Deutschsprachige Nachrichten aus Panamá
Nach dem großen Regen
Der Autor dieser Nachrichten brauchte am Freitag Abend 1½ Stunden, allein um die Hauptstadt mit dem Auto wieder über den Kanal hinweg zu verlassen. Ein Erdrutsch auf der Ausfahrtstraße Martires in Richtung der Brücke Las Américas brachte den totalen Verkehrschaos. Notausgang war ein sich Durchschlagen in Richtung Albrook und dann parallel zum Kanal bis zur Brücke Centenario. Der nächste Stau folgte dann aber zwischen dieser Brücke und Arraiján an einer Baustelle, wo die Autobahn einspurig wurde. Dieser Ausgang aus der Hauptstadt existiert zwischenzeitlich aber auch nicht mehr.
Die Brücke Centenario ist auf unbestimmte Zeit ganz für den Verkehr gesperrt worden, gab am Samstag Abend das Ministerium für das Öffentliche Bauwesen (MOP) bekannt. Eine Auffahrt zu dieser Brücke war schlicht und einfach weggebrochen. Die Brücke wurde deshalb zunächst nur für den Schwerlastverkehr gesperrt wie für den den Personentransport in Bussen in Richtung Panamá Oeste und ins Landesinnere generell. Die meisten Busse fuhren zwar ohnehin über die Puente de las Américas, nicht aber die LKW. Diese durften aus Sicherheitsgründen bislang nicht mehr die Einfahrt über diese Brücke nutzen. Aus einem Verbot wurde ein Gebot. Die Lage ist dramatisch. Nun drängelt sich also alles über das Nadelöhr der Puente de las Américas. Es ist das erste Mal seit 7 Jahren, daß die Hauptstadt vom Landesinneren nur noch über eine einzige Brücke zugänglich ist. Der Zugang in die Stadt aus Panamá Oeste für den Schwerlastverkehr ist darüberhinaus nur zu bestimmten Uhrzeiten zulässig.
Schwerlastverkehr nach Colón darf künftig ausschließlich die Autopista Alberto Motta nutzen, nicht mehr die Carretera Boyd-Roosevelt. Ins Darién kommt man mit dem Auto derzeit gar nicht.
Das MOP hat noch keine Vorstellungen, was die Schadensbeseitigung kosten wird. Das Kabinett beschloß am Freitag, daß das Finanzministerium beim Parlament aufgrund der Lage beantragen dürfe, daß die gesetzlich verankerte jährliche Neu-Verschuldungsgrenze von 2,5% – strenger als die EU-Regel – überschritten werden dürfe aufgrund des Notstandes im Straßenwesen nach dem großen Regen.
Erst am Freitag waren Leichen von Verschütteten in der historisch bedeutsamen Stadt Portobelo an der Karibikküste nach dem dortigen großen Erdrutsch vom Zivilschutz geborgen worden. Nach zwei weiteren Verschütteten wird noch gesucht, es besteht keinerlei Hoffnung, sie lebend zu finden. Die Erdrutsche reichten heran bis an die Festung „San Jerónimo“. In Portobelo starben 5 Personen.
Kein Strom, kein Trinkwasser an der Costa Arriba in Portobelo und Nuevo Tonosí; in San Antonio und Nombre de Dios; in Viento Frío, Palenque, Miramar, Cuango, Playa Chiquita, Palmira und Santa Isabel.
Bewohner von Panamá Este, die durch die Überschwemmungen durch den Stauwehr Bayano betroffen sind, haben bei der Generalstaatsanwaltschaft Strafanzeige gegen den Stromerzeuger AES Panamá gestellt. Auch Präsident Martinelli machte dem Unternehmen Vorwürfe. AES Panamá lehnt einen Kommentar ab, widerspricht aber auch nicht, eventuell „unsachgemäß“ entschieden zu haben.
Der Bayano Stausee hat noch immer eine Pegelstand von 63,30 m. Der zulässige Höchststand beträgt 62 m. Das gab der meteorologische Dienst der AES Panamá bekannt. Die Stauwehr sei jedoch in gutem Zustand.
Noch immer halten sich mehr als 2.000 Panamaer in Notunterkünften auf. Richtig aufgehört zu regnen hat es im Osten Panamás noch immer nicht.
Zusätzliche Steuereinnahmen von USD 105 Millionen
Nur aufgrund zweier Firmeneinnahmen nimmt das panamaische Finanzamt zusätzlich USD 105 Millionen ein.
Die Zahlung für die Übernahme von Aktienpaketen wird einkommenssteuerrechtlich besteuert mit 5%. Vorliegend geht es nur um die Übernahme der Aktien des Kreditinstitutes BAC durch die Kolumbianer der Gruppe „Aval“ und um die Übernahme des Milchproduzenten „Industrias Lácteas, S.A.“ durch Coca Cola FEMSA.