Deutschsprachige Nachrichten aus Panamá
Tourismus versus Bodenschätzen
In der Provinz Colón an der Atlantikküste beginnen immer mehr sich widerstreitende Interessen gegenseitig aufzuschaukeln: Tourismus und Minenbetrieb zur Ausbeutung von Bodenschätzen vertragen sich nicht gut.
Es existieren zwei Konzessionen für den Abbau von Gold und anderen Metallen in einer auch für den Tourismus interessanten Zone an der Karibikküste der „Costa Arriba“ von Colón.
„Global Min-Metal Panamá“ verhandelt mit privaten Eigentümern über den Abverkauf großer Geländeflächen. Und außerdem steht man in Verhandlungen mit dem Unternehmen „Aurum Exploration“, dem man einen Teil der Konzession abkaufen möchte . daran würde nichts scheitern, denn die beiden Unternehmen stehen sich sehr nah. In diesem Fall geht es nicht um den Abbau von Gold, sondern von Mangan. Das Gelände, um das es geht, liegt nur 8 km entfernt vom „Parque Nacional Chagres“. „Aurum Exploration“ hat eine Konzession hinsichtlich einer Fläche von 10.362 Hektar in den kommunalen Verwaltungseinheiten von Nombre de Dios, Viento Frío, Palenque, Miramar und Cuango.
Schon vor einem Jahrhundert hat dort die „Caribbean Manganese Co.“ die Mine „La Soledad“ ausgebeutet. Zwischen 1895 und 1902 wurden dort 40.000 Tonnen Mangan abgebaut.
„Global Min-Metal“ hat außerdem ein Auge geworfen auf die Konzession über 597 Hektar der „Minera Cañazas“. In der Region arbeitet auch die „Petaquilla Gold“, „Minera Panamá“ wird Kupfer abbauen.
Aber genau dort findet sich auch herrlichste Natur. Das behaupten nicht nur verbohrte Naturschützer, das ist wirklich so. Alte Baumbestände bieten vielfältigster Flora und Fauna ein zu Hause. Alles grenzt direkt an den Atlantik an – ein traumhaftes Ambiente also auch für Öko-Tourismus.
In Playa Alta (Nombre de Dios) ist die Planung eines Hotels weit fortgeschritten. Nahe bei, in Punta Nicoya wird im Juli eine Marina eröffnet, gebaut von der „Green Turtle Cay Corp.“. In das dortige Projekt – bestehend aus drei Hotelanlagen, Cabañas, einer Golfanlage und einem „Öko-Zentrum“ in der ersten Ausbaustufe – fließen Investitionen von USD 120 Millionen.
Die Interessenabwägung wird nicht leicht fallen. Harte politische Auseinandersetzungen stehen bevor, und jede Seite hat gute Argumente.
Panamá beantragt Auslieferung Noriegas
Nach jahrelangem Tauziehen ist Panamás Exdiktator Noriega in Frankreich angekommen. Nun hat die Regierung Martinelli die Auslieferung nach Panamá beantragt.
Auch in Panamá ist Noriega in Abwesenheit wegen verschiedener Mordfälle verurteilt.
Es ist natürlich, daß Panamá noch zu Lebzeiten Noriegas diese Zeit juristisch aufarbeiten will. Das ist in Panamá auch eher möglich als in Frankreich. Frankreich hat das völkerrechtliche Problem, einer zur Zeit der Tatbegehung in Amt und Würden eines ausländischen Staates stehenden Person einen Prozeß zu machen. In europäischen Ländern spielt das Völkerrecht eine bedeutendere Rolle als in den USA – so bleibt wenigstens zu hoffen.
Zunächst wird sich Noriega noch einmal der Justiz in Frankreich stellen. Dann spielen auch die USA noch einmal hinein, die Noriega schließlich nach Frankreich ausgeliefert hatten – obgleich nach dem einschlägigen Haager Abkommen „Kriegsgefangene“ nach Beendigung der Kriegsgefangenschaft nur in ihr Heimatland verbracht werden dürfen.
Klar, nicht jeder in Panamá sieht es gern, wenn Noriega wieder in Panamá ist. Insbesondere nicht alte Weggefährten, die sich eher in der oppositionelle PRD finden. Deren unterlegene Präsidentschaftskandidatin Balbina sollte während des Einmarsches der USA seinerzeit in Panamá Noriega zunächst Unterschlupf gewährt haben.
Bestimmt nicht uninteressant, wenn in Panamá selbst der „Fall Noriega“ juristisch aufgerollt werden würde. Für Noriega selbst wäre das auch angenehmer als Frankreich. Aufgrund seines zwischenzeitlichen Alters käme er wohl letztlich nichts ins Gefängnis, sondern in Hausarrest – vielleicht unter der Bedingung, an der Aufarbeitung der Zeitgeschichte konstruktiv mitzuwirken.