Banken funktionieren nur deshalb, weil ihre Kunden darauf vertrauen, dass sie ihre Ersparnisse tatsächlich wiedersehen, wenn sie gebraucht werden.
Was geschieht, wenn dieses Vertrauen wegbricht, zeigte sich am letzten Wochenende im Juni 2015 in Athen: Die Menschen versuchten, ihr Geld am Automaten abzuheben – und brachten die ohnehin schon klammen griechischen Banken noch weiter in Schwierigkeiten.
Wie gut sind die deutschen Institute darauf vorbereitet, sollte Griechenland den Euro verlassen. „Nur keine Panik“, lautet die Sprachregelung der deutschen Banken. Doch daran kann man zumindest zweifeln. Das zeigt die Reaktion am Aktienmarkt, an dem Deutsche Bank und Commerzbank zu den größten Verlierern dieses Juniwochenendes zählten. Kein Plan – so die Befürchtung – ist so gut, dass er nicht vom Schicksal durchkreuzt werden könnte.
Sich für die möglichen Ansteckungseffekte einer griechischen Staatspleite vorzubereiten, ist schwer: Was, wenn auch andere Länder wie Italien oder Portugal in Schieflage geraten? Spätestens hier stößt auch der beste Krisenplan an seine Grenzen: Die unmittelbaren Auswirkungen eines Grexits ließen sich vorhersagen, berichtet ein Topbanker. „Aber die möglichen Ansteckungseffekte kann man nur schwer kalkulieren.“
Am Anleihemarkt legten die Risikoaufschläge für Papiere aus Italien, Spanien oder Portugal am Montag nach diesem Wochende zu.
Alles kein Problem, so die europäischen Politiker bei der Verabreichung der übliche Beruhigungspillen für ihre Untertanen. Der Euro-Rettungsschirm stünde schliesslich bereit. Zu ihm gehört auch der Europäische Rettungsfonds ESM, der überschuldeten Mitgliedsstaaten helfen soll. Er ist mit rund 700 Milliarden Euro Stammkapital ausgestattet. Wenn mehrere Staaten in Schieflage gerieten, stieße jedoch auch der ESM schnell an seine finanziellen Grenzen – spätestens dann hätten auch die deutschen Banken ein massives Problem.
Spanien, Irland und Portugal bleiben labile Kandidaten. Niemand spricht im Moment – anders als vor anderthalb Jahren – über Italien und Frankreich als mögliche Wackelkandidaten. Es sind aber Wackelkandidaten.
Die Finanzmärkte werden mit ihren Angriffen auf die Stabilität der Euro-Zone nicht lange warten. Sie werden testen, wie stark die Mitgliedsländer wirklich sind.
Große Gefahr für Europa sieht DIW-Chef Fratzscher.
Der Zusammenbruch der Verhandlungen mit der griechischen Regierung sei ein Schock. Die Risiken für Europa und für Deutschland seien enorm, sagt DIW-Chef Fratzscher. Und weiter:
Gerade die schwächsten Länder der Euro-Zone wie Italien, Spanien oder Portugal und im Ergebnis selbst Frankreich könnten unter Ansteckungseffekten leiden. Die Gefahr ist die enorme Unsicherheit. Niemand kann seriös prognostizieren, welche Staaten, Regierungen oder Banken unter Druck geraten werden. Die Lehman-Pleite von September 2008 ist ein Beispiel, wie sich eine solche Unsicherheit in eine Panik und Abwärtsspirale verwandeln kann.
Die Griechenland-Krise zeigt überdeutlich, dass die Architektur der Euro-Zone nach wie vor nicht nachhaltig ist.
Dem haben wir nichts hinzuzufügen zu diesem Thema.