„Die Zukunft der deutschen Sozialversicherung ist geprägt von Ausgabensteigerungen und steigenden Beitragssätzen“, schreiben die Wirtschaftsforscher von Prognos in ihrem Deutschland-Report 2030. Das viel beschworene Ziel, die Beitragssätze auf unter 40 Prozent des Lohns zu drücken, sei daher Utopie. Tatsächlich dürfte die Belastung deutlich steigen – von derzeit 42 auf 47,6 Prozent im Jahr 2030.
Speziell in der Pflegeversicherung dürften die Ausgaben um fast 300 Prozent zulegen. Sie würde dann mehr Geld verschlingen als die Arbeitslosenversicherung – und der Beitragssatz würde sich von heute 1,7 auf dann 3,1 Prozent fast verdoppeln. Die Prognos-Experten empfehlen für die Pflegeversicherung einen Systemwechsel weg vom Umlage- hin zum Kapitaldeckungsverfahren.
Eine weitere zentrale Reformbaustelle sei die gesetzliche Krankenversicherung. Deren Ausgaben dürften sich bis 2030 auf dann 321 Mrd. Euro pro Jahr mehr als verdoppeln – dadurch würde der durchschnittliche Beitragssatz auf fast 16 Prozent steigen. Ein zentraler Grund für diese Entwicklung ist die demographische Entwicklung – ein 65-Jähriger verursacht der Krankenversicherung laut Prognos pro Jahr doppelt so hohe Kosten wie ein 45-Jähriger.
Mit Blick auf die Diskussion über die Einführung einer Bürgerversicherung oder einer Gesundheitsprämie betonen die Forscher: „Beide können den künftigen massiven Anstieg der Gesundheitskosten nicht bremsen.“ Entscheidend sei die Frage, „mit welchem Konzept die steigenden Kosten besser getragen werden können“. Dabei sprechen nach Ansicht von Prognos die besseren Argumente für die von der Union favorisierte Gesundheitsprämie.
Ohne weitere Reformen werden auch in der gesetzlichen Rentenversicherung die Beitragssätze deutlich steigen und im Jahr 2030 über 25 Prozent liegen – damit sind die Baseler Experten deutlich pessimistischer als die Bundesregierung. Durch die bereits beschlossenen Rentenreformen wird das Rentenniveau von knapp 54 auf 43 Prozent des Bruttolohns sinken. Absolut betrachtet wird das Einkommen der Rentner trotz dieser Einschnitte aber steigen – nominal um über 70 Prozent auf gut 24 000 Euro. Real fällt das Plus mit rund 15 Prozent allerdings deutlich geringer aus.
Einziger Lichtblick ist die Entwicklung der Arbeitslosenversicherung. Wegen der sich allmählich entspannenden Beschäftigungssituation dürften dort sowohl die Ausgaben wie auch die Beiträge auf Dauer spürbar sinken.