strategischen Fehler machen. Sie untergraben das Vertrauen in den Dollar als universelle, de facto einzige Reservewährung … sie sägen damit den Ast ab, auf dem sie sitzen“.

Finanzminister und Vizepremier Anton Siluanow bestätigte zuvor bereits am 04. Oktober, dass ein Plan zur Abkehr vom Dollar ausgearbeitet werde.

Auf außenpolitischer Ebene arbeitet der Kreml bereits seit Jahren daran, den Dollar zu umgehen.

So vereinbarte Putin auf dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok Anfang September 2018 mit Chinas Parteichef Xi Jinping, bei Geschäften untereinander stärker in den Landeswährungen Rubel und Yuan abzurechnen. Auf diese Weise werde die Stabilität der finanziellen Abwicklung von Im- und Exportgeschäften gestärkt. China ist inzwischen der wichtigste bilaterale Handelspartner Russlands. Das Handelsvolumen wird dieses Jahr rund USD 100 Milliarden betragen.

Und das funktioniert nicht nur mit China.

Mit dem Iran und der Türkei strebt Russland ähnliche Vereinbarungen an. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte bei einem Treffen der drei Staatschefs im September in Teheran, es sei an der Zeit, die Dominanz des amerikanischen Dollars zu beenden. Die Kopplung der internationalen Zahlungssysteme an den Dollar sei das Hauptproblem der Weltwirtschaft.

Das alles ist unter geowirtschaftlichen Aspekten von grösster Bedeutung.

Mit dem Aufstieg von Asien und insbesondere China beobachten wir aktuell die größte Umverteilung von geoökonomischer Macht seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf der Gewinnerseite befinden sich die eurasischen Landmächte China und Russland, auf der Verliererseite die USA als wichtigste maritime Macht, die versucht, sich ihrem Niedergang entgegenzustellen.

Auch Europa wird marginalisiert: Der Aufstieg von China und Russland führt dazu, dass sich die EU ökonomisch gesehen nicht mehr wie bisher

  • in der Mitte des europäischen Kontinents befindet,
  • sondern an der Peripherie des eurasischen Großkontinents.

 

Und genau mitten im zentralen eurasischen Bereich kommt es nun zu Allianzen gegen den Dollar von den Schlüsselländern China, Russland, Iran und Türkei.

Eurasien ist wegen seiner enormen Ressourcen an Bevölkerung, Energie und Rohstoffen das eigentliche Machtzentrum der Welt, das „Heartland“.
Der gegen 1500 abgeschlossene Niedergang der Seidenstraße als ökonomisches Netzwerk Eurasiens erst habe den Aufstieg des Westens in Gestalt des britischen Empires und später der USA möglich gemacht. Die westlichen Großmächte haben seither versucht, jeden Ansatz geoökonomischer Integration Eurasiens im Keim zu ersticken und den Kontinent vom Rand her zu beherrschen.
Mit dem Wiederaufstieg Chinas als ökonomischem Powerhouse Asiens und der Annäherung Chinas und Russlands kommt es nun zu der so gefürchteten geoökonomischen Integration das Großkontinents und damit zu einem sich beschleunigenden Machtverlust der USA, den diese verzweifelt und mit allen Mitteln zu verhindern suchen. Die USA haben klar definierte strategische Interessen, die ökonomischen Bindungen zwischen bedeutenden eurasischen Landmächten wie Russland, China, Deutschland und dem Iran zu stören.

Ronald Reagan sagte im Jahr 1988:

„Die grundlegenden nationale Sicherheitsinteressen der USA wären gefährdet, wenn ein feindlicher Staat oder eine Gruppe von Staaten die eurasische Landmasse dominieren – den Bereich auf dem Globus, der oft als das Heartland der Welt bezeichnet wird.“

Und erst kürzlich betonte der aktuell für Europa und Eurasien zuständige Staatssekretär im amerikanischen Außenministerium Wess Mitchell:

„Es gehört weiterhin zu den wichtigsten nationalen Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten, zu verhindern, dass feindliche Mächte die eurasische Landmasse dominieren.“

Und nun fördern die USA mit dem Einsatz ihrer “Weltleitwährung Dollar” als Waffe eine Allianz der Staaten China, Russland, Türkei, Iran.

Was sich in dieser Region tut, ist von weltpoliticher Bedeutung.

Das „Heartland“ wird den Dollar als führende Währung dieser Welt abschaffen – und darauf sollte man vorbereitet sein.

Vorhandene Vermögenswerte sind wirksam zu schützen.

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