“Bei 8.000 Dollar würde ich Bitcoins kaufen”

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Das jedenfalls äusserte einer der weltweit anerkanntesten Chartanalysten, der Schweizer Rolf Bertschi.

Der Aargauer Chartanalysen-Spezialist Rolf P. Bertschi ist seit mehr als 40 Jahren in der Bankbranche tätig. Seine Karriere startete er 1977 mit einer Lehre bei der damaligen Schweizerischen Kreditanstalt (SKA, heute Credit Suisse) in Aarau, bevor er 1980 in die Research-Abteilung nach Zürich wechselte. Im Jahr 1987 initiierte er die Swiss Association of Market Technicians (SAMT). In den 1990er-Jahren baute er die Technische Analyse im Private Banking der Credit Suisse auf und gelangte dadurch zu weltweitem Ansehen. Zehn Jahre lang war er als Managing Director Mitglied des Investment-Komitees unter der Leitung von Oswald J. Grübel. Ende 2016 liess er sich frühzeitig pensionieren und ist seither selbständig tätig.
Für sein Lebenswerk wurde Rolf Bertschi im vergangenen Monat von der SAMT mit einem «Lifetime Achievement Award» ausgezeichnet (im Bild mit Ron William von der SAMT).

Seine Meinung zur neuen Kursfindung des Bitcoin äusserte er im Rahmen der 33. ZfU-Kapitalanlegertagung im Januar 2018 in Zürich-Regensdorf.

Jedes Finanzinstrument, das Anleger handeln, weist fortlaufend Muster und Trends auf. Somit liesse sich die Technische Analyse auch beim Bitcoin-Kurs anwenden.
Und je mehr Leute damit handeln, umso besser, weil sich dadurch genauere Werte ergeben. Höhere Volatilität ist ebenfalls aussagekräftiger. Schwierig wird es erst, wenn die Umsätze gering sind. Aber das wäre nach Bartschi beim Bitcoin nicht der Fall, da diese Währung absolut flüssig ist und die Kursentwicklung sehr stark von Stimmungen geprägt wird.

Bitcoin hat keinen unterliegenden Wert wie Gold. Die existierenden Kryptowährungen sind reine Spekulationsobjekte. Aber auch Aktien repräsentieren im Prinzip einen fiktiven Wert respektive die Kursfantasien der Anleger. Wenn man beispielsweise eine IBM-Aktie erwirbt, kauft man kein Papier oder Zertifikat, wie das bei einem Kunstwerk der Fall ist. Darum spielt es auch keine Rolle, ob der Bitcoin einen unterliegenden Wert hat oder nicht.

Preisveränderungen seien die treibende Kraft, damit sich Anleger von ihrer eigenen Stimmung und Befindlichkeit leiten lassen und am Ende kaufen oder verkaufen.

“Bei den Kryptowährungen glaube ich, dass wir in den vergangenen Monaten einen wahren Hype erlebt haben. Das fängt damit an, dass zunächst in den Nachrichten darüber berichtet wird, mit der Zeit immer häufiger, irgendwann dann täglich, so dass selbst der Friseur darüber spricht. Spätestens dann darf man sicher sein, dass der Kurs seinen Höhepunkt erreicht hat. Darauf folgt eine Korrektur. …
Als ich im vergangenen Jahr den Chart betrachtet habe, erkannte ich bestimmte Muster einer Überhitzung. Wenn Sie das schon tausend Mal gemacht haben, bekommen Sie den Blick dafür. So habe ich Formationen ausgemacht wie letztmals beim Goldanstieg 2011 oder bei der UBS-Aktie vor dem Absturz. Daraus habe ich gefolgert, dass dieser jüngste Anstieg beim Bitcoin-Preis der vorläufig letzte ist. Ich ging davon aus, dass der Kurs bis auf USD 13.000 Dollar fallen würde.”

Das war keine so schlechte Analyse. Wobei man wissen muss, dass Herr Bertschi bislang gar nicht in Bitcoin engagiert ist.

Aber das könnte sich nun ändern. Warum?

Auf die Frage, wie es mit dem Bitcoin-Preis weitergehe, antwortete Bertschi:

„Entscheidend wird sein, ob sich der Preis bei USD 8.000 halten kann. Falls er das tut, dann wird er sich auffangen und in eine neue Aufwärtsphase einschwenken.”

Ganz verschwinden würde Bitcoin nicht:

“Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass Kryptowährungen bestehen bleiben, und dass sie nach einigen Korrekturphasen wieder auf einen langfristigen Haussetrend einschwenken werden.”

Und was macht ihn so sicher?

“Die hohe Staatsverschuldung in vielen Ländern. Würde ein Land seine Schulden streichen, würde die Währung kollabieren. Darum denke ich, dass Kryptowährungen bleiben werden, als Alternative.”

Und dann antwortete er auf die aktuell so wichtige Frage, warum seines Erachtens die Unterstützungslinie von Bitcoin bei USD 8.000 so wichtig wäre:

“In der Technischen Analyse gibt es Stimmungstrends, die sich zwischen Panik, Pessimismus sowie Optimismus und Euphorie bewegen. Daraus lassen sich Verhaltensmuster ableiten, wann beispielsweise ein Aufwärtstrend zu Ende geht. Geht man davon aus, dass der Mensch ein Stück Natur ist, dann ist auch die Stimmung des Kollektivs ein Naturphänomen, das sich im Chart niederschlägt. Und wenn mehrere Kurslinien in einer Bandbreite liegen, dann ist diese Entwicklung richtungsweisend. Bei USD 8.000 gingen in meiner Analyse gleich drei Linien durch.”

Darüberhinaus sei die Richtung entscheidend und weniger der Zeitpunkt, wann etwas exakt passiert. Aber das Zeitfenster sei schon jetzt hochaktuell:

“Bei USD 8.000 würde ich Bitcoins kaufen – weil ich die Bedeutung dieser Unterstützungslinie genau kenne. Ginge es weiter nach unten, würde ich höchstens ein Minus von 6 oder 7 Prozent akzeptieren und sonst verkaufen.”

Wenigstens einmal eine Stellungnahme zur aktuellen Lage, die Hand und Fuss hat.