Deutschsprachige Nachrichten aus Panamá
Gegenwind für Grupo F Internacional
Panamá wollte den politischen Wechsel. Dieser wird nun umgesetzt. Das schmeckt nicht jedem.
Zum Beispiel nicht dem Unternehmer Jean Figali, dem die Gesellschaft "Grupo F International" gehört. Diese Firma hält wertvolle Konzessionen im Nobelgebiet von Amador, einem der schönsten Orte der Hauptstadt draußen auf dem Meer mit Blick auf die Stadt, verbunden mit dem Festland über eine Brücke vergleichbar der Autostraße nach Venedig. In Amador entsteht derzeit ein exklusiver Yachthafen, schon jetzt sitzt man abends beim Essen dort schöner als irgendwo sonst – und die Restaurants sind empfehlenswert.
Die Grupo F Internacional zahlt nicht ihre Konzessionsgebühren für 4 große Parzellen in Amador. Es haben sich USD 11,2 Millionen angehäuft an Schulden gegenüber der Republik Panamá. Figali verlangt eine Änderung des Vertrages und bezahlt erst einmal gar nichts.
Aber es geht nicht nur um das Unternehmen Figalis. Es herrscht weitgehend Chaos im System der erteilten Konzessionen und dem Inhalt der jeweiligen Abmachungen. Überprüft wird das gesamte Konzessionswesen der Häfen, an der Küste, an den Flughäfen und das der Casinos. Die Sachverhalte sind oft verworren – gut möglich, daß viele Gelder in private Taschen geflossen sind.
Wenn Klarheit besteht, wird wohl bald eine gesetzliche Neuregelung kommen. Es geht nicht um Abschaffung von Konzessionen, es geht um Rechtssicherheit. Und darum, daß ein Investor aus dem Ausland sich auf gesetzliche Regelungen mehr verlassen kann als auf Schmiergeldzahlungen.
IWF lobt Panamás Bankenaufsicht – nur Panamá und Perú wachsen weiter
Die einzigen beiden Länder Lateinamerikas, die 2009 kein Minuswachstum zu verzeichnen haben werden, sind Panamá und Perú. Im Schnitt wird es ein Minuswachstum in Lateinamerika geben von -2,5%.
Das besagt eine Studie der Weltbank, die am Freitag in Chiles Hauptstadt Santiago vorgestellt worden ist anläßlich des II. Gipfeltreffens der Wirtschaftsminister der gesamten Region. Neben den Länderministern ist das Direktorium der Weltbank vertreten gewesen, das des IWF und der "Banco Interamericano de Desarrollo", wie das der lateinamerikanischen Wirtschaftskommission.
Im Laufe des kommenden Jahres wird es zu einer Erholung kommen, die aber möglicherweise nur moderat ausfällt, so die Weltbank. Darüberhinaus wird das Wachstum 2010 sehr unterschiedlich innerhalb Lateinamerikas sich entwickeln. Kaum anzunehmen, daß Panamá und Perú nicht Spitzenreiter bleiben.
Das Exekutivdirektorium des IWF erklärte in Chile zu Panamá selbst ganz konkret, das Land trotze der Wirtschaftskrise dank seiner herausragenden Bankenaufsicht. Herrn Steinbrück, Deutschlands etwas proletarischem Finanzminister mit der Betragensnote "mangelhaft", wird ob dieser Aussage die Kinnlade auf den Fuß fallen. Dem Herrn Sarkozy auch, aber da fällt die Kinnlade nicht so tief bis sie auf dem Fuß aufschlägt.
Wenn auch die Bankenaufsicht Panamás an erster Stelle genannt wird als Grund für die weiter stabile Wirtschaftslage, lobt der IWF Panamá darüberhinaus aufgrund seiner stabilisierten Haushaltslage und der Erweiterung des Kanals, was ein herausragendes Konjunkturprogramm darstelle. Daher bewahre Panamá sein Wirtschaftswachstum – wenngleich natürlich auf deutlich niedrigerem Niveau als in den Jahren zuvor.
Geburtstag der USA
Am 4. Juli feierten die USA ihren 233. Geburtstag.
