Am Freitag, dem 13. November 2015, sind die Kampfhandlungen in der arabischen Welt auf Europa übergesprungen.
Frankreichs Präsident Hollande sieht sich im Krieg, Frankreichs Presse sieht die Nation im Krieg.
Insgesamt 11.400 Personen sind von den französischen Geheimdiensten als potentiell gefährliche Individuen erfasst.
Ein Viertel von ihnen sind Frauen, 16% Minderjährige. 1.700 gehören “zum obersten Spektrum”, gelten also als hochgefährlich. Allein um sie Tag und Nacht zu überwachen, sind knapp 17.000 Beamte nötig. Eine geradezu unlösbare Herausforderung.
Als besonders gefährlich werden diejenigen eingeschätzt, die aus Syrien oder Irak zurückkehren. Derzeit befinden sich nach Auskunft von Innenminister Cazenzeuve 571 Franzosen im so genannten Jihad. Die DGSI, der französische Inlandsgeheimdienst, muss Rückkehrer noch am Flughafen überprüfen und ist allein mit dieser Aufgabe überfordert.
Im Sommer hatte Anti-Terror-Experte Trévidic im Interview mit dem Magazin “Paris Match” die Franzosen gewarnt:
“Wir haben die finstersten Tage noch vor uns.”
Er sei fest davon überzeugt, dass die Männer des IS die Ambition und auch die Mittel hätten,
“uns sehr viel härter zu treffen, indem sie Aktionen organisieren, deren Ausmass wir uns nicht vorstellen können und die man mit bisherigen Anschlägen nicht vergleichen kann. Der wahre Krieg, den der IS auf unserem Boden ausgerufen hat, hat noch nicht begonnen.”
Der Angriff vom 13. November war ein hybrid-militärischer Gegenschlag des „Islamischen Staates“ (IS) auf Frankreichs Außenpolitik:
Gemeint ist Frankreichs Engagement in Nahost, wo Kampfflugzeuge vom Typ Mirage und „Rafale“ im Irak gegen die Truppen des IS vorgehen und auch im Luftraum von Syrien ihre Angriffe auf IS-Ziele fliegen.
Die Kriegsziele des IS in Frankreich waren ein Sportstadion, ein Konzertsaal, Restaurants und Strassencafés. Es ist eine Attacke auf Frankreichs Zivilisation, seine Kultur, seine Lebensart.
Der Papst spricht sogar vom Dritten Weltkrieg.
Ein Dritter Weltkrieg mit verschiedenen parallel laufenden Konflikten sei zurzeit im Gange.
Auf die Frage des TV-Senders Tv2000, ob dieser durch Anschläge fortgesetzt werde, sagte Franziskus:
„Das ist ein Teil davon.“
Dieser Krieg ist “hybrid”. Damit ist etwas Gebündeltes, Gekreuztes oder Vermischtes gemeint. Krieg kristallisiert sich nicht mehr um Schlachten wie die von Cannae, die des Alten Fritz von Burkersdorf, die gegen Napoleon von Waterloo, die des Ersten Weltkrieges in Frankreich oder die von Stalingrad.
Es stehen sich keine geordneten militärischen Einheiten mehr gegenüber, die sich bekämpfen und die Zivilbevölkerung im Wesentlichen nicht einbeziehen. Spätestens seit Dresden und Hiroshima kann das niemand mehr behaupten.
Die Zivilbevölkerung ist zum Angriffsziel geworden
- Ankara (98 Tote),
- russischer Flug Kogalymavia 9268 (224 Tote),
- Beirut (43 Tote),
- Paris (129 Tote, es werden noch weitere Opfer sterben),
alles Anschläge der vergangenen Tage, die dem Islamischen Staat (IS) zugerechnet werden. Und alles Anschläge, die eines verbindet:
Die Terrormiliz will den Krieg in jene Länder tragen, die in Syrien und Irak gegen sie kämpfen oder den Kampf dort politisch unterstützen.
“Frankreich und jene, die seinem Pfad folgen, müssen wissen, dass sie ganz oben auf der Liste der Ziele des Islamischen Staates stehen und dass der Geruch des Todes ihre Nasen nicht verlassen wird, solange sie ihren Kreuzzug fortführen, … Dieser Überfall ist nur der erste Tropfen Regen und eine Warnung…”
Im Zusammenhang mit dem Angriff auf das Stade de France, wo die Fussball-Nationalmannschaften Frankreichs und Deutschlands ein Freundschaftsspiel austrugen, bezeichnen sie auch Deutschland als “Kreuzfahrer-Nation”.
Der Krieg im Nahen Osten ist in Europa angekommen und wird als Krieg gegen Privatpersonen geführt. Die Menschen dort werden quasi in Geiselhaft genommen, bei Bedarf werden sie Bauernopfer.
Das ist nur ein Aspekt des hybriden Krieges.
- Krieg wird auch geführt im Internet. Die Vernetzung schafft Schwachstellen, die jederzeit genutzt werden können, um erheblichen Schaden beim Gegner anzurichten. Wollen wir besser nicht daran denken, ob es möglich wird, dass Unbefugte über Schwachstellen der Vernetzung an Nuklearraketen herankommen.
