„Die Arbeitsmarktprobleme für gering Qualifizierte werden sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen“, betont Prognos-Chefvolkswirt Michael Schlesinger.
In ihren Arbeitsmarkt-Prognosen gehen die Prognos-Experten daher davon aus: Spätestens 2010 wird es zu Reformen kommen, die „die Beschäftigungschancen gering Qualifizierter erhöhen“. Sonst verharre die Arbeitslosenquote bis ins Jahr 2015 auf dem heutigen Niveau. Konkret empfehlen die Forscher eine Arbeitsmarktpolitik, die „Anreize erhöht, eine niedrig entlohnte Beschäftigung aufzunehmen, aber gleichzeitig eine Mindesteinkommenssicherung gewährleistet“.
Generell werde es in den nächsten zehn Jahren nur wenig Positiv-Meldungen vom Arbeitsmarkt geben. Erst nach 2015 dürften sich die Beschäftigungsprobleme spürbar entspannen. In den dann folgenden 15 Jahren wird die Arbeitslosenquote laut Prognos auf 5,9 Prozent sinken. 2030 hätten noch 2,1 Millionen Menschen in Deutschland keinen Job. Hauptgrund für diese positive Entwicklung sei die Demographie. Durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft sinkt die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 2010 und 2030 um rund zwei Millionen auf 37,4 Millionen. Zudem rechnen die Forscher damit, dass die Zahl der Selbstständigen in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten um 275 000 auf fast 4,5 Millionen steigt. Auch der Stellenabbau im öffentlichen Dienst werde im Laufe der Zeit abklingen.
Der Trend in Richtung Arbeitszeitverlängerung dürfte sich fortsetzen – 2030 werde ein Beschäftigter in Deutschland pro Jahr im Schnitt 1 573 Stunden arbeiten. Gegenüber dem Status quo von 1440 Stunden pro Jahr wäre das ein Plus von mehr als neun Prozent.
In der Verlagerung von Produktion ins Ausland – dem Outsourcing – liegt keine große Bedrohung für den Arbeitsmarkt. Zwar seien einzelne Branchen betroffen. „Für die Gesamtwirtschaft muss jedoch vor überzogenen Befürchtungen über massive Arbeitsplatzverluste gewarnt werden. Diese werden weder von der Theorie genährt noch von der Empirie bestätigt.“
Gleichzeitig warnen die Experten aber vor zu viel Euphorie: „Trotz dieses positiven Trends bleibt die Arbeitsmarktsituation weiterhin unbefriedigend.“ Das Wirtschaftswachstum sei zu schwach, „um dem Arbeitsmarkt eine Perspektive in Richtung Vollbeschäftigung zu eröffnen.“