Einer der Gratulanten in der US-Botschaft bei der dortigen "Chefin" Bárbara Stephenson war Präsident Martinelli.
Martinelli drückte im Rahmen seiner Gratulation die Erwartung aus, daß bis zum nächsten Geburtstag der USA das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Panamá endlich vom Kongreß in Washington ratifiziert sein wird.
Frau Stephenson bedankte sich für die Glückwünsche und erklärte, sie freue sich, diesen Tag diesmal in Panamá zu verbringen und nicht in den USA. Sie lobte Martinelli insbesondere dafür, daß er die Herausforderung einer steigenden Kriminalität annehme und für "sichere Straßen" in Panamá sorgen werde – in allen Bezirken der beiden Großstädte.
Neues Jugendstrafrecht in Bearbeitung
Wie überall auf der Welt sind es nicht zuletzt Halbwüchsige, die für steigende Kriminalität verantwortlich sind.
Die Regierung Martinelli hat eine Kommission gebildet, die innerhalb von 30 Tagen Vorschläge unterbreiten soll für neue gesetzliche Regelungen. Die Kommission ist breit zusammengesetzt, denn es kann nicht allein darum gehen, "Kinder" wegzuschließen.
Geleitet wird die Kommission von Justizminister José Raúl Mulino, ihr gehören aber auch an Vertreter des Sozialministeriums, des Bildungsministeriums, des Ministeriums für Öffentlichkeitsarbeit, ferner Vertreter der Justiz und ziviler Vereinigungen der Bürger, von staatlichen Unternehmen wie der Privatwirtschaft.
Im Prinzip weiß man ganz genau, wo die kriminellen unterklassigen Halbstarken ohne Bildung herumlungern, nämlich in Calidonia, El Chorrillo, Curundú und Santa Ana. Verglichen mit Ländern wie México, El Salvador, Nicaragua, Kolumbien, Bolivien und der Dominikanischen Republik sind die Verhältnisse in Panamá noch geradezu paradiesisch. Nur darf man sich nicht daran orientieren, wo es schlechter ist – der Blick geht nach oben.
Wie es aussieht, werden zwecks sofortiger Kriminalitätsbekämpfung Polizeieinheiten dezentralisiert werden und größere Präsenz vor Ort entfalten. Polizeieinheiten gehören in hinreichender Stärke dort lokalisiert, wo die bekannten Brandherde der Kriminalität lodern.
Besuch in Colón
Taiwans Präsident Ma Ying-jeou hat im Anschluß an seiner Teilnahme zur Amtseinführung Ricardo Martinellis Unternehmen in Colón besucht. Natürlich besuchte er auch das taiwanesische Unternehmen Evergreen dort wie die Zollfreizone.
Erdbeben
In Panamá gibt es keine Erdbeben. Allenfalls mal im weit entfernten Gebiet zur Grenze nach Costa Rica. Sonst aber nicht.
Von wegen.
Samstag Vormittag wurden die Bewohner der beiden Großstädte Panamás, Colón am Atlantik und die Hauptstadt am Pazifik, durch ein Erdbeben der Stärke 6,3 auf der nach oben offenen Richterskala in Panik versetzt und aus den Betten vertrieben. Das Erdbeben ereignete sich um 1:49:36 a.m. Ortszeit.
Das Epizentrum lag 105 km in nordöstlicher Richtung von Colón entfernt. Aber nicht etwa weit draußen auf dem Atlantik, sondern in unmittelbarer Nähe der Küste im Darién. Die Tiefe des Bebens wird angegeben mit 43,1 km.
Nennenswerte Schäden sind nicht entstanden und natürlich gab es keinerlei Personenschäden. Natürlich, in einigen Regalen von Geschäften wie etwa der Pharmazieketten Arrocha und Metro, in Supermärkten von Rey und Súper 99, sah es nach dem Erdbeben nicht mehr wirklich aufgeräumt aus. Aber so lange das alles ist, kann man es verkraften.
Hubschrauber patroullierten den Samstag über im Erdbebengebiet, die Bevölkerung wurde aufgefordert zu überprüfen, ob ihre Häuser Schäden aufwiesen.
Das Erdbeben hat zu hohem Seegang an der Atlantikküste geführt.