- China greift die Vormachtstellung des US-Dollar an und schafft neue Währungsstrukturen rund um den Yuan, um dem Dollar den Wind aus den Segeln zu nehmen. Chinas Konkurrenzinstitutionen zu IWF und Weltbank nehmen 2016 ihre Arbeit auf. Natürlich ist das ein Angriff auf die globale Vormachtstellung der USA. Diese wehrt sich mit Schikanen gegen China. Der Yuan wurde 2015 nicht in den Währungskorb des IWF aufgenommen, obwohl alle das befürworteten – ausser den USA. Eine mögliche Zinserhöhung der Fed soll zu einem weiteren Kapitalabfluss in den Schwellenländern der BRICS führen, die ausnahmslos auf Seiten Chinas stehen.
- China strebt an, in Asien nicht länger von den USA gestört zu werden. Es geht um die Hegemonie vor Chinas Haustür. Die Asienflotte der USA ist ein vorstellbares Angriffsziel. Im dortigen Inselstreit kann jederzeit ein Funken zur Explosion führen. Das wäre dann zunächst ein Kampf zwischen offiziellen Militäreinheiten verschiedener Staaten, denn die gibt es ja auch noch als Teil des hybriden Krieges.
Da tobt ein hybrider Krieg um globale Macht.
Die noch eher “traditionell” anmutenden Kampfhandlungen im Nahen Osten im Irak und in Syrien sind ein Stellvertreterkrieg, eingebettet in die globalen Auseinandersetzungen.
Dort existieren die Konflikte
- Saudi-Arabien/Iran in der Region
und
- USA/Russland geopolitisch
sich wechselseitig überlagernd.
- Die (überwiegend) sunnitische „Saudi-Arabien-Achse“, faustisch unterstützt von den USA und als weitere Marionetten von Uncle Sam Kuwait, Bahrain, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate stellen die eine Kriegspartei.
- Dagegen steht die (überwiegend) schiitische „Iran-Achse“, unterstützt von Russland. Zur iranischen Achse gehören prinzipiell ferner der Irak und natürlich Syrien und Libanon. China beobachtet das bislang nur, aber sehr wohlwollend.
Die saudische Achse ist der eigentliche Auslöser und will Syrien und Irak dem Einfluss Irans entreißen. Man fürchtet, von Persien eingekreist zu werden.
Zur „Verteidigung“ bedient sich die „Saudi-Arabien-Achse“ auch extremistischer Rebellengruppen, die sie mit ausdrücklicher Zustimmung der USA mit Geld und Waffen unterstützt. Eine dieser Terrorgruppen ist der IS. Dieser ist ihr allerdings in der Zwischenzeit aus dem Ruder gelaufen. Aber festzuhalten bleibt:
Ohne die Machenschaften der von den USA unterstützten „Saudi-Arabien-Achse“ gäbe es keinen IS.
Und diese Kampfhandlungen sind nun am “Schwarzen Freitag” im November 2015 endgültig auf Europa übergesprungen.
Es geht um die geopolitische Neuordnung der Welt. Das „Kriegsgebiet Nahost“ umfasst nun auch Europa.
Europa ist demnach Platz von Kampfhandlungen in diesem hybriden Krieg geworden, dem “Dritten Weltkrieg”, wie der Papst sich ausdrückt.
Frankreichs Staatschef reagierte nach dem Schwarzen Freitag in Paris mit hartem Durchgreifen und emotionaler Rhetorik. Der Notstand wurde ausgerufen, typisch für einen Kriegsfall.
Er mobilisierte die Armee, kasernierte die Bereitschaftspolizei und Gendarmerie, für die Krankenhäuser gilt der nationale Notfall. Nur mittels blossen Dekretes werden nun aufgrund der erklärten Notfallsituation
- die Bürgerrechte eingeschränkt wie etwa die Bewegungsfreiheit.
- Personalkontrollen ohne Anlass erlaubt,
- ebenso wie Durchsuchungen auch ohne Richterbeschluss.
Auf die Frage, was man gegen derartige kriegerische Angriffe noch alles tun kann, antworte der Schweizer Sicherheitsexperte Kurt R. Spillmann:
“Wir müssen einen Verlust an Freiheit in Kauf nehmen, um die Sicherheitsmassnahmen auszubauen. Die elektronische Überwachung muss hoch- statt runtergefahren werden. ..vielleicht muss der Zugang zu digitaler Technologie restriktiver gehandhabt werden.”
Na toll! – Ist das noch lebenswert?
Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.
Aber Kriegszeiten sind Zeiten, in denen man Vorkehrungen zur Sicherheit treffen muss. Niemand weiss wirklich, wie das alles ausgeht.
- Wir empfehlen, Vermögenswerte teilweise im kriegsneutralen Ausland abzusichern.
- Wir empfehlen, sich um einen weiteren offiziellen Wohnsitz zu bemühen, der die jederzeitige Einreise in ein sicheres Land garantiert, wenn “dahoam” alles zusammenbricht.
Die Eckpfeiler einer derartigen Absicherungsstrategie heissen Schweiz, Hong Kong und Panama.
In welcher Gewichtung?
Das muss natürlich in letzter Konsequenz jeder für sich selbst entscheiden.