Deutschsprachige Nachrichten aus Panamá
Regierungsschlamperei führt zu Desaster
Ab 1. Januar genießen panamaische Produkte also in der EU nicht mehr Zollbefreiung wegen des Versäumnisses der Regierung, bis zum 31. Oktober einen schlichten Verlängerungsantrag auszufüllen. Die EU stellt lediglich in Aussicht, daß im Jahr 2010 die Zollbefreiung wieder greifen könnte.
Der Versuch Panamás, noch zu retten was zu retten wäre, ist fehlgeschlagen. Heimlich still und leise waren panamaische Regierungsvertreter in dieser Woche nach Brüssel gereist. Der stellvertretende Außenminister Ricardo Durán, der stellvertretende Minister für Außenhandel Severo Sousa und Assessor Yavel Francis, ebenfalls aus dem Außenministerium, kehrten mit leeren Händen wieder nach Panamá zurück. Man nennt keine Verantwortlichen in Zeiten des Wahlkampfes – aber alle wissen, daß die Schlamperei ihren Ausgang nahm bei Botschafter Pablo Garrido in Brüssel, der Bruder der Kandidation für das Präsidentenamt der Regierungspartei PRD, dem Bruder von Balbina Herrera.
Bislang ist das Regierungsversprechen an die Exporteure, den Zoll zu erstatten, nur ein bloßes Versprechen ohne Rechtssicherheit. Jeder Exporteur muß demnach mit dem Zoll kalkulieren und verliert dadurch an Konkurrenzfähigkeit.
Die Wirtschaft beklagt den schlimmen Fehler für den Handel, beklagt die beispiellose Regierungsschlamperei hinsichtlich des zweitwichtigsten Exportmarktes für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Am meisten betroffen sind die Produzenten von Melonen, Wassermelonen, Zapallos (kleine Kürbisse) und Fruchtsäften, ferner betroffen die Industrie für Fische und Krabben. Aber insgesamt ist die landwirtschaftlich Produktion schwer betroffen. Die Verkaufsgespräche mit den Abnehmern für 2009 drohen zu scheitern, erklärt Präsident Francisco Antúnez der Exportfirma „Comexa“. Und die Verhandlungen laufen jetzt und noch im Januar, danach sind die Geschäfte abgeschlossen – oder eben nicht. Schlechte Verhandlungsbasis, wenn ein potentieller Vertragspartner in der Luft hängt.
Um beurteilen zu können, was das bedeutet, muß man wissen, daß ca. 65% der Exporteinnahmen von landwirtschaftlichen Produkten in der Europäischen Union erwirtschaftet werden. Es geht um 7.500 Container im Wert von jeweils durchschnittlich USD 12.000 (=Waren im Wert von 90 Millionen Dollar). Für ein Land mit nur 3 Millionen Einwohnern ist das eine stattliche Summe.
Der Fischexporteur „Appexmar“ weist darauf hin, daß 90% des Fanges von Tilapias (ein Barsch) aus dem Bayano See bislang in die EU ging. 11.500 Familien sind von diesen Exporten abhängig. Rechnet am den Thunfisch dazu und die anderen Exportfische, geht es insoweit um 80 Millionen Dollar. Ein Ersatzabsatzmarkt in den USA etwa ist derzeit kaum vorstellbar.
Insgesamt nimmt die EU Panamá 33,2% seiner Exporte ab. 40% der Melonen- und Wassermelonenproduktion Panamàs gingen bislang in die Europäische Union.
Das war demnach kein Fehler der Regierung auf einem „Nebenkriegsschauplatz“. Das ist eine Disqualifizierung.
Farc sickert ins Darién ein
Die angeschlagene regierungsfeindliche kolumbianische Guerilla der Farc sickert derzeit über die panamaische Grenze ins unübersichtliche Regenwaldgebiet des Darién ein, wird aus kolumbianischen Geheimdienstkreisen bekannt. Die Guerilleros suchen einen Unterschlupf, nachdem sie militärisch immer weiter auf die Verliererstraße gelangt sind.
Teilweise treibt sie der reine Hunger über die Grenze.
Kolumbiens Verteidungsminister Juan Manuel Santos bestätigte zwischenzeitlich, daß die Guerilleros, die vor einigen Tagen von panamaischen Sicherheitskräften gestellt worden waren (wir berichteten), tatsächlich der Farc angehören. Es wird zu einer stillen Zusammenarbeit der kolumbianischen mit den panamaischen Sicherheitskräften kommen.
Darüber redet man natürlich nicht weiter.