„Wer zu den Gewinnern und Verlierern gehört, zeichnet sich schon heute deutlich ab“, sagt der Prognos-Projektleiter Kai Gramke. Gleich mehrere Bereiche der Dienstleistungsbranche sind die größten Profiteure des Strukturwandels. Das größte Wachstum von Bruttowertschöpfung und Beschäftigung wird es bei EDV-Dienstleistern und Unternehmen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung geben. „Diese wichtigen Querschnittsbranchen werden dazu beitragen, die international gute Wettbewerbsposition im Bereich der Hochtechnologie zu behaupten und weiter auszubauen“, heißt es in der Studie. Auch andere unternehmensnahe Dienstleistungen werden einen Boom erleben – ebenso wie der Gesundheitssektor. Insgesamt entstehen laut Prognos im Service-Sektor bis 2030 rund 1,5 Millionen zusätzliche Jobs. Unter dem Strich steige die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Dienstleistungsbranche erheblich: In 25 Jahren entstünden fast drei Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung in diesem Bereich.
Das produzierende Gewerbe dagegen befindet sich auf einer schleichenden Talfahrt: Die Bruttowertschöpfung nimmt langsamer zu als in der Gesamtwirtschaft, und die Beschäftigung wird drastisch sinken: Verglichen mit 2004 wird in diesem Sektor fast jeder vierte Job verschwunden sein. Die Zahl der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe sinkt von über zehn auf unter acht Millionen. In 25 Jahren würden nur noch 16 Prozent aller Beschäftigten im produzierenden Gewerbe ihr Geld verdienen, derzeit sind es knapp 21 Prozent.
Am härtesten trifft es laut Prognos die Textilindustrie: Von den derzeit 183 000 Jobs werden in 25 Jahren nur noch 72 000 übrig sein. In der Baubranche, wo die Bruttowertschöpfung stagnieren dürfte, verschwinden bis 2030 rund 200 000 der derzeit 1,5 Millionen Stellen.
Für traditionelle Schlüsselbranchen der deutschen Industrie sind die Aussichten laut Prognos durchwachsen: Zwar wachse die Wertschöpfung im Maschinenbau, der Auto- und der Chemieindustrie – dennoch gehen aber in diesen Branchen pro Jahr zwischen 0,5 und einem Prozent der Arbeitsplätze verloren, weil die Produktivität dort schneller wächst als die Bruttowertschöpfung. „Wachstum bedeute nicht automatisch auch mehr Beschäftigung“, sagt Gramke.
Die Landwirtschaft wird in den nächsten Jahrzehnten gesamtwirtschaftlich noch mehr in der Versenkung verschwinden – ihr Anteil an der Wirtschaftsleistung dürfte bis 2030 um ein Viertel auf unter ein Prozent sinken.