Auf den ersten Blick sehen die Zahlen nicht besonders dramatisch aus: In den nächsten 25 Jahren sinkt die Zahl der Einwohner in Deutschland um gerade einmal 1,8 Prozent auf 81,1 Millionen, prognostiziert das Schweizer Beratungsunternehmen Prognos in seinem neuen Deutschland Report.
Aber auch wenn die Gesamtbevölkerung nur minimal schrumpft – der demographische Wandel überschattet in den nächsten Jahrzehnten alle wirtschaftlichen und sozialen Belange des Landes. Denn das wirklich entscheidende Phänomen findet unter der Oberfläche statt: „In den kommenden Jahrzehnten vollzieht sich eine gravierende Änderung der Altersstruktur“, sagt Prognos-Chefökonom Michael Schlesinger.
Gleich zwei Faktoren führen dazu, dass es immer mehr Alte und immer weniger Junge in Deutschland gibt: Durch die steigende Lebenserwartung sind die älteren Jahrgänge immer stärker besetzt – und die nachwachsenden durch die niedrige Geburtenrate immer schwächer.
Im Jahr 2030 wird es daher 2,8 Millionen weniger Einwohner geben, die jünger als 20 Jahre alt sind, bei den 20- bis 64-Jährigen gibt es ein Minus von 4,7 Millionen. Gleichzeitig steigt die Zahl der über 65-Jährigen um sechs Millionen an. 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter stehen heute 32 Rentner gegenüber – in 25 Jahren werden es im Bundesdurchschnitt 48 sein – in Brandenburg sogar 68.
Denn in Ostdeutschland ist die demographische Entwicklung besonders extrem. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage kommt dort noch die Abwanderung als dritter Faktor hinzu. „Die neuen Bundesländer verlieren bis 2030 jeden vierten Einwohner unter 65 Jahren“, sagt Schlesinger. Im Osten schrumpft auch die Gesamtbevölkerung drastisch – in 25 Jahren werden dort fast zwei Millionen weniger Menschen leben als heute. Am größten ist der Bevölkerungsschwund in Sachsen – dort erwartet Prognos ein Minus von 700 000.
Im Westen dagegen ist die Entwicklung sehr unterschiedlich: Nordrhein-Westfalen verliert fast 600 000 Einwohner, Hessen immerhin knapp 150 000. Bayern und Baden-Württemberg dagegen können sich vom Trend der schrumpfenden Bevölkerung abkoppeln: Zusammengenommen steigt die Einwohnerzahl in beiden Bundesländern bis 2030 um fast eine Million. Vor allem die besseren wirtschaftlichen Perspektiven dürften die Menschen in den Süden locken – denn das Wirtschaftswachstum ist mit 1,8 Prozent pro Jahr in Bayern und Baden-Württemberg deutlich höher als im Rest der Republik. Die Zahl der Haushalte wird trotz der sinkenden Bevölkerung weiter zunehmen – bis 2030 um 700 000, erwartet Prognos. Immer mehr Menschen werden allein leben, während es immer weniger Haushalte mit drei oder mehr Personen geben wird.
Die Unternehmen stellt der demographische Wandel vor massive Herausforderungen – denn das Angebot an Nachwuchskräften sinkt deutlich. „Dies erfordert, wenn auch zukünftig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhalten bleiben soll, Veränderungen in der betrieblichen Weiterbildung“, heißt es in dem Bericht.